Fernsehen

Rückzieher: Disney behält TV-Geschäft in den USA

Bislang galt es als ausge­macht, dass Disney sich welt­weit vom TV-Geschäft trennt. Doch nun will Konzern­chef Bob Iger am Fern­sehen in den USA fest­halten. Dieser Sinnes­wandel hat gute Gründe.
Von Björn König

Während Strea­ming-Dienste konti­nuier­lich wachsen, verliert lineares Fern­sehen immer mehr Zuschauer. Diese Entwick­lung geht auch an der Walt-Disney-Company nicht spurlos vorüber, weshalb sich der Konzern unter seinem dama­ligen CEO Bob Chapek zu einem radi­kalen Schritt entschied. So sollten welt­weit in den TV-Stationen des Mickey-Mouse-Konzerns die Lichter ausgehen. Vor allem bei den Networks im US-Heimat­markt macht Konzern­chef Bob Iger nun aber einen bemer­kens­werten Rück­zieher. So stehe insbe­son­dere ABC nicht mehr zum Verkauf. Warum diese Entschei­dung nicht uner­wartet kommt.

Networks bleiben wichtig

Disney-Chef Iger will nicht völlig auf Fernsehen verzichten Disney-Chef Iger will nicht völlig auf Fernsehen verzichten
Foto: picture alliance/Charles Sykes/Invision/AP
Auch wenn die Zuschau­erzahlen im linearen Fern­sehen konti­nuier­lich sinken, spielen die großen TV-Networks in den USA immer noch eine gewich­tige Rolle. Die wich­tigsten Studios Comcast/NBCUniversal (NBC), Para­mount (CBS) und Disney (ABC) buhlen im linearen Fern­sehen immer noch um Werbe­kunden und Markt­anteile, deren Umsätze sind nicht einfach durch werbe­finan­zierte Strea­ming-Dienste ersetzbar.

Darüber hinaus senden die Networks vor allem auch Nach­richten und Sport - also Inhalte, welche sich typi­scher­weise auch nicht im Strea­ming-Kosmos der Medi­enkon­zerne finden. Dies gilt umso mehr für Disney, denn Teil des Medi­enriesen ist eben nicht nur ABC, sondern auch das Sport-Network ESPN. Insbe­son­dere diese Marke gilt als sehr inter­essantes Asset für Disney, obwohl Sport nicht zum Kern­geschäft des Unter­neh­mens gehört.

Fenster zu Strea­ming

Nicht jeder US-Haus­halt kann oder will ein kosten­pflich­tiges Disney+- bzw. Hulu-Abo buchen. Diese Zuschauer sind dann zumin­dest immer noch über die TV-Networks erreichbar. Einen ähnli­chen Ansatz hat man in Europa bereits mit dem Disney-Channel verfolgt. So ist dieser hier­zulande glei­cher­maßen ein Fenster zum Strea­ming-Dienst Disney+ für den kürz­lich weitere Preis­stufen einge­führt wurden.

Ob aller­dings ebenso ein poten­zieller Nach­folger von Bob Iger weiterhin an den Fern­seh­sen­dern fest­hält, ist derzeit noch offen. Iger wird voraus­sicht­lich keine weitere Amts­zeit anschließen, somit bleiben weitere stra­tegi­sche Entschei­dungen im Unter­nehmen offen. Spätes­tens wenn Werbe­umsätze weiter fallen, dürfte eine erneute Diskus­sion um das TV-Geschäft unver­meidbar sein.

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