Trennung

Streaming: Schluckt Disney demnächst Hulu?

Noch betreiben Comcast und Disney den Strea­ming-Dienst Hulu gemeinsam. Das aller­dings soll sich im kommenden Jahr ändern. Nun deutet Comcast-CEO Brian Roberts den Verkauf seines Anteils an Disney an.
Von Björn König

Derzeit sind Comcast und Disney beim Strea­ming-Dienst Hulu noch Geschäfts­partner. Doch das soll sich gemäß bestehender Vertrags­bedin­gungen schon bald ändern. Im kommenden Jahr besteht für Comcast die Option, sich für seinen Anteil von Disney auszahlen zu lassen. Dass ein solches Szenario wahr­schein­licher wird, hat Comcast-Chef Brian Roberts nun in einem Medi­enbe­richt durch­bli­cken lassen.

Aussagen von Disney-CEO entschei­dend

Comcast-Chef Brian Roberts zeigt sich für einen Verkauf seines Hulu-Anteils an Disney offen Comcast-Chef Brian Roberts zeigt sich für einen Verkauf seines Hulu-Anteils an Disney offen
Foto: picture alliance / AP
Hinter­grund für diese Entwick­lung ist eine Aussage von Disney-CEO Bob Iger. Er hatte ange­kün­digt, sich das Geschäft von Hulu genauer anzu­schauen und auf seine Zukunft im Mickey-Mouse-Konzern zu bewerten. Im Rahmen ergeb­nis­offener Analysen zu Spar­maß­nahmen stand dabei auch ein Verkauf des Disney-Anteils an Hulu zur Diskus­sion. Offenbar kam man aber in Burbank nun zum Ergebnis, dass "General Enter­tain­ment" durchaus wert­voll sein kann.

In Konse­quenz wech­seln Hulu-Inhalte zum Jahres­ende in den Katalog von Disney+, wie Bob Iger gegen­über Inves­toren bei einer Tele­fon­kon­ferenz ankün­digte. Damit wolle man eine "One App Expe­rience" schaffen. Bislang konnten US-Nutzer zwar ein Bundle aus Disney+ und Hulu abon­nieren, benö­tigten aber dennoch zwei sepa­rate Apps, da es sich um unter­schied­liche Strea­ming-Dienste handelt.

Über­nahme wird kein Schnäpp­chen

Brian Roberts hatte aller­dings in der Vergan­gen­heit bereits deut­lich gemacht, dass die Über­nahme für Disney kein Schnäpp­chen wird. Iger wird somit für den Comcast-Anteil tief in die Tasche greifen müssen. Dennoch könnte sich diese Inves­tition lang­fristig lohnen, denn auch mit der Über­nahme durch weite Teile des Fox-Impe­riums hat sich das Unter­nehmen bereits stra­tegisch in Rich­tung General Enter­tain­ment ausge­richtet.

Span­nend bleibt aller­dings die Frage, ob Hulu als Marke im Falle einer Über­nahme weiterhin besteht. Daran bestehen durchaus Zweifel, denn in Europa hat Disney bereits Hulu-Inhalte unter der Marke "Star" in Disney+ inte­griert. Ein ähnli­cher Schritt wäre somit auch für Hulu in den USA vorstellbar. Alter­nativ könnte der Konzern mit der Marke Hulu in den euro­päi­schen Markt eintreten.

Trotzdem weniger Inhalte

Der Deal bedeutet nicht zwangs­läufig, dass Abon­nenten von Disney+ künftig mehr attrak­tive Inhalte serviert bekommen. So hatte Finanz­chefin Chris­tine McCarthy kürz­lich sogar vor Inves­toren ange­kün­digt, dass man bestimmte Inhalte aus dem Strea­ming-Katalog entfernen will, um letzt­end­lich die Renta­bilität zu verbes­sern. In diesem Zusam­men­hang sind auch Abschrei­bungen in Milli­arden­höhe vorge­sehen.

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