Stürzt Disney-Chef Bob Iger über Großinvestor?
Wollen Nelson Peltz (l.) und Elon Musk Disney-Chef Bob Iger aus dem Amt drängen?
Foto: Lisa O'Connor/AFP
Wenn Nelson Peltz über die Walt Disney Company spricht, klingt es auf den ersten Blick wie typische Äußerungen, die man von Banken oder Hedgefonds regelmäßig hört: Kritik am Management, wenig überzeugende Umsatzzahlen, Geldverschwendung. Nun muss Peltz wissen, wovon er redet. Der Investor gründete Trian Partners, einen Multi-Milliarden Dollar Asset Manager.
Tatsächlich geht es Peltz aber bei Disney nicht nur um Geld. Er hat es auf CEO Bob Iger abgesehen und verfolgt einen weitaus größeren Plan.
Erfolg mit Schattenseiten
Wollen Nelson Peltz (l.) und Elon Musk Disney-Chef Bob Iger aus dem Amt drängen?
Foto: Lisa O'Connor/AFP
Zweifelsohne gehen viele große Erfolge in der Walt Disney Company auf das Konto von Bob Iger. So zum Beispiel die Übernahme von Pixar, der Marke Star Wars von George Lucas und den Zukauf von Marvel sowie 20th Century Fox. Ohne den amtierenden CEO wäre Disney heute nicht an der Spitze der US-Medienkonzerne, sondern würde vermutlich Konkurrenten wie Warner oder Comcast hinterherhinken.
Allerdings hat sich Iger auf dem Weg an die Spitze Feinde innerhalb und außerhalb des Disney-Imperiums gemacht. Einer davon ist zum Beispiel der einflussreiche Milliardär Isaac "Ike" Perlmutter. Der Manager stand selbst an der Spitze von Marvel Entertainment, bevor dieses Segment vollständig in Disney integriert wurde. In diesem Zusammenhang setzte Iger Perlmutter kurzerhand vor die Tür.
Erzwungene Neuausrichtung
Nun ist Ike Perlmutter aber nicht einfach nur einer von vielen ehemaligen Mitarbeitern auf Disneys Gehaltszettel. Er ist stattdessen selbst Großinvestor im Mickey Mouse-Konzern und nahm den Rausschmiss offenbar sehr persönlich. Sein Plan: Die eigenen Stimmrechte an Investor Nelson Peltz und Trian Fund Management zu übertragen. Die Investmentfirma von Peltz hat einen geschätzten Anteil von 2,5 Milliarden US-Dollar am Unternehmen angehäuft, der wiederum Anteile sowohl von Trian Funds als auch von externen Investoren umfasst, wobei die Aktien von Perlmutter die Mehrheit unter der Kontrolle der Investmentfirma darstellen.
Das Ziel von Peltz und Perlmutter ist, die Kontrolle im Disney-Aufsichtsgremium zu übernehmen und Bob Iger aus dem Amt zu jagen. Aber damit nicht genug: Unter den Investoren könnte sich Disney sehr schnell um 180 Grad drehen, denn im vielsagenden Programm "Restore The Magic" geht es letztendlich darum, den progressiven Kurs Disneys unter Iger zu beenden. Kurz gesagt: Sollten Peltz und Perlmutter die Kontrolle übernehmen, wäre es wohl das Ende von "Woke Disney".
Prominente Unterstützer
Es ist kein Geheimnis, dass eine konservative Revolte im Haus der Maus auch anderen Protagonisten zusagen würde. Darunter zum Beispiel Floridas Gouverneur Ron DeSantis, der seit langer Zeit auf Kriegsfuß mit CEO Bob Iger steht. Diese Vendetta führte sogar zu einer Drohung von Disney, Arbeitsplätze und Investitionen in Florida zu streichen.
Auch Elon Musk hat Disney seit langer Zeit auf dem Kieker. Immer wieder greift der Multimilliardär Disney und Konzernchef Iger in seinem eigenen sozialen Netzwerk "X" an, offenkundig aus Verärgerung über die progressive Ausrichtung des Konzerns verschwand der Streaming-Dienst Disney+ sogar von den Displays in Tesla-Fahrzeugen. Nicht ganz ernst gemeint waren in diesem Zusammenhang wohl Äußerungen, dass Musk selbst Disney übernehmen könnte und den Medienriesen auf einen "Anti Woke-Kurs" bringen wird.
Kurswechsel nicht unwahrscheinlich
Dass sich Disney aber grundlegend verändert, ist nicht völlig aus der Luft gegriffen. Tatsache ist: Die goldenen Zeiten weitreichender Investitionen unter Bob Iger sind vorbei. Heute kämpft der Mickey Mouse-Konzern mit den gleichen Problemen wie die Konkurrenz. Abgesehen davon ist für den amtierenden CEO wohl nach Auslaufen der aktuellen Amtsperiode ohnehin Schluss.
Fakt ist auch: Sehr vielen Disney-Fans sind die Inhalte tatsächlich zu progressiv. Dass ein Traditionskonzern völlig unreflektiert einem bestimmten politischen Zeitgeist folgt, nehmen dem Unternehmen nicht nur in den USA viele Konsumenten übel. Letztendlich dürfte dies ein wesentlicher Grund für die wirtschaftliche Schieflage des Unternehmens sein, denn viele Amerikaner boykottieren die Maus offenkundig aus politischen Motiven. Eine bittere und vor allem sehr teure Erfahrung, welche schon die Brauerei Anheuser-Busch mit ihrer Marke Bud Light im Rahmen einer fehlgeschlagenen Kampagne machen musste.