Mehr Werbung im Streaming?
Amazon bringt seine beliebtesten Originals und Spin-Offs wie "Bosch" zu Freevee
Hopper Stone / Amazon Studios
Seit dem Start von Netflix hat sich die Streaming-Branche grundlegend verändert. Das Geschäft mit kostenpflichtigen Abos wird für Branchenriesen wie Netflix und Disney zunehmend unattraktiv. Analysten sehen insgesamt einen Trend, dass die großen US-Studios ihre Geschäftsmodelle neu ausrichten und künftig primär auf Werbung als Umsatzquelle setzen. Doch ist diese Transformation für alle Medienkonzerne realistisch?
Wettbewerb und Kosten
Amazon bringt seine beliebtesten Originals und Spin-Offs wie "Bosch" zu Freevee
Hopper Stone / Amazon Studios
Die Gründe für den Sinneswandel in der Streaming-Branche lassen sich leicht erklären. Einerseits zeigt der zunehmende Wettbewerb bei SVoD der Branche Grenzen auf. Wachstum ist kaum mehr möglich, da das Haushaltsbudget für Streaming begrenzt ist. Mehr als zwei bis drei Dienste werden in der Regel nicht abonniert und in dieser Spitzengruppe halten sich bekannte Namen wie Netflix, Prime Video und Disney.
Das zweite Problem: Aufgrund des intensiven Wettbewerbs sind zunehmende Investitionen in Inhalte notwendig, um sich von der Konkurrenz abzuheben. Diese Kosten müssen aber letztendlich über den Abopreis refinanziert werden. In der Praxis wird aber deutlich, dass diese Preissteigerungen für Streaming-Dienste zu einem schmalen Grat werden. So steigt mit höheren Gebühren gleichzeitig auch die Wechselbereitschaft der Abonnenten.
Neuausrichtung bleibt schwierig
Welchen Ausweg gibt es nun aus diesem Dilemma? Zweifelsohne bedarf es alternativer Umsatzquellen, und Werbung bietet sich aus Sicht der US-Studios an. Aber auch hier zeigen sich erneut Risiken: Branchengrößen wie Netflix oder Warner setzen bislang eher auf hybride Finanzierungsmodelle. Dementsprechend müssen Abonnenten Werbung schauen, aber trotzdem einen - wenn auch vergünstigten - monatlichen Abopreis zahlen.
Doch genau hier liegt der Knackpunkt: Monatlich zahlen und trotzdem Werbung schauen ist aus Sicht vieler Zuschauer ein schlechter Deal, zumal vor allem Netflix in seinem werbeunterstützen Abomodell auch noch bei Inhalten spart. Entsprechend schlecht kam das neue Angebot bei potenziellen Neukunden an. Abschließend bleibt eine letzte große Frage offen: Sind die Budgets der Werbebranche groß genug, damit die gesamte Streaming-Branche sich daraus refinanzieren lässt?
Erfolg ist fraglich
Werbung bleibt für die US-Medienriesen ein zweischneidiges Schwert. Dementsprechend wäre es fahrlässig, in Zukunft nur auf diese Einnahmequelle zu setzen. Der Erfolg hybrider Finanzierungsmodelle bleibt aber ebenso höchst fraglich. Sinnvoller ist eine klare Abgrenzung im Sinne von All Or Nothing. Demnach sollten Anbieter auf Premium-Angebote und parallel dazu ausschließlich werbefinanzierte AVoD-Angebote setzen.
Aktuelle Beispiele hierfür sind Amazon mit Freevee und Paramount mit Pluto TV. Beide Unternehmen grenzen ihre Produkte bislang klar voneinander ab. Zumindest bei Amazon zeigte sich aber kürzlich auch eine Entwicklung, mehr Inhalte von Prime Video in Freevee zu integrieren. Ein solcher Trend ist wiederum problematisch, da er letztendlich das SVoD-Produkt abwertet.