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Filtermöglichkeiten im Internet: Schutz oder Zensur?

Webseiten immer häufiger blockiert, Sperrungen oftmals fraglich
Von Sascha Recktenwald

Internet-Nutzer kritisieren die Sperrung von wikipedia.de als Zensur. Tatsächlich ruft das Vorgehen wieder grundlegende Probleme in Erinnerung. Denn die Grenzen zwischen Zensur, Persönlichkeitsrecht, Jugendschutz und Kriminalitätsbekämpfung verlaufen fließend. So fühlten sich 2007 zahlreiche Kunden von Arcor und Vodafone in ihrer Freiheit eingeschränkt, da ihnen der Zugriff auf mehrere ausländische Pornoseiten gesperrt worden war. Zur Begründung der Richter hieß es unter anderem, dass die betroffenen Sex-Seiten keine Altersüberprüfung gemäß dem deutschen Jugendschutz durchführen. Das Urteil basiert auf der wenige Tage vorher getroffenen Entscheidung des Bundesgerichtshofes, das Alterskontrollen bei Pornoseiten im Internet den Zugang Jugendlicher wirkungsvoll verhindern müssen. Hierzu zählen auch Angebote aus dem Ausland, die im Inland aufgerufen werden können. Die Seiten waren nun jedoch nicht nur für Jugendliche nicht mehr zugänglich, sondern auch für die eigentliche Zielgruppe. Ein weiteres Gerichtsurteil hob die Sperre wenige Monate später wieder auf. Richter entschieden, dass ein Provider nicht verantwortlich für den Inhalt von Webseiten sei. Deutsche Jugendschützer konnten jedoch durchsetzen, dass Suchmaschinen die Seite youporn.com nicht mehr anzeigen.

Filtermöglichkeiten und ihre Nachteile

Eine Protestwelle rollte durch die Netzwelt, ebbte aber schnell wieder ab. Die Medien scheuten das schlüpfrige Thema und streiften es nur am Rande, die Sprachrohre des Web 2.0, Weblogs, nahmen sich der Thematik auf ihre eigene Art und Weise an. Vereinzelt tauchte in Foren und Blogs das Wort Zensur auf, weitaus häufiger las man Tipps , wie schnell und unkompliziert die Sperre umgehbar sei.

Tatsächlich lassen sich die gängigen Filtertechniken mehr oder weniger leicht umgehen. © Petra Röder - Fotolia.com Arcor verhinderte den Zugriff auf die Internetplattform YouPorn.com zuerst auf IP-Ebene und ließ die gültige IP-Adresse hinter der zu blockierenden URL sperren. Doch wie schnell kann auch ein Minderjähriger über Suchmaschinen herausfinden, wie man Anhand offener Proxys die Sperre auf Transportebene umgeht. Hinzu kommt bei der Sperre auf IP-Ebene das Problem, dass hinter einer IP-Adresse mehrere Tausend URLs liegen können. Ein Zugriff auf diese Webadressen ist dann nicht mehr möglich. So sind oftmals neben dem eigentlichen Ziel auch unumstrittene Angebote gesperrt.

Sichere Sperren kollidieren oftmals mit dem Datenschutz

Nach harrscher Kritik an dieser Art zu sperren, schloss Arcor kurz darauf den Zugriff auf YouPorn.com über den Name-Server. Diese Sperre beruht darauf, dass jede Web-Adresse in eine bestimmte Zahlenfolge, die sogenannte IP-Adresse, umgewandelt werden muss. Welche IP-Adresse zu welcher Seite gehört, speichert der Name-Server. Allerdings kann jeder User selbst einstellen, welche Name-Server sein Computer nutzt, und somit die Sperre umgehen.

Besorgte Eltern können in Eigeninitative den Zugang auf bestimmte Inhalte im Internet am heimischen PC blockieren. Wie das geht, lesen Sie auf der nächsten Seite.

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