Telegram fragt Nutzer: Behörden-Kooperation, ja oder nein?
Nachdem es in den letzten Monaten wiederholt Kritik von der Bundesregierung in Richtung Telegram wegen mangelnder Kooperationsbereitschaft mit deutschen Strafverfolgungsbehörden hagelte und die Bundesinnenministerin Nancy Faeser dem Messenger-Dienst bereits mit Abschaltung gedroht hatte, sollte dieser künftig nicht umfassender mit den Behörden zusammenarbeiten, reagierte Telegram gestern mit einer Nutzer-Umfrage. Bereits im Vorfeld hatte Telegram offenbar damit begonnen, angefragte Nutzerdaten an das Bundeskriminalamt zu übergeben.
Umfrage an deutsche Telegram-Nutzer
Telegram startet Nutzer-Umfrage zur Kooperation mit Strafverfolgungsbehörden
Bild: Pixabay / Victoria_Borodinova
In der Umfrage, die bis zum 5. September laufen soll und sich nur an deutsche Telegram-Nutzer richtet, heißt es:
"Wir, das Telegram Team, bitten dich, uns deine Meinung mitzuteilen, wie die Daten der deutschen Telegram-Nutzer mit den deutschen Behörden, einschließlich der deutschen Polizei (BKA), geteilt werden können (oder nicht)."Telegram betont in seinem Schreiben, niemals Informationen über Chats und Kontakte an Dritte weiterzugeben, auch nicht an staatliche Einrichtungen. Die aktuelle Datenschutzerklärung erlaube jedoch seit 2018, IP-Adressen und Telefonnummern von Terrorverdächtigen auf eine Anfrage der Regierung, die durch einen Gerichtsbeschluss gestützt wird, offenzulegen. Zweck der Abstimmung sei es, herauszufinden, inwieweit deutsche Nutzer die aktuelle Datenschutzerklärung des Dienstes unterstützen, oder ob sie die Zahl der Fälle, in denen Telegram potenziell Daten an Behörden weitergeben kann, verringern oder erhöhen möchten.
Wie viel Datenschutz ist erwünscht?
Der Nutzer kann sich für einen von drei Abstimmungs-Punkten entscheiden oder sich enthalten. Bei Auswahl der ersten Option würde sich nichts an den Datenschutzbestimmungen ändern, sprich: IP-Adressen und Telefonnummern von Terrorverdächtigen dürfen von den Verantwortlichen des Messengers weiterhin nur aufgrund einer Gerichtsentscheidung an Ermittlungsbehörden weitergegeben werden.
Die Auswahl der zweiten Option würde es Telegram erlauben, die Daten von Verdächtigen schwerer Straftaten auch dann offenzulegen, wenn die Anfrage nicht durch eine Gerichtsentscheidung gestützt ist.
Wer die dritte Option wählt, spricht sich komplett gegen die Weitergabe von Informationen inklusive derer von Terrorverdächtigen aus. Telegram müsste in diesem Fall seine Datenstruktur und die Datenschutzerklärung für Nutzer aus Deutschland ändern.
Inwieweit müsste Telegram sich gegebenenfalls umstellen?
Die Umsetzung der dritten Antwortoption würde eine Änderung auf die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung per Default erfordern. Auch müsste auf die Kopplung von Telefonnummern an einen Account verzichtet werden. Daten, die nicht von einem Messenger gesammelt werden, kann dieser im Endeffekt auch nicht an Behörden weitergeben. Telegram würde es somit Konkurrenten wie Signal oder Threema gleichtun.
Was halten Sie von der ungewöhnlichen Nutzer-Umfrage, und was will Telegram Ihrer Meinung nach damit bezwecken?
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