Forschung

Ericsson: 78 Prozent wechseln den Provider bei schlechtem Netz

Konzern gewährt Einblick in eigenes Forschungslabor "Euro-Lab"
Aus Herzogenrath berichtet

Wenig bekannt ist, dass Ericsson schon vor einiger Zeit den Abrechnungsspezialisten LHS übernommen hat. Korrekte Abrechnungen sind in der mobilen und drahtgebundenen Internetwelt lebensnotwendig. Mancher Anbieter ging schon in Konkurs, weil er keine korrekten Rechnungen schreiben konnte. Dabei ändern sich die Geschäftsmodelle, weil etwa beim connected home, sehr viele langlebigen Endgeräte dazu komen, die für sich gesehen alle nur wenig Umsatz machen dürften. Hier tun sich neue, lösbare Herausforderungen auf.

Produkte von Ericsson haben einen weltweiten Marktanteil von 38 Prozent, 40 Prozent aller Gespräche und 50 Prozent aller Smartphone-Daten fließen über Ericsson-Bausteine. Das weltweit tätige Unternehmen beschäftigt 108 500 Mitarbeiter, davon alleine 22 000 Leute in Forschung und Entwicklung. Dr. Norbert Niebert, Leiter "Technologie & Innovation" wünscht sich eine neue Experimentierkultur in Deutschland. "Wir müssen auch zu misslungenen Projekten stehen, denn wie wollen wir denn wissen, ob etwas nicht funktioniert, wenn wir es nicht ausprobiert haben? Erst wenn wir sehen, woran wir gescheitert sind, können wir es das nächste Mal besser machen."

Die Forschung lohnt sich anscheinend. 30 000 Patente hält Ericsson weltweit, 1 200 Patentanmeldungen kamen bisher aus Aachen (etwa 100 neue Patentanmeldungen kommen pro Jahr aus diesem Standort hinzu). 80 Prozent des Personals haben eine akademische Ausbildung und der Frauenanteil liegt bei 25 Prozent. Das Personal, das untereinander Englisch spricht, kommt aus 48 Nationen.

Ericsson: Einer der größten "Netzbetreiber"

Eindrücke vom Ericsson Innovation Day Eindrücke vom "Ericsson Innovation Day"
Foto: teltarif.de
Heute ist Ericsson als weltweiter Tele­kommuni­kations­aus­rüster in 180 Ländern der Erde tätig. In Deutschland arbeitet das Unternehmen als Ausrüster und Dienstleister für zahlreiche Mobilfunk- und Festnetzbetreiber. So liefert Ericsson zum Beispiel seine Mobilfunktechnologie an Telekom Mobilfunk, Vodafone, E-Plus und Telefónica o2. Daneben stattet Ericsson zahlreiche Festnetzanbieter mit seiner Vermittlungstechnik aus.

Ericsson hat sich in den letzten Jahren durch gezielte Zukäufe unter anderem von Marconi (dem Erfinder und Pionier der drahtlosen Funkübertragung), Redback, Entrisphere, Tandberg Television und LHS verstärkt. Das kommt insbesondere Netzbetreibern zugute, die umfassende Unterstützung für die Migration ihrer Netze hin zu einer All-IP-Infrastruktur (alles läuft über das Internet-Protokoll) erwarten.

Für Deutschland wurde das als Zukunftstechnologie angesehene IMS (IP-basierendes Multimedia Sub-System, ein ETSI/3GPP-Standard) bereits an die größten Festnetz- und Mobilfunkbetreiber geliefert, eine der Voraussetzungen für die Migration der Telekommunikationsnetze zu All-IP. Dank IMS können Netzbetreiber sowohl Unternehmenslösungen wie z. B. das DeutschlandLAN der Deutschen Telekom als auch VoIP und Multimedia-Angebote schnell und kostengünstig auf den Markt bringen. Der Verbraucher kann diese dann unabhängig davon nutzen, ob er über DSL oder mobiles Breitband online ist. Dabei spielt es keine Rolle, ob er ein Handy, Notebook oder eine Set-Top-Box verwendet.

Als nach eigenen Angaben weltweit größter Dienstleistungsanbieter im Telekommunikationsmarkt bietet Ericsson auch in Deutschland seinen Bereich Managed Services, ist also ein Quasi-Netzbetreiber für viele Mobilfunkunternehmen. Rund die Hälfte der Ericsson-Beschäftigten in Deutschland sind 2011 im Bereich Netzaufbau, Wartung, Instandhaltung, Ersatzteilverwaltung oder Betrieb für Netzbetreiber wie Vodafone, Versatel, die Deutsche Telekom oder weitere Unternehmen tätig.

Weltweit wird laut Ericsson über 40 Prozent des Mobilfunkverkehrs über hauseigene Netztechnik abgewickelt, diese Netzwerke versorgen mehr als 2,5 Milliarden Teilnehmer weltweit. Für Ericsson arbeiten in 180 Ländern rund 100 000 Mitarbeiter. Der Konzern erwirtschaftete im Jahr 2011 einen Umsatz von 226,9 Milliarden Schwedischen Kronen (etwa 25 Milliarden Euro).

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