Ericsson Mobility Report: Akzeptanz von 5G wächst
Alle Mobilfunkanbieter stecken weltweit Milliarden in den Aufbau der fünften Mobilfunkgeneration (5G). Nur sind noch längst nicht alle Kunden bereit, auch einen 5G-Vertrag zu buchen. Gerade in Westeuropa zeigten sie sich bislang eher zurückhaltend. Das scheint sich gerade zu ändern.
Die Nutzung von 5G nimmt in Westeuropa jetzt schneller als erwartet Fahrt auf. Bis Ende 2022 wuchs die Anzahl der 5G-Verträge in Westeuropa auf 69 Millionen, wie aus dem Ericsson Mobility Report hervorgeht, der heute in Stockholm veröffentlicht wurde. Das entspricht einem Marktanteil von 13 Prozent. Der letzte Report von November 2022 ging für Westeuropa nur von einem Anteil von 11 Prozent oder 63 Millionen 5G-Verträgen aus.
International starkes 5G-Wachstum
Der Ericsson Mobility Report gibt interessante Einblicke in die aktuelle und künftige Entwicklung des Mobilfunkmarktes.
Grafik: Ericsson
Im internationalen Vergleich liegt Westeuropa aber immer noch deutlich hinter anderen Weltregionen zurück. Führend beim lokalen 5G-Marktanteil sind aktuell Nordamerika (41 Prozent aller dortigen Mobilfunk-Verträge sind 5G-Verträge), Nordostasien (30 Prozent) und die Region des Golfkooperationsrates (18 Prozent).
Im weltweiten Vergleich legt die 5G-Nutzung derzeit vor allem in Indien kräftig zu. Die Anzahl der 5G-Verträge in Indien erreichte bis Ende 2022 etwa 10 Millionen. Bis Ende 2028 werden sie schätzungsweise 57 Prozent der Mobilfunkabonnements im Land ausmachen, was das Land zur am schnellsten wachsenden 5G-Region weltweit macht.
5G hat 88 Prozent Marktdurchdringung
Fredrik Jejdling, Head of Networks bei Ericsson, freut sich über weltweit eine Milliarde 5G-Verträge.
Foto: Ericsson
Mittel- und langfristig erwarten die Experten von Ericsson aber, dass sich der 5G-Markt in Westeuropa dynamischer als in anderen Regionen entwickeln wird. Ende dieses Jahres sollen demnach in Westeuropa 143 Millionen Verträge abgeschlossen sein und bis Ende 2028 soll die Marktdurchdringung bei 88 Prozent liegen.
Abschaltung von 3G schafft Platz auf den Frequenzen
Gleichzeitig erwartet Ericsson, dass weitere Mobilfunknetze der dritten Generation (UMTS) abgeschaltet werden, um bei den knappen Funkfrequenzen für 4G und 5G Platz zu schaffen. In Deutschland ist 3G/UMTS bereits Geschichte, die Schweiz denkt darüber ernsthaft nach.
5G hat eindeutige Vorteile
Im Idealfall (mit einem Tarif der keine Begrenzungen enthält) bietet die fünfte Generation des Mobilfunks (5G) bietet deutlich höhere Datenübertragungsraten als die bisherigen Standards UMTS (3G) und LTE (4G). Außerdem fällt die Verzögerungszeit (Latenz) oft geringer aus, womit 5G auch für Echtzeit-Anwendungen wie das Steuern einer Maschine aus der Ferne oder Telemedizin-Anwendungen verwendbar wird.
5G-Technik ist auch besser als 3G oder 4G geeignet, Massen online zu bringen, etwa die Besucher in einem großen Fußballstadion. Das kann bereits heute schon festgestellt werden, reine 4G Nutzer bemerken immer öfter Netzüberlastungen, auch bei schon bisher als "Premium" vermarkteten Anbietern.
Eine Einschätzung (von Henning Gajek)
Viele Kunden sind hierzulande noch der Ansicht, dass sie 5G nicht brauchen. Klar, zunächst braucht man dafür (wieder) ein neues Smartphone, wobei die im Netz installierte 5G-Technik sich schneller verändert, als die Geräte-Hersteller neue kompatible Modelle oder wenigstens Updates liefern können.
Wie seinerzeit beim Start von LTE/4G wurde auch 5G zunächst als "Premium" verkauft. Kunden des jeweiligen Netzbetreibers kamen als erste in den Genuss von 5G. Nächste Woche wird beispielsweise der Telekom-Discounter Congstar seinen Kunden 5G anbieten. Relativ wenig bekannte Provider wie WEtell oder Amiva (beide im Netz von Vodafone) bietet schon länger 5G an. Der Tag dürfte nicht mehr allzu fern sein, wenn dann auch Volumen-Discounter wie Aldi-Talk (Netz o2) oder Lidl-Connect (Netz Vodafone) das 5G-Symbol auf den passenden Handys aufleuchten lassen können. Und Netz-Newcomer 1&1 startet von vorneherein mit 5G in seinem eigenen Ausbaubereich.
Die oft beworbenen 5G-Spitzengeschwindigkeiten von weitaus über 1 GBit/s sind nicht immer und überall verfügbar, entweder weil vor Ort noch nicht optimal ausgebaut ist oder das eigene Gerät oder der eigene Vertrag es gar nicht möglich machen. Es ist aber gut zu wissen, dass man sich auch bei größeren Menschenansammlungen wie Konzert- oder Sport-Veranstaltungen noch verständigen kann, ist auch ein Wert an sich. Am Horizont funkelt schon die schöne neue 6G-Welt, die Geschichte dürfte sich dann wiederholen.
Bis Weihnachten ist es noch etwas Zeit, aber im Falle einer Neuanschaffung wäre ein aktuelles 5G-fähiges Gerät eine vernünftige Entscheidung.
Interessante Vergleiche lassen sich zum Mobility Report des Jahres 2022 ziehen.