Schnittstellen

APIs: Netzbetreiber wollen mit Netzen Geld verdienen

Beim Mobile World Congress disku­tiert die Branche neue Trends und über­legt, mit welchem "nächsten große Ding" im Mobil­funk Geld verdient werden kann. Mit APIs?
Vom Mobile World Congress in Barcelona berichtet

Beim Mobile World Congress trifft sich die welt­weite Mobil­funk-Branche, um sich auszu­tau­schen, neue Trends zu disku­tieren und zu über­legen, was das "nächste große Ding" wird und wie mit Mobil­funk und dem Drum­herum Geld verdient werden kann. Bei 2G (GSM) und 3G (UMTS), so erklärte es Börje Ekholm, der Chef des Netz­werk­aus­rüs­ters Ericsson in einer Keynote (= wich­tiger Rede­bei­trag), hätten die Netz­betreiber mit Tele­fonaten und SMS-Nach­richten Geld verdient. Bei 4G sei das Geld von den OTT-Playern (Anbieter von Diensten über das mobile Internet, z.B. Social Media) verdient worden.

Das müsse sich ändern, etwa durch die Bereit­stel­lung von APIs. API steht für "Appli­cation Programm Inter­face", in etwa: Die Schnitt­stelle zwischen dem Programm und dem Anwender.

Gemein­same Abstim­mung von Netz-APIs

Und rein zufällig haben sich die Großen der Branche, also Deut­sche Telekom, Telefónica, Orange und Voda­fone UK schon verstän­digt, solche API anzu­bieten.

Ericsson Chef Börje Ekholm stellt neue Einnahmequellen für die Branche vor: APIs Ericsson Chef Börje Ekholm stellt neue Einnahmequellen für die Branche vor: APIs
Foto: Henning Gajek / Teltarif.de
Es werden Leis­tungs­klassen (Quality of Service QoS) oder Dienste ange­boten. Bei der Telekom beispiels­weise "Quality on Demand" oder "Loca­tion Veri­fica­tion" (wo ist der Kunde oder sein Gerät wirk­lich) oder der "Device Status" (wie geht es dem Gerät, ist es mit dem Netz verbunden, hat es vernünf­tigen Empfang, wie lange hält der Akku noch etc.).

Neue Netz-Schnitt­stellen

Telekom Technik Vorständin Claudia Nemat stellt die neuen Netz-APIs vor. Telekom Technik Vorständin Claudia Nemat stellt die neuen Netz-APIs vor.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
So haben die Deut­sche Telekom und ihre US-Tochter T-Mobile US die "T-DevEdge", eine Platt­form für gemein­same Program­mier-Schnitt­stellen, soge­nannte Appli­cation Programming Inter­faces (APIs).

Diese sollen es Entwick­lern leichter machen, neue Netz-Lösungen umzu­setzen. Sie ermög­lichen einen einfa­chen Zugang zu Konnek­tivität und bestimmten Kern­netz­dienste. Das funk­tio­niert auf beiden Seiten des Atlan­tiks, in Deutsch­land und den USA.

So nutzt Siemens Energy als eines der ersten Unter­nehmen die Quality-on-Demand-API für Fern­war­tung. Micro­soft inte­griert die neuen Netz­werk-APIs in seine Cloud-Platt­form, Azure Programmable Connec­tivity Soft­ware Deve­lop­ment Kit (SDK).

„Wir können die Fähig­keiten unserer Netze jetzt mit unseren Kunden teilen. Unsere Netze machen wir immer intel­ligenter und program­mier­barer. Diese Platt­form bietet Telekom in Europa und den USA den Entwick­lern an."

Siemens Energy ist erster Projekt-Partner

Siemens Energy will eine virtuell unter­stützte Wartung aus der Ferne erle­digen, was gleich­blei­bend hohe Netz­qua­lität erfor­dert, womit der Einsatz auch an Stand­orten ohne stabile Verbin­dung möglich werden soll.

Die Teams vor Ort setzen eine Augmented Reality (AR) von Micro­soft ein. Die Anwen­dung Remote Assist blendet wich­tige Infor­mationen und Anwei­sungen über die Brille in das Sicht­feld der Tech­niker ein. Der Tech­niker vor Ort bekommt also Unter­stüt­zung aus der Ferne.

Bosch will in Kürze Netz­werk-APIs erproben, zunächst in der Auto­mobil­indus­trie, später folgen weitere Bran­chen.

CAMARA-Allianz nimmt Gestalt an

Die Deut­sche Telekom hat mit gemeinsam mit anderen Part­nern die CAMARA Alli­ance gegründet, die Netz­betreiber, Cloud-Anbieter, Entwickler sowie Anbieter von Tech­nolo­gien und Betriebs­sys­temen zusammen bringt. Elf API-Fami­lien, mehr als 50 Partner und mehr als 300 Mitar­bei­terinnen und Mitar­beiter sind bereits dabei.

Was ist T-DevEdge?

T-DevEdge ist eine Platt­form für Entwickler. Sie soll verschie­dene tech­nische Produkte und Dienst­leis­tungen wie APIs zusam­men­bringen. Inter­essierte Entwickler können sich bei der Telekom melden.

Auch Telefónica Deutsch­land Technik Chef Malik Rao zeigte sich in Barce­lona begeis­tert und kündigt an: "o2 Telefónica nimmt bei der Entwick­lung und Imple­men­tie­rung der neuen Schnitt­stellen eine führende Rolle ein. Unseren Kunden werden wir bald die ersten API-basierten Dienste zur Verfü­gung stellen.“

Eine Einschät­zung (von Henning Gajek)

Wer nun als Privat­kunde Angst bekommt, dass die Preise steigen könnten, wenn die neuen APIs zur Anwen­dung kommen, braucht keine Angst zu haben. Unter­nehmen, die im Netz ihr Geld verdienen, werden sich aber damit anfreunden müssen, mehr als bisher (falls über­haupt) den Netz­betrei­bern einen Obulus bezahlen zu müssen. Theo­retisch könnten dann solche Dienste teurer werden. Wenn aber Konkur­renz­dienste den Aufschlag nicht verlangen, balan­ciert sich der Markt schnell wieder aus.

Wir berichten fort­lau­fend vom Mobile World Congress in Barce­lona.

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