APIs: Netzbetreiber wollen mit Netzen Geld verdienen
Beim Mobile World Congress trifft sich die weltweite Mobilfunk-Branche, um sich auszutauschen, neue Trends zu diskutieren und zu überlegen, was das "nächste große Ding" wird und wie mit Mobilfunk und dem Drumherum Geld verdient werden kann. Bei 2G (GSM) und 3G (UMTS), so erklärte es Börje Ekholm, der Chef des Netzwerkausrüsters Ericsson in einer Keynote (= wichtiger Redebeitrag), hätten die Netzbetreiber mit Telefonaten und SMS-Nachrichten Geld verdient. Bei 4G sei das Geld von den OTT-Playern (Anbieter von Diensten über das mobile Internet, z.B. Social Media) verdient worden.
Das müsse sich ändern, etwa durch die Bereitstellung von APIs. API steht für "Application Programm Interface", in etwa: Die Schnittstelle zwischen dem Programm und dem Anwender.
Gemeinsame Abstimmung von Netz-APIs
Und rein zufällig haben sich die Großen der Branche, also Deutsche Telekom, Telefónica, Orange und Vodafone UK schon verständigt, solche API anzubieten.
Ericsson Chef Börje Ekholm stellt neue Einnahmequellen für die Branche vor: APIs
Foto: Henning Gajek / Teltarif.de
Es werden Leistungsklassen (Quality of Service QoS) oder Dienste angeboten. Bei der Telekom beispielsweise "Quality on Demand" oder "Location Verification" (wo ist der Kunde oder sein Gerät wirklich) oder der "Device Status" (wie geht es dem Gerät, ist es mit dem Netz verbunden, hat es vernünftigen Empfang, wie lange hält der Akku noch etc.).
Neue Netz-Schnittstellen
Telekom Technik Vorständin Claudia Nemat stellt die neuen Netz-APIs vor.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
So haben die Deutsche Telekom und ihre US-Tochter T-Mobile US die "T-DevEdge", eine Plattform für gemeinsame Programmier-Schnittstellen, sogenannte Application Programming Interfaces (APIs).
Diese sollen es Entwicklern leichter machen, neue Netz-Lösungen umzusetzen. Sie ermöglichen einen einfachen Zugang zu Konnektivität und bestimmten Kernnetzdienste. Das funktioniert auf beiden Seiten des Atlantiks, in Deutschland und den USA.
So nutzt Siemens Energy als eines der ersten Unternehmen die Quality-on-Demand-API für Fernwartung. Microsoft integriert die neuen Netzwerk-APIs in seine Cloud-Plattform, Azure Programmable Connectivity Software Development Kit (SDK).
„Wir können die Fähigkeiten unserer Netze jetzt mit unseren Kunden teilen. Unsere Netze machen wir immer intelligenter und programmierbarer. Diese Plattform bietet Telekom in Europa und den USA den Entwicklern an."
Siemens Energy ist erster Projekt-Partner
Siemens Energy will eine virtuell unterstützte Wartung aus der Ferne erledigen, was gleichbleibend hohe Netzqualität erfordert, womit der Einsatz auch an Standorten ohne stabile Verbindung möglich werden soll.
Die Teams vor Ort setzen eine Augmented Reality (AR) von Microsoft ein. Die Anwendung Remote Assist blendet wichtige Informationen und Anweisungen über die Brille in das Sichtfeld der Techniker ein. Der Techniker vor Ort bekommt also Unterstützung aus der Ferne.
Bosch will in Kürze Netzwerk-APIs erproben, zunächst in der Automobilindustrie, später folgen weitere Branchen.
CAMARA-Allianz nimmt Gestalt an
Die Deutsche Telekom hat mit gemeinsam mit anderen Partnern die CAMARA Alliance gegründet, die Netzbetreiber, Cloud-Anbieter, Entwickler sowie Anbieter von Technologien und Betriebssystemen zusammen bringt. Elf API-Familien, mehr als 50 Partner und mehr als 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind bereits dabei.
Was ist T-DevEdge?
T-DevEdge ist eine Plattform für Entwickler. Sie soll verschiedene technische Produkte und Dienstleistungen wie APIs zusammenbringen. Interessierte Entwickler können sich bei der Telekom melden.
Auch Telefónica Deutschland Technik Chef Malik Rao zeigte sich in Barcelona begeistert und kündigt an: "o2 Telefónica nimmt bei der Entwicklung und Implementierung der neuen Schnittstellen eine führende Rolle ein. Unseren Kunden werden wir bald die ersten API-basierten Dienste zur Verfügung stellen.“
Eine Einschätzung (von Henning Gajek)
Wer nun als Privatkunde Angst bekommt, dass die Preise steigen könnten, wenn die neuen APIs zur Anwendung kommen, braucht keine Angst zu haben. Unternehmen, die im Netz ihr Geld verdienen, werden sich aber damit anfreunden müssen, mehr als bisher (falls überhaupt) den Netzbetreibern einen Obulus bezahlen zu müssen. Theoretisch könnten dann solche Dienste teurer werden. Wenn aber Konkurrenzdienste den Aufschlag nicht verlangen, balanciert sich der Markt schnell wieder aus.
Wir berichten fortlaufend vom Mobile World Congress in Barcelona.