Besseres 5G in der Bahn: Teststrecke ist gestartet
Die Teststrecke in Mecklenburg-Vorpommern
Bild: Deutsche Bahn AG / Max Lautenschläger
Wie berichtet gaben die Deutsche Bahn (DB), Ericsson, o2/Telefónica und Vantage Towers im vergangenen Juni ein Konzept bekannt, um 5G auf 3,6 GHz in die Züge zu bringen. Ein ausgemusterter Labor-ICE testet dann das Netz. An der wenig befahrenen und rund zehn Kilometer langen Strecke zwischen Karow und Malchow in Mecklenburg-Vorpommern sind im Dezember beim Baustart die ersten Masten im Boden verankert worden.
Die Bahn teilt heute mit, dass die Teststrecke nun fertig ist und in Betrieb genommen wird. Man höre und staune: Keine acht Monate sind von BMDV-Förderbescheid und Projektstart bis zur Fertigstellung vergangen.
Besseres Netz für Reisende und Bahnbetrieb
Bahnreisende sollen laut der heutigen Mitteilung künftig im Zug mit hohen Datenraten surfen und telefonieren können. Ziel sei es, dass Reisende die Zeit im Zug mit "unterbrechungsfreien Gesprächen und Online-Verbindungen mit minimalen Lade- und Reaktionszeiten" künftig noch vielseitiger nutzen können. "Exzellente Daten- und Mobilfunkverbindungen" sollen auf Wunsch der Bahn den Umstieg auf das Verkehrsmittel Bahn attraktiver machen.
Die Teststrecke in Mecklenburg-Vorpommern
Bild: Deutsche Bahn AG / Max Lautenschläger
In dem vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr mit 6,4 Millionen Euro geförderten Forschungsprojekt "Gigabit Innovation Track" (GINT) geht es aber nicht nur um die Telefon- und Internetnutzung der Bahnreisenden. Die DB, der Netzwerkausrüster Ericsson, der Telekommunikationsanbieter o2 Telefónica und der Funkmastbetreiber Vantage Towers erproben einerseits Mobilfunk mit Gigabit-Datenraten entlang der Gleise sowie andererseits eine neue Infrastruktur für die weitere Digitalisierung des Bahnbetriebes mit dem zukünftigen Bahnfunk "Future Rail Mobile Communication System" (FRMCS).
Alles dient der Beschleunigung beim Bau
Funkmasten, Kommunikations- und Netzwerktechnik sowie Antennen für die Tests des High-Speed-Mobilfunks hätten die Projektpartner "in Rekordzeit" aufgebaut: Für die 13 Funkmasten brauchte Vantage Towers gerade einmal einen guten Monat. Möglich sei dieses hohe Tempo durch das Design der rund 15 Meter hohen Masten: Ihre Elemente seien am Boden vormontiert worden, mithilfe eines Zwei-Wege-Baggers übereinandergesetzt und miteinander verschraubt. Im Boden seien die Masten mit Stahlverstrebungen verankert, sodass keine Betonfundamente mehr gegossen werden müssen. Die CO2-Emissionen für die Zementproduktion sollen dabei reduziert worden sein. Diese Bauweise soll einen effizienten, kostengünstigen und ökologischen Rollout des neuen Bahnfunks FRMCS ermöglichen.
Die neuen Funkmasten seien so gestaltet, dass Bahn- und Mobilfunkindustrie sie gemeinsam nutzen können. Entsprechende Geschäfts- und Kooperationsmodelle seien ebenfalls Teil der GINT-Forschung. Synergien in der Mobilfunkversorgung durch gemeinsame Nutzung von Mobilfunktechnologie sollen das Tempo beim Gigabit-Ausbau entlang der Gleise zusätzlich steigern. Auch das bessere Integrationsniveau neuester Funkzugangsnetz-Technik würde Aufbau, Integration und Inbetriebnahme an der Strecke beschleunigen.
Was wird jetzt getestet?
Getestet werden im Rahmen des Projekts die dafür notwendigen neuartigen gleisnahen Masten ebenso wie Kombinationen verschiedener Radio Units und Antennen für Mobilfunk und Bahnfunk. Denn schon zu Beginn der 2030er Jahre werden nach Expertenschätzungen zwischen den Funkmasten an der Strecke und den vorbeifahrenden Zügen Datenraten von bis zu 5 Gigabit pro Sekunde pro Zug notwendig sein, damit Reisende an Bord Telefon- und Datenverbindungen in der dann üblichen Mobilfunkqualität nutzen können. Erste Forschungsergebnisse sollen bis Ende des Jahres 2024 vorliegen.
Neben technischen Neuerungen sei für das hohe Tempo beim Aufbau der rund zehn Kilometer langen Teststrecke zwischen Karow und Malchow auch das gute Zusammenspiel der Projektpartner mit dem Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) als Fördergeber, den örtlichen Behörden und dem für die Schienenstrecke verantwortlichen Infrastrukturbetreiber Regio Infra Nordost (RIN) ausschlaggebend gewesen.
Das ist offenbar auch Volker Wissing, Bundesminister für Digitales und Verkehr, aufgefallen, als er anlässlich der Fertigstellung der Teststrecke sagte: "Vom Förderbescheid zur Inbetriebnahme in nur acht Monaten - das ist das Tempo, das wir beim Netzausbau brauchen. Ich hoffe sehr, dass wir die hier gewonnenen Erkenntnisse bald auf den restlichen Netzausbau übertragen können. Denn die Fahrgäste erwarten zu Recht in einem Land wie Deutschland, während der Fahrt unterbrechungsfrei telefonieren und mit Highspeed surfen zu können."
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