Neubeginn

Small Cells: 3000 Telefonstellen bekommen neues Leben

Nur noch wenige Tage oder Wochen können die Tele­fon­stellen (Tele­fon­säulen) der Telekom für Gespräche genutzt werden. Dann kommen die meisten weg, aber nicht alle.
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Tele­fon­säulen (offi­zieller Begriff: "Tele­fon­stellen") der Deut­schen Telekom stehen noch in vielen Orts­zen­tren oder an Verkehrs­kno­ten­punkten (z.B. Bahn­höfen). Mit Münz-Geld kann man dort längst nicht mehr tele­fonieren, mit Karten oder einem Tele­fon­karten-Code nur noch wenige Tage.

Dann werden die aller­meisten (bis zum Jahre 2025) abge­baut, aber nicht alle voll­ständig.

Neue Funk­tion: Small-Cells

Etwa 3000 dieser Tele­fon­stellen werden mit Hilfe von "Small-Cells" neu belebt. Ganz neu ist das nicht. Schon bisher funkten einige dieser Säulen über von außen nicht sicht­bare Antennen auf 2,6 GHz in LTE-(4G-)Technik. Neu ist jetzt die Frequenz 3,6 GHz, wo dann in New Radio, dem Fach­begriff für 5G, gesendet wird. Unter dem T-Logo befindet sich die Antenne der Small-Cell. Das Kabel mit dem grün markierten Stecker liefert das Funksignal Unter dem T-Logo befindet sich die Antenne der Small-Cell. Das Kabel mit dem grün markierten Stecker liefert das Funksignal
Foto: Deutsche Telekom / Screenshot teltarif.de
Als Stand­orte dieser Small-Cells werden Altstadt­bereiche, Fußgän­ger­zonen oder Bahn­höfe mit viel Publi­kums­ver­kehr gewählt. Gerade in Altstädten mit engen Gassen würden die Antennen auf einem Sende-Turm oder oben auf dem Häuser­dach gar nicht richtig hinein reichen.

Reich­weite: 200 Meter

Eine Small-Cell hat im Schnitt eine Reich­weite von 200 Metern. Sie entlastet die Dach­stand­orte, die weiterhin notwendig sind, um eine größere Fläche abzu­decken.

In einem YouTube-Video erklärt Telekom-Pres­sespre­cher Pascal Kiel im Gespräch mit dem Small-Cells-Spezia­listen der Telekom, Sebas­tian Viet, das Innen­leben und die Funk­tions­weise der Säulen und der dahinter liegenden Technik. Beein­dru­ckend ist der Speed­test mit einem aktu­ellen iPhone. Im Down­load standen 847 MBit/s und im Upload 101 MBit/s zur Verfü­gung.

Bekannt­lich verwendet die Telekom zwei Netz­technik-Liefe­ranten, so auch bei den Small-Cells. In Süddeutsch­land wird für die Ansteue­rung der Small-Cells Technik von Ericsson verwendet, dazu sind zwei Module, nämlich Single-Base­band (Signal­ver­arbei­tung für eine Station) und einmal die Radio-Unit (Funk­technik) notwendig. Im Video wurde dazu eine Säule in Weiden (Ober­pfalz, Bayern) von innen gezeigt.

Die eigent­lichen Antennen ("Joghurt­becher") kommen vom Schweizer Spezia­listen Huber & Suhner.

Huawei im Norden

Die Antenne ("Joghurtbecher") einer Small-Cell. Sie ist unter dem Telekom-Logo versteckt Die Antenne ("Joghurtbecher") einer Small-Cell. Sie ist unter dem Telekom-Logo versteckt
Foto: Deutsche Telekom / Screenshot teltarif.de
In Hattingen (Nord­rhein-West­falen) kommt Sende-Technik von Huawei zum Einsatz. In der Tele­fon­säule ist nur noch eine RRU-Einheit (RRU = Remote Radio Unit) vorhanden, die über Glas­faser mit einer Art Router, der in der Vermitt­lung steht, verbunden ist. Das Daten­signal der Zelle wird auf ein Centra­lized Base­band geführt.

Im Video sind vier Zellen auf einer Karte ange­schlossen, sechs wären möglich. Der Router könnte bis zu 36 Tele­fon­säulen verwalten und steuern. Der Centra­lized Base­band Router wird von zwei Strom­ver­sor­gungen gespeist, damit im Falle eines Falles, noch Reserve zur Verfü­gung steht. Der Router ist wiederum mit dem CSG (= Cell Site Gateway) verbunden, von dort geht es schließ­lich redun­dant (wieder zwei getrennte Leitungen) ins Core-Netz weiter.

Im Core-Netz, das aus Sicher­heits­gründen nicht mit Huawei-Technik bestückt ist, arbeiten bei der Telekom Kompo­nenten von Mavenir.

Welche Vorteile und Nach­teile haben die Konzepte?

Geöffnete Telefonsäule. Die Sendetechnik (und bei Ericsson auch die Signalverarbeitung) befinden sich im pyramidenförmigen Kasten links. Bei Huawei ist ein Teil in der nächsten Ortsvermittlung untergebracht Geöffnete Telefonsäule. Die Sendetechnik (und bei Ericsson auch die Signalverarbeitung) befinden sich im pyramidenförmigen Kasten links. Bei Huawei ist ein Teil in der nächsten Ortsvermittlung untergebracht
Foto: Deutsche Telekom / Youtube /Screenshot: teltarif.de
Das Centra­lized-Base­band hat Vor- und Nach­teile. Es gibt immer zwei Stand­orte, einmal vor Ort an der Säule und einmal in der Telekom-Vermitt­lung­stelle. Beim Single Base­band ist alles im "Ötel" also der öffent­lichen Tele­fon­stelle einge­baut, braucht dann aber insge­samt mehr Hard­ware.

Unklar ist noch, was aus den bishe­rigen Münz- oder Karten-Tele­fon­appa­raten mit Tastatur, Hörer, Geld­ein­wurf oder Karten­leser wird. Vermut­lich werden sie noch ausge­baut und durch eine Blind­platte ersetzt. Aber das könnte sich noch bis 2025 hinziehen.

In einer weiteren News geht es um: Voda­fone: Gigabit für fast alle Kabel­kunden & mehr FTTH.

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