Ericsson: Zahl der 5G-Mobilfunk-Verträge verdoppelt
Nach den Milliarden-Investitionen der Mobilfunknetzbetreiber in den Ausbau ihrer Netze für die fünfte Mobilfunkgeneration entwickelt sich "5G" ganz langsam auch zum Kassenschlager. Nach einer Analyse des Mobilfunkausrüsters Ericsson werde sich die Zahl der 5G-Verträge in Westeuropa in diesem Jahr verdoppeln.
Ende 2022 verzeichneten die Forscher in Westeuropa 67 Millionen 5G-Verträge. Ende 2023 sollen es 139 Millionen sein. Das geht aus dem Ericsson Mobility Report hervor, der heute in Stockholm veröffentlicht wurde. Das entspricht einem 5G-Marktanteil von 25 Prozent.
Nordamerika führend
Im aktuellen Mobility Report sieht Ericsson gute Chancen für 5G
Grafik: Ericsson
International liegt Nordamerika noch weit vorne. 61 Prozent aller
dortigen Mobilfunk-Verträge beinhalten für die Kunden die Option, in
einem modernen 5G-Netz funken zu können.
In Nordostasien liegt der
Anteil bei 41 Prozent und der Golfregion bei 34 Prozent.
Wechsel der Spitzenposition
Mittel- und langfristig sagt der Ericsson-Report jedoch einen Wechsel der Spitzenpositionen voraus. Westeuropa werde bis 2029 aufholen und dann für 5G einen Anteil von 85 Prozent aller Verträge haben. Nordamerika (92 Prozent) und die Region des Golfkooperationsrates (92 Prozent) können ihren Vorsprung nur noch knapp verteidigen. Nordostasien (79 Prozent) drohe zurückzufallen.
5G hat spürbare Vorteile
Die fünfte Generation des Mobilfunks (5G) bietet im Prinzip deutlich höhere Datenübertragungsraten als die bisherigen Standards UMTS (3G) und LTE (4G). Außerdem fällt die Verzögerungszeit (Latenz) geringer aus, sodass man 5G auch für Echtzeit-Anwendungen wie das Steuern einer Maschine aus der Ferne oder Telemedizin-Anwendungen verwenden kann.
Spürbar ist 5G-Technik besser als 3G oder 4G geeignet, große Menschen-Mengen online zu bringen, etwa die Besucher in einem Fußballstadion oder bei einem Musikkonzert.
Höhere Frequenzen wären sinnvoller
Der Boom bei der 5G-Nutzung wird die Netze der Mobilfunkprovider nach Einschätzung der Expertinnen und Experten von Ericsson technisch vor eine Herausforderung stellen. Die bislang häufig genutzten Frequenzen unterhalb von 1 Gigahertz ("Low-Band" bei 700 [n28], 800 [B20] oder 900 MHz [B8], 600 MHz gibt es in Europa bislang nicht) würden zwar ermöglichen, größere Flächen abzudecken. Sie könnten bei Kapazität und Geschwindigkeiten nicht mit den Frequenzen im mittleren Spektrum (Mid Band) rund um 3,5 GHz mithalten. Übrigens: Auch die Frequenzen bei 1500 (B32 nur Downstream), 1800 (B3), 2100 (B1/n1) oder 2600 MHz (B7/n7) werden mitunter als "Midband" bezeichnet.
"Dieses Mid-Band schafft mit extrem schnellen Datenraten die Voraussetzung, neue Anwendungsfälle zu ermöglichen und Kunden ein völlig neues Erlebnis zu bieten", betont Daniel Leimbach, Westeuropa-Chef bei Ericsson. Die Mid-Band-Abdeckung betrage in Westeuropa bis Ende 2023 lediglich 25 Prozent. Verglichen mit führenden 5G-Nationen seien die Europäer hier weit abgeschlagen: Nordamerika liege bei 85 Prozent und China bei 95 Prozent.
Eine Einschätzung (von Henning Gajek)
Es ist bekannt, dass höhere Frequenzen höhere Bandbreiten und damit auch höhere Geschwindigkeiten erlauben. Der Nachteil wiederum ist, die Reichweite der höheren Frequenzen ist spürbar geringer, d.h. es müssen wesentlich mehr und neue zusätzliche Sendestationen aufgebaut werden. Da dadurch die Funk-Zellen kleiner werden, können die Kunden darin besser versorgt werden. Es wird nicht soviel Signalenergie in Bereiche ausgestrahlt, in denen vielleicht aktuell niemand unterwegs ist.
In anderen Ländern wurde 5G recht schnell allen Kunden angeboten. In Europa, speziell in Deutschland, wurde 5G zunächst als "Premium-Merkmal" zu höheren Preisen verkauft, was preissensible Kunden eher "abgeschreckt" haben dürfte. Mit günstigeren Preisen für Endgeräte und Tarife (inkl. 5G) wird sich 5G bald schneller als jede andere neue Technologie im Markt durchsetzen.
Klar, Ericsson möchte gerne mehr 5G-Technik verkaufen. Klar ist aber auch, dass mit zunehmenden Möglichkeiten und weiter sinkenden oder stabilen Preisen die Lust der Kunden auf "mehr Datennutzung" steigen wird. Das wiederum zwingt die Netzbetreiber ihre Netze weiter zu modernisieren und zu verdichten.
Die Helmut-Schmidt-Hochschule in Hamburg nutzt ein exklusives 5G-Campus-Netz mit Technik von Ericsson, gebaut von der Telekom.