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"Alien-Universum": Disney+ setzt auf Horror und Sci-Fi

Eigent­lich kennt man Disney für Mickey Mouse und Märchen­prin­zes­sinnen. Künftig soll es auf Disney+ aber deut­lich fins­terer zugehen, was vor allem mit der "Alien"-Reihe von 20th Century Studios zu tun hat.
Von Björn König

Foto: 20th Century Fox Charlize Theron als Meredith Vickers im Alien-Reboot "Prometheus - Dunkle Zeichen"
Foto: 20th Century Fox
Wenn Eltern ein Abo von Disney+ vor allem für ihre Kinder abge­schlossen haben, müssen sie wohl künftig noch viel genauer hinschauen, ob die Jugend­schutz­funk­tion auch wirk­lich akti­viert ist. Zusätz­lich zu Märchen­prin­zes­sinen sowie Pluto und Donald steht beim Mickey Mouse-Streamer künftig düsterer Welt­raum-Horror auf dem Programm. Laut einem Bericht des Portals "Small Screen" plant Disney ein "Mega-Fran­chise" mit Filmen und Serien rund um "Alien" von Ridley Scott, der 1979 seine Kino­pre­miere feierte.

Fran­chise ergänzt Star Wars

Foto: 20th Century Fox Charlize Theron als Meredith Vickers im Alien-Reboot "Prometheus - Dunkle Zeichen"
Foto: 20th Century Fox
Disney hat in den vergan­genen Jahren "Star Wars" zu einer riesigen Marke ausge­baut. Jedi-Ritter und Sith kämpfen nicht nur auf der Kino­lein­wand, sie flim­mern auch im Strea­ming, sind Attrak­tionen in den Disney-Vergnü­gungs­parks und werden als Merchan­dising in Regalen von Spiel­waren­geschäften verkauft.

Nun soll "Alien" zu einem vergleich­baren Fran­chise ausge­baut werden. Das hört sich zunächst etwas unge­wöhn­lich an, schließ­lich passt diese Art von Enter­tain­ment so ganz und gar nicht zur Marke Disney. Der Hinter­grund ist aber schnell erklärt: Disney hat 2019 einen Groß­teil des Medi­enim­periums von Rupert Murdoch über­nommen. Darunter war auch das Film­studio 20th Century Fox. Dieses wiederum hält die Rechte an Filmen wie "Stirb langsam", "Predator" und natür­lich "Alien". Es war von Anfang an klar, dass Disney die Produk­tionen des legen­dären Studios nicht verschwinden lässt, sondern zu Geld macht. Und wie auch bei Star Wars natür­lich in ganz großem Stil. "Alien" soll zu einer eigenen Marke im Disney-Konzern werden, doch dieser Schritt ist heikel. Das Image als fami­lien­freund­licher Medi­enkon­zern bekommt damit deut­liche Risse.

Bei Hulu und Star

Laut "Small Screen" soll das Fran­chise in den USA bei Hulu laufen, in Europa wäre dies dann der Erwach­senen­bereich "Star" von Disney+. Angeb­lich sei auch schon Alien-Regis­seur Ridley Scott mit an Bord. Das wäre in der Tat eine wirk­lich große Ankün­digung, er gilt immerhin als Erfolgs­garant hinter der Reihe. Es gibt aber auch einen klaren Hinter­gedanken bei dem Projekt. Disney+ ist aktuell bei Kindern und Jugend­lichen sehr erfolg­reich, doch Erwach­sene schauen lieber Netflix & Co. Das Angebot an nicht-jugend­freien Inhalten wie Drama-Serien, Action und Horror ist dort einfach größer.

Zudem hatte Disney in diesem Segment bisher auch kein Allein­stel­lungs­merkmal in Form von attrak­tiven Block­buster-Eigen­pro­duk­tionen. Da man beim jungen Publikum nicht mehr wesent­lich wachsen kann, müssen nun mehr attrak­tive Inhalte für erwach­sene Zuschauer her. Doch das ist wie schon gesagt ein gewagter Spagat, denn Horror und Mickey Mouse passen so über­haupt nicht zuein­ander. Es wird inter­essant zu sehen, wie Disney sein neues "Mega-Fran­chise" vermarktet und in Disney+ sowie das gesamte Disney-Universum inte­griert.

Die Kasse klin­gelt sicher

Im Jahr 2012 hatte das Alien-Reboot "Prome­theus - Dunkle Zeichen" bei einem Budget von rund 130 Millionen US-Dollar an den Kino­kassen immerhin über 400 Millionen US-Dollar einge­spielt. Der Nach­folger "Covenant" kam bei einem Budget von knapp 100 Millionen US-Dollar immerhin im Box Office noch auf 240 Millionen US-Dollar. Hier wird natür­lich schnell klar, warum Disney so ein großes Inter­esse hat, ausge­rechnet "Alien" zu einem Mega-Fran­chise auszu­bauen. Mit der Marke ist schon fast sicher, dass die Kasse gewaltig klin­gelt.

Bei den Einspiel­ergeb­nissen sind schließ­lich noch gar keine Einnahmen aus Merchan­dising und sons­tigen Lizenz­geschäften mit einge­rechnet. Und eben dieses Geld kann Disney im Moment auch sehr gut gebrau­chen, denn die Corona-Pandemie hat durch das Schließen von Kinos und Vergnü­gungs­parks auch in der Disney-Bilanz tiefe Spuren hinter­lassen. Selbst ein so erfolg­rei­cher Medi­enkon­zern braucht nach Corona drin­gend neue Erfolge, gerade auch im Wett­bewerb mit den anderen US-Studios.

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