Hauptversammlung

Telekom-Chef Höttges: Roaming-Gebühren innerhalb der EU überflüssig

Auf der Telekom-Hauptversammlung forderte Telekom-Chef Höttges "eine Verantwortung aus Europa für Europa." Innerhalb der EU würden Roaming-Gebühren überflüssig. Mehr zur künftigen Strategie der Telekom lesen Sie in unserer Meldung.
Von Marie-Anne Winter

Heute findet in Köln die erste Telekom-Hauptversammlung mit Timotheus Höttges als Konzernchef statt. Höttges warnte bei dieser Gelegenheit, dass Europa sein Recht auf digitale Selbstbestimmung nicht leichtfertig aufs Spiel setzen solle. Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Telekom führte aus, dass in Branchen wie Halbleiter-Chips, bei den Endgeräten und Internet-Diensten die Dominanz von US- und asiatischen Unternehmen uneinholbar scheine. Auch der Vergleich der europäischen Telekommunikations-Industrie mit der in anderen großen Wirtschaftsregionen gebe Grund zur Sorge. Während der Datenverkehr weltweit steige, zögen die damit verbundenen Umsätze in Asien und USA steil an, in Europa hingegen fielen sie. Damit schwinde die Kraft zu investieren. Wichtige Kommunikationsdienste und damit verbundene persönliche Daten lägen künftig vielleicht vollkommen außerhalb europäischer Kontrolle. "Wir verlieren unsere digitale Unabhängigkeit", betonte Höttges und setzte hinzu: "Ich möchte eine Verantwortung aus Europa für Europa."

Die Telekom will führender europäischer TK-Anbieter werden. Die Telekom will führender europäischer TK-Anbieter werden.
Bild: Telekom
"Wir brauchen eine Datenschutzverordnung mit gleichen Bedingungen für Telekommunikations- und Internetunternehmen. Also einheitliche und hohe Datenschutzstandards, die auch für außereuropäische Anbieter gelten müssen, wenn sie ihre Dienste hier anbieten wollen." Über die Marktregulierung gelte es, europäische Anbieter nicht zu schwächen, sondern zu stärken, führte Höttges aus. Um zu Investitionen in den Netzausbau zu ermutigen, dürfe der Fokus der Regulierung nicht allein auf günstigen Verbraucherpreisen liegen. Eine europäisch harmonisierte Vergabe von Mobilfunk-Frequenzen müsse sich ebenfalls an Ausbauzielen orientieren. In einem europäischen Binnenmarkt könnten Roaming-Gebühren nach einer gewissen Übergangsfrist wegfallen. Im Gegenzug sollten dann auch die Kartellbehörden nicht mehr auf winzige Teilmärkte schauen, sondern müssten Europa als gemeinsamen Markt betrachten.

Telekom will führender TK-Anbieter in Europa werden

Weltweit stehe die nächste industrielle Revolution an, der Weg in die Industrie 4.0. Das Vernetzen von Maschinen, das Sammeln und Analysieren von Daten und die dadurch automatisierte Steuerung von Prozessen bekämen eine immer größere Bedeutung. "Und der Rohstoff dieser Revolution - die Daten - fließt durch unsere Netze. Wir machen sie verfügbar. Immer und überall. Und wir machen sie nutzbar: durch Angebote wie Speicherplatz auf unseren sicheren Servern - das sogenannte Cloud Computing - oder Plattformen für die Kommunikation zwischen Maschinen."

Um auf die globalen Herausforderungen zu reagieren, wolle die Deutsche Telekom der führende europäische Telekommunikationsanbieter werden. Erreicht werden soll das mit vier strategischen Schwerpunkten: Erstens baut sie ein integrierte Netz auf, das Kommunikationstechniken wie Festnetz, Mobilfunk und WLAN vereint und künftig als paneuropäisches Netz grenzüberschreitend und deutlich günstiger funktionieren soll. Die möglichst hohe Auslastung dieses Netzes setzt als zweiten strategischen Schwerpunkt die Nachfrage möglichst vieler Kunden voraus. "Deshalb sprechen wir alle Kunden an - wir schließen niemanden aus. Das heißt aber auch, dass wir ganz unterschiedliche Wünsche erfüllen müssen", sagte Höttges. Beste Netze und bester Service seien die Basis. Dazu erwarteten Kunden aber auch die neuesten Apps und Dienste aus der Online-Welt.

"Wir bauen ein Partnersystem für innovative Dienste, an das sich unsere Partner einfach andocken können wie an eine Steckerleiste. Wir sorgen für den schnellen Zugang zu standardisierten Schnittstellen. Wir kümmern uns im Hintergrund um Abrechnung, Sicherheit und Übertragungsqualitäten." Und viertens schaue die Telekom genau auf die Bedürfnisse von Geschäftskunden. Dieser wachsende Markt sei längst nicht so stark von Internet-Unternehmen besetzt wie das Privatkundengeschäft. Die Telekom helfe Unternehmen, ihre Geschäftsmodelle zu digitalisieren, ihre Maschinen und Industrieanlagen zu vernetzen und große Datenmengen zu analysieren.

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