Roaming und Festnetz lassen Telekom-Umsätze steigen
Heute hat die Telekom ihre Quartals- und Halbjahreszahlen vorgelegt.
Grafik: Deutsche Telekom
Die Vorstellungen der Quartalszahlen ist immer wieder spannend. Heute standen bei der Deutschen Telekom AG nicht nur die Zahlen für das zweite Quartal 2021, sondern auch das 1. Halbjahr auf dem Programm. Der aktuellen Lage geschuldet fand die Bekanntgabe virtuell im Netz als Livestream und in einer parallel geschalteten Telefonkonferenz statt.
Die Telekom hat ihre Prognose für das Jahr 2021 erneut nach oben angepasst, denn die Zahlen sind wieder einmal bestens. Der Umsatz konnte "organisch" im zweiten Quartal von 6,8 Prozent auf 26,6 Milliarden Euro gesteigert werden.
Heute hat die Telekom ihre Quartals- und Halbjahreszahlen vorgelegt.
Grafik: Deutsche Telekom
Mehr Gewinn, mehr Cash-Flow - neue Prognose
Rechnet man alle Einnahmen vor Steuern und Abschreibungen nach Leasing (EBITDA-AL) und alle einmaligen Effekte heraus, stieg der Wert um 1,1 Prozent auf 9,4 Milliarden Euro. In der Bar-Kasse ("Free Cash Flow") bleibt ein Plus von 14,1 Prozent auf 2,8 Milliarden Euro, und der Konzernüberschuss hat sich fast veranderthalbfacht auf 1,9 Milliarden Euro. Ergo hat die Telekom ihre Jahresprognose für ein "bereinigtes EBITDA AL" auf mehr als 37,2 Milliarden Euro angehoben.
Das Geschäft in Deutschland bleibt im Breitbandgeschäft stark, in den USA ist der Kundenzustrom bei T-Mobile US ungebrochen, und in Europa wächst das Unternehmen ebenfalls.
Dementsprechend freut sich Telekom-Chef Höttges: „Das ist erneut ein großartiger Mannschaftserfolg. Alle Bereiche des Konzerns haben im ersten Halbjahr ihr Ergebnis gesteigert."
Deutschland: Geschäft läuft gut
Telekom-CEO Tim Höttges (links)und Finanzvorstand Christian P. Illek (rechts) stellten ihre Zahlen vor.
Foto: Deutsche Telekom
In Deutschland gewann die Telekom unterm Strich 93.000 neue Breitbandkunden. Im Netz der Telekom gibt es inzwischen 16,6 Millionen Glasfaser-basierte Anschlüsse. Darunter versteht die Deutsche Telekom zum einen FTTC (Glasfaser bis zum Verteilerkasten am Straßenrand, besser bekannt als Vectoring), FTTB (Glasfaser ins Haus), FTTH (Glasfaser bis zum Endkunden in die Wohnung). Und das alles sowohl direkt an Telekom-Endkunden, als auch an die Kunden, die über alternative Netzbetreiber angeschlossen sind, die Leitungen und Leistungen der Telekom ihren Kunden verkaufen und dafür die Rechnung stellen. Macht ein Plus von 291.000 Kunden im abgelaufenen Quartal.
Mobilfunk lebt auf
Im Mobilfunk stiegen die Serviceumsätze gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 2,0 Prozent. Im Jahr zuvor hatte sich Corona deutlich stärker ausgewirkt. Deshalb sind die Zahlen wieder gestiegen. Würde man Corona und die Preis-Regulierung herausrechnen, wären es plus 1,4 Prozent gewesen. Auch das Thema "Roaming" spülte wieder mehr Einnahmen in die Kassen.
Die Telekom konnte 161.000 neue Vertragskunden unter ihrer eigenen Marken bekommen. Das durchschnittliche monatlich genutzte Datenvolumen dieser Kunden stieg im Jahresvergleich um 34 Prozent auf 6,3 Gigabyte.
In Deutschland stieg der Umsatz im zweiten Quartal 2021 im Vergleich zum Vorjahr um 0,9 Prozent auf 5,9 Milliarden Euro.
T-Mobile USA weiter Erfolgsgeschichte
Die neue frisch fusionierte T-Mobile USA konnte 1,3 Millionen neue Mobilfunk-Vertragskunden begrüßen. Darunter waren 627.000 "besonders werthaltige" Telefonie-Vertragskunden. Der durchschnittliche Monatsumsatz (ARPU) dieser Kunden beläuft sich derzeit auf 47,61 Dollar (etwa 40,55 Euro) - Werte, von denen deutsche Mobilfunkanbieter nur träumen können. Die Gesamtkundenzahl von T-Mobile USA lag bei 104,8 Millionen, das sind etwa 6,5 Millionen mehr als noch ein Jahr zuvor.
Der fusionierte Mobilfunkanbieter hatte seinen Kunden neue Handys auf Leasing-Basis vermietet. Das bedeutet, die Geräte gehörten nicht dem Kunden, sondern dem Mobilfunkanbieter und wirkten sich damit in der Bilanz aus. Jetzt wurde das Modell umgestellt: Die US-Kunden kaufen das Gerät und zahlen den Kaufpreis in monatlichen Raten ab. Dieses neue Geschäftsmodell wirkt sich auch in den Bilanzzahlen aus.
Die Integration der zum 1. April 2020 übernommenen Sprint in T-Mobile USA läuft besser als erwartet, es werden Synergien von 2,9 bis 3,1 Milliarden Dollar erzielt, 100 Millionen Dollar mehr als zuletzt vorhergesagt. Rund 80 Prozent des Gesprächs- und Datenverkehrs der ehemaligen Sprint-Kunden laufen bereits über das eigentliche Netz von T-Mobile. Unabhängige US-Tester bescheinigten T-Mobile, das schnellste Netz in den USA zu haben.
Europa: Wachstum
in Europa stieg der Umsatz gegenüber dem Vorjahr um 4,0 Prozent auf 2,8 Milliarden Euro (organisch). Positiv wirkte sich im abgelaufenen Quartal der leichte Anstieg der Reisetätigkeit und die damit verbundene moderate Erholung der Roaming-Umsätze gegenüber dem Vorjahr aus.
Zwischen April und Juni kamen zur Telekom in Europa 177.000 neue Mobilfunkvertragskunden, 58.000 neue Breitband-Kunden und die Bündelprodukte aus Festnetz und Mobilfunk bekamen 128.000 neue Kunden, was 52 Prozent der Breitband-Haushalte entspricht.
Group Development: Wachstum
Die Telekom hat Unternehmen, bei denen sie sich nicht so sicher ist, was sie mit ihnen langfristig machen will, in die Abteilung "Group Development" ausgegliedert. Dort sind Umsatz und Gewinn auch gestiegen.
Beispielsweise die Niederlande: T-Mobile NL gewann allein im zweiten Quartal 70.000 neue Mobilfunk-Vertragskunden und steigerte den Umsatz gegenüber April bis Juni 2020 organisch um 2,7 Prozent auf 506 Millionen Euro.
Das holländische Netz wird als eines der besten gelobt und ist preislich (gegenüber den Preisen in Deutschland) sehr attraktiv, weil dort die aus den USA bewährte "Uncarrier"-Strategie (etwa vergleichbar dem Auftritt der längst vergessenen Kult-Marke simyo) verwendet wird.
Da aber die Telekom in Holland kein Festnetz hat, ist klar, dass T-Mobile NL langfristig verkauft werden soll, wenn jemand kommt, der einen richtig guten Preis dafür bietet. "Wir müssen nicht verkaufen, wir schauen uns das genau an", wiederholen Tim Höttges und sein Finanzchef Christian Illek ihr Mantra. T-Mobile NL legte um 3,6 Prozent zu (bereinigtes EBITDA-AL) und der Umsatz stieg um 5,1 Prozent auf 283 Millionen Euro.
Mehr Funktürme
Auch bei den Funktürmen ist weiter unklar, wie es genau weitergehen soll. Die Funktürme legten um 5,1 Prozent beim Umsatz zu (jetzt 283 Millionen Euro). Was mit den Funktürmen passiert, ob die Deutsche Funkturm (DFMG) mit einer anderen Funkturmgesellschaft enger zusammenarbeitet oder mit ihr fusioniert, oder ob sie komplett verkauft wird, ist nach wie vor offen. Auch hier wird noch nach einem attraktiven Angebot gesucht.
Die Idee ist, dass eine "neutrale" Funkturmgesellschaft auch für konkurrierende Netzbetreiber "interessanter" sein könnte.
Allerdings hat die DFMG noch viele Funktürme aus der TV-Sender- und Richtfunkstrecken-Zeit, die heute kaum noch gebraucht oder genutzt werden. Hinzu kommen Funktürme mit Aussichtsplattformen oder Restaurants, die aus Sicherheitsgründen aktuell nicht besucht werden dürfen, wo aber gesteigertes Publikumsinteresse (z.B. Colonius in Köln, Ginnheimer Spargel in Frankfurt etc.) besteht, wenn sich zahlungskräftige Investoren finden, die in Sicherheitstechnik, Restauration und Besucherzugänge investieren möchten. Türme wie in Dresden oder Hamburg stehen in absehbarer Zeit vor ihrer Wiedereröffnung.
Derweilen erhöhte sich die Zahl der Funkturm-Standorte auf vergleichbarer Basis – also bereinigt um den Verkauf der niederländischen und die Einbeziehung der österreichischen Türme – binnen eines Jahres um 1100 auf 39.800 Standorte.
Lichtblick bei T-Systems: Mehr Aufträge
Lange war T-Systems ein Problemfall, doch es gibt ein "deutlich stärkeres Neugeschäft". Der Auftragseingang stieg gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres um 25,3 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro. Ein dicker Fisch war ein Abschluss im Automobilsektor. Dennoch ging der Umsatz um 5,5 Prozent auf 1,0 Milliarden Euro zurück.
Die aktuelle Lage in den von der Flut betroffenen Gebiete, die Aktivitäten der Telekom und Höttges Einschätzung zum 4. Netzbetreiber und der Frequenzneuvergabe behandeln wir in einem weiteren Artikel.