T-Mobile US: Telekom erhöht Anteil, SoftBank wird Aktionär
Neben dem überraschenden Verkauf von T-Mobile NL an Finanzinvestoren unter der Leitung des ehemaligen Telekom-Chefs René Obermann hatte die Deutsche Telekom gestern noch eine weitere finanzielle Transkation zu präsentieren.
Um die Mehrheits-Kontrolle über den Neuerwerb von T-Mobile US zu erreichen, erhöht die Telekom die Beteiligung an T-Mobile US bis 2022 um fünf Prozent durch eine Vereinbarung mit dem japanischen Technologie-Unternehmen SoftBank als neuem Aktionär und strategischem Partner.
Austausch von Aktien
So soll der Deal funktionieren: Das Geld aus dem Verkauf von
T-Mobile NL wird in den USA investiert
Grafik: Deutsche Telekom
Der Deal ist etwas für Finanz-Fans: Die Deutsche Telekom gibt 225 Millionen neue eigene Aktien an SoftBank mit einer Bewertung von 20 Euro je Aktie aus (der reguläre Börsenkurs liegt aktuell bei knapp 18 Euro) und erhält im Gegenzug rund 45 Millionen Aktien von T-Mobile US zum Preis von durchschnittlich 118 Dollar je Aktie (normalerweise würden diese Aktien pro Stück 134 US-Dollar, etwa 113 Euro kosten).
Der Effekt ist deutlich: Das Unternehmen SoftBank wird mit etwa 4,5 Prozent zweitgrößter privater Aktionär der Deutschen Telekom. Damit nicht genug: Die Deutsche Telekom plant den Kauf von weiteren rund 20 Millionen T-Mobile-US-Aktien, die sie mit maximal 2,4 Milliarden Euro aus dem Verkauf von T-Mobile NL finanzieren will. Am Ende erhöht die Deutsche Telekom ihre Beteiligung an T-Mobile US insgesamt um 5,3 Prozent auf 48,4 Prozent, was sie durch den Kauf von insgesamt rund 65 Millionen T-Mobile-US-Aktien von SoftBank hinbekommt.
Strategische Partnerschaft
Und wenn man schon so gut zusammenarbeitet, war das eine gute Gelegenheit, eine strategische Partnerschaft bei Investments und eine "kommerzielle und technologische Zusammenarbeit" zu vereinbaren. Mittelfristig bestätigt die Telekom ihren "Finanz-Ausblick".
Die Transaktion wird in zwei Teilen verlaufen. Langfristig möchte die Deutschen Telekom ihre Beteiligung an T-Mobile US auf mehr als 50 Prozent erhöhen, um damit auf Dauer die bereits "bestehende unternehmerische Kontrolle über das US-Unternehmen" zu sichern. Am Ende der Reise soll T-Mobile US "voll konsolidiert" werden.
Die Liste der Beteiligungen der SoftBank ist schier unermesslich. Als Beispiel die Neobank Revolut, der eRoller-Verleiher "Tier" und "GoStudent" oder das Bezahlsystem "PayPay"
Grafik: SoftBank
Die SoftBank Group erhält die Möglichkeit, ihre Telekom-Aktien als Sicherheit im Rahmen von Finanzierungsgeschäften zu nutzen. Als Zeichen der Zusammenarbeit soll der gebürtige Bolivianer Marcelo Claure, "Corporate Officer, Executive Vice President & Chief Operating Officer of SoftBank Group Corp. und Chief Executive Officer of SoftBank Group International", in den Aufsichtsrat der Deutschen Telekom gewählt werden.
Zwei "Riesen" haben sich gefunden
Telekom Chef Tim Höttges ist 1,93 Meter groß, sein neuer Partner Marcelo Claure misst stolze 1,98 Meter. Beide präsentierten sich einem verblüfften Publikum auf der von der Telekom ins Leben gerufenen Fachmesse "Digital X" in Köln, die gestern und heute unter einem aufwendigen Gesundheits-Sicherheitskonzept stattfand (Wir werden noch berichten).
Zukunft 2030 Digital Telco Vision
Für die Zukunft wird die "2030 Digital Telco Vision" der Deutschen Telekom angepeilt. Die strategische Partnerschaft soll gemeinsam Synergien nutzen, denn SoftBank investiert jede Woche rund 1 Milliarde US-Dollar in neue Startups und spannende Unternehmen und ist an einer Vielzahl von Unternehmen in den Bereichen Telekommunikation, Internetdienste, KI, intelligente Robotik, IoT (Internet der Dinge) und saubere Energietechnologien beteiligt.
Es soll "Investitionen und die Expansion in neue Dienstleistungen" geben. Als Schwerpunkt werden Unternehmenskunden in Bereichen wie IoT angepeilt. Seitens der Telekom ist die Investment-Abteilung DTCP (Deutsche Telekom Capital Partners) beteiligt.
Herausragende Transaktion
Telekom-Chef Tim Höttges (l.) ist 1,93 Meter groß, sein Partner Marcelo Claure von SoftBank (r.) kommt auf 1,98 Meter
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
„Dies ist eine herausragende Transaktion, die eine Win-Win-Win-Situation für unsere Portfolio-Unternehmen, SoftBank und die Deutsche Telekom schafft“, freut sich Marcelo Claure. „Die langfristige strategische Partnerschaft birgt große Chancen für unsere Portfolio-Unternehmen, ihr Wachstum zu beschleunigen durch den Zugang zu rund 300 Millionen Kunden in Japan, Europa und den USA.
Die Transaktion verbreitert unser Engagement in der Telekommunikationsbranche und Softbank ist künftig der zweitgrößte private Aktionär der Deutschen Telekom und signifikant am starken Wachstumsprofil von T-Mobile US beteiligt. Sie ist auch ein wichtiger Schritt für die Deutsche Telekom auf ihrem Weg zur Mehrheit bei T-Mobile US.
Darüber hinaus ist die Transaktion auch ein Bekenntnis des weltweit größten Technologie-Investors zur Telco 2030 Vision der Deutschen Telekom und „Magenta Advantage“. Ich freue mich auf eine lange Partnerschaft mit Tim und seinem Team.“
Konkrete Projekte geplant
Der Kooperationsvereinbarung werden bereits konkrete Schritte folgen: So wird sich SoftBank gemeinsam mit der Deutschen Telekom am IoT-Unternehmen 1nce beteiligen. Ferner wird Softbank 50 Millionen US-Dollar in den DTCP Growth Equity III Fonds einzahlen.
Im Rahmen von „Magenta Advantage“ sollen Unternehmen aus den SoftBank-Investitionen Zugang zu digitalen Kundenschnittstellen und Vertriebsstellen erhalten. Für Kunden der Telekom dürfte es bald viele neue Angebote und Dienste geben, die SoftBank darüber beisteuert.
Wer ist SoftBank?
Die japanische SoftBank Group wurde von Masayoshi Son gegründet, der eigentlich koreanische Wurzeln hat. SoftBank war früh in Kooperation mit Vodafone in Japan als UMTS-Mobilfunk-Netzbetreiber aktiv. SoftBank ist als Telekommunikations- und Medienkonzern im Breitbandfernsehen, Festnetz-Telekommunikation, E-Commerce, Internet, Robotik, Technologie Service, Finanzen, Medien und Vermarktung und vielem mehr aktiv. Dem Investor Masayoshi Son gehört beispielsweise die Prozessor-Technologie-Schmiede ARM, welche Chips für Smartphones liefert.
2016 besaß SoftBank bereits eine Reihe von Unternehmen, wie das japanische Unternehmen Cable & Wireless IDC, das Unternehmen BB-Service oder das Computerspielunternehmen GungHo Online Entertainment. Es gibt Partnerschaften zum Beispiel mit Yahoo (Japan). Softbank war 2106 mit rund 28 Prozent an der chinesischen Alibaba Group beteiligt, 2018 betrug der Umsatz des Unternehmens 82,64 Milliarden US-Dollar bei einem Nettogewinn 9,18 Milliarden US-Dollar.
SoftBank hat einige Milliarden Dollar in das Satelliten-Internet-Unternehmen OneWeb investiert, das in Konkurrenz zu StarLink von Elon Musk ein Low Earth Orbit-Netz bauen möchte, erste Satelliten fliegen und senden bereits.
Beim Telekom IPTV-Angebot MagentaTV kann man bald das SkyTicket buchen.