Telekom-Chef: Eine Auktion ist ein Risiko
Bei der Vorstellung der Quartalszahlen nutzte Telekom-Chef Tim Höttges die Gelegenheit, auch einige allgemeine Informationen und seine Einschätzung der Lage zu vermitteln.
Er ärgert sich über das aktuelle politische Umfeld: "Wenn wir investieren, könnten wir noch mehr tun, wir könnten noch schneller den Ausbau von Infrastruktur voranbringen. Es ist aber kein Geldproblem, sondern die Genehmigungsverfahren sind extrem langwierig. Deutschland ist Weltmeister in der Bürokratie."
Alternative Verlegemethoden (z.B. Trenching) würden von "starrsinnigen Bürokraten" blockiert. Beim Mobilfunk-Ausbau werde sogar der (zugesicherte) Zugang zu öffentlichen Liegenschaften verwehrt. "Nach drei Jahren Genehmigungsverfahren kommt dann ein örtliche(r) Politiker/in und mag den Mast dort nicht haben, also fängt wieder alles von vorne an."
Höttges räumte aber auch ein, dass es "in Teilen besser geworden" sei, denn "manche Politiker haben es verstanden." Er möchte das nicht als generelles Abwatschen der Politik verstanden wissen, sondern "Kopfschüttelmomente" aufzeigen.
"Was will die Politik von uns? Sie gibt uns Ausbauziele und Verpflichtungen, und tut alles, um den Ausbau zu erschweren." Da würden falsche Signale gesetzt und dann der schwarze Peter der TK-Industrie zugeschoben.
Risiko Spektrum-Auktion
Tim Höttges (l.) und Christian P. Illek stellten die Quartalszahlen der Telekom vor und beantworteten viele Fragen
Foto: Picture Alliance/dpa
Die Politik belaste die Industrie mit zusätzlichen Auflagen, dabei sei die Branche "preisstabilisierend". Die Politik wolle Funkfrequenzen ("Spektrum") wieder per Auktion verteilen und die Anbieter wären gezwungen, hier mitzumachen, denn "wir müssen heutige und zukünftige Kunden bedienen. Der Markt wird künstlich verknappt, vermutlich in der Hoffnung auf reichlich Steuereinnahmen."
Dabei trage die TK-Industrie nicht zur Inflationierung bei. Für Höttges ist das politische Signal unverständlich, er hoffe bei der Politik auf ein Umdenken. Eine "kompetitive Auktion" (im Wettbewerb) sei ein großes Risiko. "Es wäre besser, die bereits vergebenen Frequenzen zu verlängern und mit Auflagen zum Ausbau zu verknüpfen.
Weltweit Nummer 1
Höttges erinnerte daran, dass die Deutsche Telekom weltweit vor Verizon, vor AT&T und sogar vor China-Mobile liege. "In den USA ist die Telekom die Nummer 1, ihr gehören fast 50 Prozent von T-Mobile US" und das solle ausgebaut werden.
Er räumte zu, dass "keiner von uns - außer Christian" (gemeint ist Finanzchef Christian P. Illek) das so erwartet hätten. Diese Erfolgsgeschichte in den USA sei industrieübergreifend einzigartig. Bei Kundenzufriedenheit habe T-Mobile USA den Wettbewerb auf die Plätze verweisen.
"Wir haben die Auflagen erfüllt, die mit dem Deal verbunden waren und die Amerikaner in digitale Zukunft gebracht: We won't stop."
200 Millionen ungenutzte Handys
Erneut rückte Höttges die Nachhaltigkeitsziele des Unternehmens in den Blick. Etwa 200 Millionen ungenutzte Handys verstauben in den Schubladen. Nur vier bis sechs Prozent der Endgeräte kämen aktuell in den Recycling-Kreislauf zurück. Das müsse sich unbedingt ändern. "Geben Sie Ihre nicht mehr gebrauchten Handys an das Recycling zurück", forderte er.
Die Telekom biete Verpackungen plastikfrei und das soll nicht nur bei den Telekom-Endgeräten, sondern auch den Produkten der Zulieferer so sein.
Telekom fährt elektrisch
Ab 2023 gibt es bei der Telekom nur noch elektrische Geschäftsfahrzeuge, das betreffe fast 10.000 Autos. Alle Fahrzeuge der Außendienstmitarbeiter sollen elektrisch fahren. Zwar reiche die Ladeinfrastruktur im Lande dafür noch nicht, das solle sich aber "in den nächsten Monaten deutlich verbessern."
Beispielsweise betreibt die Telekom-Tochter "Comfort Charge" öffentliche Ladestationen (HPC-Lader), die sich oft auf oder an Technikstandorten der Telekom befinden.
Mit Lebara kein Geld zu verdienen
Im Rahmen der Detailzahlen wurde beiläufig erwähnt, dass der Ethno-Anbieter Lebara das Telekom-Netz verlassen hat. Auf Nachfrage von teltarif.de bestätigte Höttges, dass alle bisher im Telekom-Netz geschalteten SIM-Karten des Anbieters das Netz verlassen hätten, die Kunden sind "komplett weg. Wir sehen keine Möglichkeit, hier Geld zu verdienen. Das Unternehmen ist komplett aus der Bilanz und den Zahlen raus."
Bekanntlich war der Umstieg von Lebara in das Netz von o2 ziemlich holprig verlaufen.