Quartalszahlen

Telekom: Gute Zahlen und spannende Projekte

Die Verspre­chen des letzten Kapi­tal­marktes wurden gehalten oder über­erfüllt. Stei­gendes Kunden­wachstum bringt bessere Zahlen und Raum für neue span­nende Projekte. Tim Höttges infor­mierte über seine Pläne.
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Wie bereits berichtet, stellte Telekom Chef Tim Höttges heute Morgen die Quar­tals­zahlen der Telekom vor. "Die Zahlen sind gut, ich würde sogar sagen sehr gut. Wir haben ein mehr als ordent­liches Quartal abge­lie­fert." Höttges ist stolz, sein Verspre­chen vom Kapi­tal­markttag gehalten zu haben. Er wollte die "indi­rekten Kosten" außer­halb der USA bis 2021 dauer­haft um 1,5 Milli­arden Euro senken, am Jahres­ende sollen Einspa­rungen von rund 1,7 Milli­arden Euro erreicht werden. Das haben die Syner­gie­effekte der Fusion von T-Mobile USA und Sprint ermög­licht. Bereits 90 Prozent der ehema­ligen US-Sprint Kunden tele­fonieren bereits im Netz von T-Mobile USA. Regelmäßig stellen Telekom Chef Tim Höttges (links) und sein Finanzchef Christian P. Illek (rechts) ihre Quartalszahlen vor. Regelmäßig stellen Telekom Chef Tim Höttges (links) und sein Finanzchef Christian P. Illek (rechts) ihre Quartalszahlen vor.
Foto: Picture-Alliance / dpa
Die guten Werte erhöhten in den ersten neun Monaten des Jahres das berei­nigte Ergebnis je Aktie (Earnings per Share - EpS) um 13 Prozent auf fast einen Euro. Höttges hat mehr vor: Lang­fristig will er für 2024 mindes­tens 1,75 Euro je Aktie verdient haben.

Ein Drittel mehr Geld in der Kasse

Seine Prognose wird - wie berichtet - für das berei­nigte EBITDA AL auf rund 38 Milli­arden Euro ange­hoben. In der Kasse erwartet er einen Free Cash­flow von rund 8,5 Milli­arden Euro, anfangs war man mit rund 8 Milli­arden Euro in das Jahr gestartet. Nach einem Vorjah­res­wert von 6,3 Milli­arden Euro liegt er nun ein Drittel über Vorjahr.

Stra­tegie: Inte­gra­tion Fest- und Mobil­funk

Das stra­tegi­sche Ziel der Telekom in Europa sind möglichst inte­grierte Geschäfts­modelle aus Fest­netz und Mobil­funk, wo die Telekom Markt­führer sein möchte. Das hat in Rumä­nien beispiels­weise nicht funk­tio­niert, ergo wurde das Fest­netz-Geschäft dort verkauft.

Wie berichtet, wird sich die Telekom vom Geschäft in den Nieder­landen trennen, T-Mobile.NL ist ein reiner Mobil­funk­anbieter. Zuvor hatte die Telekom ihre nieder­län­dische Tochter über die vergan­genen Jahre restruk­turiert und "zu einer echten Erfolgs­story entwi­ckelt". T-Mobile.NL wurde zu einem guten Preis verkauft: Berei­nigtes EBITDA AL der voran­gegan­genen 12 Monate zum Zeit­punkt der Verkaufs­ver­ein­barung mal Faktor 8,7 - das freut die Finanz­profis.

Kapi­tal­mehr­heit bei T-Mobile US

Mit dem daraus erwor­benen Geld möchte die Telekom ihr "stra­tegi­sches Ziel einer Kapi­tal­mehr­heit bei T-Mobile USA" errei­chen. Telekom hatte mit SoftBank verein­bart, in einem ersten Schritt rund 45 Millionen T-Mobile-US-Aktien abzu­kaufen, zu einem Sonder­preis von 101,46 Dollar je Aktie, der aktu­elle Kurs liegt bei etwa 120 US-Dollar. Im Gegenzug hat SoftBank 225 Millionen Telekom-Aktien erhalten, die mit je 20 Euro je Aktie bewertet wurden. Da der aktu­elle Frank­furter Börsen­kurs bei 17 Euro liegt, zeige der höhere Preis, dass SoftBank Vertrauen in die lang­fris­tige Perspek­tive der Telekom habe.

Nach dem abge­schlos­senen Verkauf von T-Mobile Nieder­lande möchte die Telekom etwa 48,4 Prozent der T-Mobile-US-Aktien besitzen, am Ende sollen es 50 Prozent plus x werden.

Gemein­same Projekte mit SoftBank

Für Höttges hat die Koope­ration mit SoftBank stra­tegi­sche Bedeu­tung: Kein anderes Unter­nehmen unserer Indus­trie sei in der west­lichen Welt so stark aufge­stellt wie die Telekom mit ihren Netzen und Kunden­bezie­hungen auf beiden Seiten des Atlan­tiks. SoftBank als größter stra­tegi­scher Tech-Investor sei hingegen stark auf der anderen Seite des Globus. Das gebe eine tolle Perspek­tive.

So sind "span­nende Projekte" mit Unter­nehmen aus dem Port­folio von SoftBank geplant. Beispiels­weise eine Koope­ration mit der Digital-Bank "Revolut", der Schü­ler­nach­hilfe "GoStudent" und dem Mobi­litäts-Dienst­leister "Tier" (Elektro-Roller, E-Bikes und mehr).

Kern­thema Netze

Ein Kernthema der Telekom sind massive Investitionen in den Ausbau von Mobilfunk und Glasfasernetzen Ein Kernthema der Telekom sind massive Investitionen in den Ausbau von Mobilfunk und Glasfasernetzen
Foto: Picture-Alliance / dpa
Ein Kern­thema sind für Höttges die Netze, wo er 13 Milli­arden Euro für den Ausbau ausge­geben hat, 12 Prozent mehr als ein Jahr davor. Das zahlt sich aus: Er konnte dieser Tage in Deutsch­land den einmil­lionsten neuen Glas­faser­anschluss verlegen. Bis zum Jahres­ende sollen es 1,2 Millionen neue Anschlüsse werden.

Höttges stellte nochmal seinen Joint-Venture-Partner IFM Inves­tors vor, mit dem die GlasfaserPlus bei der Digi­tali­sie­rung des Landes eine wich­tige Rolle spielen soll: Mehr digi­tale Teil­habe für die Menschen in Deutsch­land. Bis 2028 will die Telekom über die GlasfaserPlus vier Millionen zusätz­liche Haus­halte im Bundes­gebiet mit Giga­bit­lei­tungen errei­chen. Gebaut werden soll im länd­lichen Raum, in Gemeinden mit weniger als 20.000 Einwoh­nern. Schon vorher hatte er acht Millionen Anschlüsse bis 2030 dort ange­kün­digt, jetzt sind es 12 Millionen, die im länd­lichen Raum gebaut werden sollen. Schon ab dem kommenden Jahr wird es losgehen, 100.000 Haus­halte im ersten Jahr, 2023 bereits mehr als 500.000 Haus­halte.

2022: Noch mehr CapEx

2022 sollen der CapEx (Ausgaben für länger­fris­tige Invesi­tionen) erhöht werden. Rund sechs Milli­arden Euro sollen jedes Jahr in Deutsch­land inves­tiert werden. Damit sollen bis Ende 2024 zehn Millionen direkte Glas­faser­anschlüsse bereit­stehen.

Die Inves­titionen durch die neue GlasfaserPlus kommen hier eben­falls noch oben­drauf. Insge­samt wollen Telekom und GlasfaserPlus bis 2030 mehr als 30 Milli­arden Euro in Glas­faser inves­tiert haben. Dann soll jeder Haus­halt in Deutsch­land per Glas­faser ange­schlossen sein, entweder von der Telekom oder ihren Mitbe­wer­bern. Der Wett­bewerb sei ebenso gefragt, Verant­wor­tung zu über­nehmen. "Glas­faser­ausbau ist ein gesamt­gesell­schaft­licher Auftrag." Und weiter: "Niemand möchte ein neues Monopol der DT, das hat man mal gehabt." Er rufe das seinen Wett­bewer­bern in Düssel­dorf oder München und anderswo zu.

Open Access: Glas­faser für alle

Höttges betont, dass die entste­henden Netze allen Anbie­tern in Deutsch­land zur Verfü­gung stehen ("Open Access"). Das gelte für das origi­nale Netz der Telekom, wie für das, welches die GlasfaserPlus bauen werde. "Glas­faser in Deutsch­land funk­tio­niert nur im Team."

Bei der Telekom habe ein Para­dig­men­wechsel einge­setzt: "Früher war es undenkbar, dass wir unser Netz nicht besitzen. Heute mieten wir Netze unserer Wett­bewerber, vermieten unser Netz an Dritte und koope­rieren mit Stadt­werken und anderen lokalen Carriern. Davon profi­tieren alle Betei­ligten. In erster Linie aber unsere Kundinnen und Kunden. Para­digmen sind sicher gut. Aber Erkennt­nisse sind besser. Wir sind bereit, neue Wege zu gehen. Oder sie zu graben."

Höttges weiß, dass die Tech­niker, Planer und die Tiefbau-Branche "am Anschlag" arbeiten. "Aber genauso wichtig ist: Auch wir brau­chen aktive Mithilfe. Von den Bürge­rinnen und Bürgern. Wir brau­chen die Erlaubnis der Menschen, dass wir durch ihre Rosen­beete und Grund­stücke dürfen, dass wir Gebäude und Wohnungen betreten dürfen. Denn nur dann können wir sie an unser Glas­faser­netz anschließen."

Digi­tale Verwal­tungen notwendig

Höttges forderte die Unter­stüt­zung der Behörden. "Wir brau­chen moderne Verwal­tungen, die digital arbeiten, schnel­lere Geneh­migungs­pro­zesse, mehr Flexi­bilität bei den Ausbau­bedin­gungen". Wer immer wieder – für ihn zu Unrecht – auf angeb­lich bessere Breit­band-Versor­gungen im Ausland verweise, blende aus, "dass wir hier immer noch starr an einer bestimmten Verle­getiefen für die Kabel fest­halten." Deutsch­land sei Welt­meister bei den Ausbau­kosten.

In anderen Ländern werden Kabel oftmals ober­irdisch verlegt. "Das geht wesent­lich schneller und senkt die Ausbau­kosten." Mehr Flexi­bilität würde mehr Ausbau-Geschwin­dig­keit bringen. "Mehr Anschlüsse bei glei­chem Kapi­tal­ein­satz. Das wäre eine Digi­tal­agenda, die Deutsch­lands Infra­struktur zukunfts­fähig macht."

Weitere Infor­mationen folgen in einem weiteren Artikel.

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