Telekom erhöht Prognose und Gewinn
Angesichts des Krieges in der Ukraine und den enorm gestiegenen Energiekosten und der Inflation fühlte sich der Telekom-Vorstandsvorsitzende Tim Höttges fast schlecht, weil er "so hervorragende Unternehmensergebnisse" zeigen könne. Dabei steht für Höttges das "T" für Stabilität. "Wir lassen uns auf der Fortsetzung unseres Kurses nicht beirren." Und er hat festgestellt, "die Kunden stimmen mit den Füßen ab."
Mit 19,5 Milliarden Euro in diesem Jahr würden die höchsten Investitionen in diesem Jahr getätigt. Das gesamte Geschäft "inklusive USA" zeige Wachstum, die Investitionen seien "nochmal angestiegen". Er dirigiere einen "riesigen Tanker auf ruhigem Kurs."
Größerer Funkturm-Deal
Telekom-Vorstand Tim Höttges und sein Finanzvorstand Christian Illek legten zum 24. Mal in Folge steigende Zahlen vor
Foto: Picture Alliance/dpa
Einen Seitenhieb konnte sich Höttges nicht verkneifen: So hatte ein Börsenmagazin geschrieben, dass Vodafone den größten Deal durch den Einstieg von Investoren in die Vodafone-Turmgesellschaft Vantage Towers gemacht habe, doch das stimme so nicht. Den größten (sprich lukrativsten) Deal habe die Deutsche Telekom mit ihren Funktürmen aus dem GD-Segment gemacht.
Und dann präsentierte Höttges gemeinsam mit Finanzvorstand Christian Illek einen Berg von Zahlen. Im dritten Quartal 2022 stieg der Konzernumsatz gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 8,8 Prozent auf 29,0 Milliarden Euro. Die Service-Umsätze (aus laufenden Festnetz-, Mobilfunk- oder Serviceverträgen) legten mit 12,5 Prozent auf 23,6 Milliarden Euro zu. Das bereinigte EBITDA AL (Verdienste vor Steuern und Abschreibungen, aber nach Leasing) wuchs gleichzeitig um 8,5 Prozent auf 10,5 Milliarden Euro.
Die Ergebnisse wurden im Jahresvergleich durch den um rund 17 Cent deutlich stärkeren US-Dollar beeinflusst. Schaut man sich das rein organisch an, wuchs der Konzernumsatz um 0,5 Prozent, die Serviceumsätze um 3,4 Prozent.
„Wir erweisen uns in schwierigen Zeiten erneut als Anker der Stabilität“, betongte Tim Höttges. „Unsere Geschäfte wachsen weiter. Wir sind deshalb in der Lage, nicht nur zum dritten Mal die Prognose für das laufende Jahr anzuheben, sondern können auch unsere Dividende erhöhen.“
In der Kasse (Free Cashflow AL) liegen im dritten Quartal etwa 2,9 Milliarden Euro, also leicht unter dem Vorjahreswert. Dabei hat der Konzern zwischen Juli und September weltweit 5,6 Milliarden Euro investiert, damit 28,0 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, die Ausgaben für Mobilfunkfrequenzlizenzen ("Spectrum") sind darin nicht enthalten.
Unterm Strich blieben 1,6 Milliarden Euro Konzernüberschuss, 77,5 Prozent über dem Wert aus dem Vorjahresquartal. Bereinigt um Sondereinflüsse betrug das Plus sogar 83,6 Prozent und erreichte damit 2,4 Milliarden Euro.
Prognose erneut angehoben
Das gibt es auch nicht oft: Zum dritten Mal im laufenden Geschäftsjahr hob die Deutsche Telekom ihre Prognose an. Auf organischer Basis soll das bereinigte EBITDA AL nun mehr als 37,0 Milliarden Euro betragen.
Aktionäre wird es freuen: Der bereinigte Gewinn je Aktie soll jetzt mehr als 1,50 Euro betragen. Die ursprüngliche Prognose hatte bei mehr als 1,25 Euro gelegen. Sofern der Aufsichtsrat und die Aktionärs-Hauptversammlung zustimmen, könnte es eine Dividende von 70 Cent je Aktie geben, letztes Jahr waren es "nur" 64 Cent je Aktie gewesen. Der Aktienkurs notierte bei 19,22 Euro (13:58 Uhr).
Deutschland: Neue Tarife beflügeln
Voll des Lobes war Höttges über seine neuen "Familien"-Mobilfunktarife. Die Zahl der Vertragskunden unter den eigenen Marken (also ohne Service-Provider) stieg im dritten Quartal um 368.000 (gegenüber dem Vorjahr), deutlich stärker als in der Vergangenheit. Die Mobilfunk-Service-Umsätze der Telekom Deutschland legten gleichzeitig gegenüber dem Vorjahr um 2,0 Prozent zu.
Zum Breitband-Geschäft kamen 63.000 Neukunden, etwa 80 Prozent der Kunden nutzen bereits einen "glasfaserbasierten Anschluss" (das kann bei der Telekom FTTC/Vectoring oder "echte" Glasfaser bis ins Haus, also FTTH sein). Inzwischen haben rund 40 Prozent der Kunden einen Tarif mit einer Bandbreite von bis zu 100 MBit/s oder höher, vermeldete Höttges stolz.
USA: Kundenwachstum ohne Ende
1,6 Millionen neue Vertragskunden, davon 854.000 Telefonie-Kunden meldet T-Mobile USA im dritten Quartal. Seit Jahresanfang sind das 4,6 Millionen Neukunden. Der amerikanische Ableger bietet seinen Kunden auch Internet per Funk (Fixed Wireless Access - FWA) an: Hier griffen 578.000 Kunden zu diesem Angebot, macht aktuell mehr als 2,1 Millionen Kunden mit Internet per Funk.
Die Service-Umsätze der T-Mobile USA stiegen im dritten Quartal um 4,2 Prozent auf 15,3 Milliarden Dollar. Durch die Auflösung der alten Geräte-Leasing-Verträge sehen die zahlen unterschiedlich aus, bereinigt stieg das sogenannte "Core EBITDA AL" um 5,4 Prozent auf 6,4 Milliarden Dollar. Die Integration des ehemaligen Mobilfunk-Anbieters "Sprint" läuft besser als gedacht, die Kosten haben den Höhepunkt überschritten. Die Synergien aus der Übernahme sollen dieses Jahr bei 5,7 Milliarden US-Dollar liegen, besser als zuvor angenommen.
Auch Europa wächst
In Europa sehen die Zahlen gut aus, je nachdem wie man es betrachtet. Dämpfend war der Verkauf des Festnetzes in Rumänien, was noch in der Bilanz auftaucht und hohe Sondersteuern in Ungarn sowie steigende Energiekosten.
Bei den europäischen Töchtern meldeten sich 251.000 neue Mobilfunk-Vertragskunden an, 76.000 bestellten Breitband und 32.000 buchten Internet-Fernsehen. 173.000 neue Kunden buchten im dritten Quartal Bündelprodukte aus Festnetz und Mobilfunk.
T-Systems: Auftragseingang steigt
Bei T-Systems stiegen die Aufträge auf 900 Millionen Dollar (plus 17 Prozent). Ein bedeutender Abschluss gelang im Gesundheitssektor. T-Systems wird ja umorganisiert, wir berichteten.
Im Juli hatte die Deutsche Telekom vereinbart, 51 Prozent von Geschäftsbereich "GD Towers" (GD=Group Development), dem Funkturmgeschäft des Konzerns in Deutschland und Österreich, an die Finanzinvestoren DigitalBridge und Brookfield zu verkaufen. Bis zum Abschluss der Transaktion informiert der Konzern über die Entwicklung des laufenden Geschäfts.
Zum Ende des dritten Quartals betreute GD Towers 41.000 Standorte. GD Towers hat in den vergangenen 12 Monaten 1200 zusätzliche Standorte in Betrieb genommen.
In einer weiteren News geht es um das Thema: Telekom will Digitalisierung “Made in Germany“ liefern.