Themenspezial: Verbraucher & Service Idee

Beschwerden: Glasfaser-Überbau wegen Telekom verboten?

Zuerst hat die Telekom kein Inter­esse, dann baut ein anderer Netz­betreiber Glas­faser, doch dann baut die Telekom plötz­lich eben­falls: Die Masche nervt nicht nur die Anwohner. Wird sie demnächst verboten?
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Telekom: Oft nicht der erste Glasfaser-Netzbetreiber am Ort... Telekom: Oft nicht der erste Glasfaser-Netzbetreiber am Ort...
picture alliance/dpa, Bearbeitung: teltarif.de
Dass die Konkur­renz beim Glas­faser-Ausbau in manchen Orten zu einem sinn­losen Überbau führt, darüber hat teltarif.de schon mehr­fach berichtet. Dank Open Access wäre es eigent­lich möglich, dass der erste Netz­betreiber sein Kabel verlegt und sich die anderen dort einmieten. Doch das klappt nicht immer, auch wenn die Telekom teil­weise schon verspro­chen hatte, bestehende Infra­struk­turen nicht zu über­bauen.

Wegen des ärger­lichen Themas, aufgrund dessen Bürger in unter­ver­sorgten Gebieten dann oft noch länger auf Glas­faser warten müssen, könnten nun bald härtere Geschütze durch die Politik aufge­fahren werden.

Buglas schreibt "Brand­brief" an Digi­tal­minister Wissing

Telekom: Oft nicht der erste Glasfaser-Netzbetreiber am Ort... Telekom: Oft nicht der erste Glasfaser-Netzbetreiber am Ort...
picture alliance/dpa, Bearbeitung: teltarif.de
Die über­regio­nale Tages­zei­tung Welt berichtet, dass nun erste Forde­rungen nach einem gesetz­lichen Verbot für doppelten Glas­faser-Ausbau auftau­chen. Die Rede ist von einer Art Anti-Überbau-Gesetz.

Die Welt am Sonntag berichtet, es habe einen Brand­brief des Bundes­ver­bandes Glas­faser­anschluss (Buglas) an Digi­tal­minister Volker Wissing gegeben. Darin sei die These aufge­stellt worden, Deutsch­land würde "wegen des unko­ordi­nierten Glas­faser­aus­baus" vermut­lich die Ziel­vor­gaben der Bundes­regie­rung verfehlen, bis 2030 jeden Haus­halt ans Glas­faser-Netz anzu­schließen.

Die Hälfte der Glas­faser-ausbau­enden Unter­nehmen im Buglas habe von Überbau-Akti­vitäten oder entspre­chenden Plänen der Telekom in ihrem jewei­ligen Netz­gebiet berichtet. Aktuell würden Über­bau­akti­vitäten in Köln, bei Augs­burg, in München, aber auch in zahl­rei­chen anderen Gegenden Deutsch­lands beob­achtet.

Erst Überbau erlauben, wenn ein Netz komplett fertig ist?

Offenbar enden die Verhand­lungen über einen Open-Access-Zugang viel zu oft im Streit. Der digi­tal­poli­tische Spre­cher der FDP-Frak­tion, Maxi­milian Funke-Kaiser, sagte gegen­über dem Blatt, der stra­tegi­sche Überbau insbe­son­dere der Telekom schade wegen der knappen Ressourcen nicht nur den Zielen der Giga­bit­stra­tegie. Oft zerstöre "allein die Ankün­digung eines Über­baus" die Ausbau­pläne eines Glas­faser­anbie­ters, da die über­bauten Teile eines Netzes "ausschlag­gebend für die Gesamt­ren­tabi­lität eines Ausbau­plans" seien.

Erste Ideen zielen nun darauf ab, das "Rosi­nen­picken" zu erschweren. Das Tele­kom­muni­kati­ons­gesetz könne zum Beispiel dahin­gehend ergänzt werden, dass es den Kommunen ermög­licht wird, den Überbau eines bestehenden Glas­faser­netzes so lange nicht zu geneh­migen, bis die gesamte Kommune nicht mindes­tens einmal mit Glas­faser erschlossen ist, forderte Rein­hard Brandl, digi­tal­poli­tischer CDU/CSU-Frak­tions­spre­cher, in dem Bericht.

Ein Überbau von Glas­fasern dort, wo bereits ein Glas­faser­netz mit Open-Access-Zugang für alle Wett­bewerber besteht, könnte nach einem Vorschlag der digi­tal­poli­tischen Frak­tions­spre­cherin der Linken, Anke Domscheit-Berg, sogar komplett verboten werden. Eine TKG-Ände­rung könnte die Firmen gege­benen­falls mehr zu Open Access "gegen ein ange­mes­senes Nutzungs­ent­gelt" zwingen, äußerte auch Rein­hard Sager, Präsi­dent beim Deut­schen Land­kreistag, gegen­über dem Blatt.

Ein Kunde der Deut­schen Glas­faser wartete nach der Bestel­lung fünf Jahre vergeb­lich auf seinen Anschluss - dann riss ihm der Gedulds­faden. Doch nicht einmal die Kündi­gung erlaubte der Netz­betreiber. teltarif.de hat nach­gefragt.

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