Themenspezial: Verbraucher & Service Glasfaser-Irrsinn

Deutsche Glasfaser: Kunde wartet 5 Jahre auf Anschluss

Ein Kunde der Deut­schen Glas­faser wartete nach der Bestel­lung fünf Jahre vergeb­lich auf seinen Anschluss - dann riss ihm der Gedulds­faden. Doch nicht einmal die Kündi­gung erlaubte der Netz­betreiber. teltarif.de hat nach­gefragt.
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Ein Bild vom Start des Glasfaserausbaus in Paderborn vom Sommer 2018 Ein Bild vom Start des Glasfaserausbaus in Paderborn vom Sommer 2018
Bild: moments-of-love.de / Deutsche Glasfaser
Im Rahmen des Glas­faser­aus­baus haben die Bürger ein neues Wort gelernt: "Nach­fra­gebün­delung". Das bezeichnet alle Arten, über die Bürger zum geplanten Glas­faser­ausbau in ihrem Wohn­gebiet infor­miert werden, seien es öffent­liche Veran­stal­tungen, Besuche von Haustür-Vertre­tern, Plakate, Post­wurf­sen­dungen und anderes. Das Ziel der Nach­fra­gebün­delung besteht gene­rell darin, dass möglichst viele Anwohner verbind­lich einen Glas­faser-Vertrag abschließen, sodass sich der Ausbau lohnt und das Unter­nehmen besser kalku­lieren kann.

Jeder­mann weiß inzwi­schen, dass der bestellte Anschluss dann nicht in wenigen Tagen verlegt ist, sondern dass das einige Wochen oder auch Monate in Anspruch nimmt. teltarif.de wurde nun aber ein krasser Fall bekannt, bei dem ein Kunde der Deut­schen Glas­faser inzwi­schen seit fünf Jahren auf seinen Anschluss wartet. Ein Bild vom Start des Glasfaserausbaus in Paderborn vom Sommer 2018 Ein Bild vom Start des Glasfaserausbaus in Paderborn vom Sommer 2018
Bild: moments-of-love.de / Deutsche Glasfaser

Deut­sche Glas­faser lehnt sogar Kündi­gung wegen Nicht­lie­ferung ab

Ende Januar schrieb uns ein teltarif.de-Leser aus einem Stadt­bezirk von Pader­born:

Am 15.03.2018, also vor fast fünf Jahren, bestä­tigte mir die Deut­sche Glas­faser mit der Kunden­nummer [...] inner­halb der so genannten Nach­fra­gebün­delung eine Auftrags­bestä­tigung für einen Glas­faser­anschluss. Im Sommer 2019 wurde ein Kabel in meinem Vorgarten verlegt. Wieder­holte Anfragen wurden mit nicht einge­hal­tenen voraus­sicht­lichen Fertig­stel­lungs­ter­minen beant­wortet.

Heute habe ich den Anschluss gekün­digt, und die Deut­sche Glas­faser antwortet umge­hend, dass ich an den Vertrag gebunden sei, da die 14-tägige Wider­spruchs­frist abge­laufen sei. Mit keinem Wort wird eine even­tuelle Fertig­stel­lung erwähnt. Mein Hinweis auf Verjäh­rung wurde wie folgt beant­wortet:

"Durch die von uns versandte Auftrags­bestä­tigung vom 28.08.2018 ist ein rechts­gül­tiger Vertrag zustande gekommen. Es besteht ein Wider­rufs­recht von 14 Tagen nach Versand der Auftrags­bestä­tigung. Dies können Sie unseren Infor­mationen zum Wider­rufs­recht unter deut­sche-glasfaser.de/wider­rufs­recht/ entnehmen. Diese Bedin­gungen akzep­tierten Sie bei Vertrags­abschluss. Aus diesem Grund lehnen wir Ihren Widerruf höflich ab. Bleiben Sie gesund."

Ich bin nur noch sprachlos.

Wir baten um die Daten zum Vertrag und leiteten die Sache an die Deut­sche Glas­faser weiter.

Es kommt Bewe­gung in die Sache

Unsere Anfrage zu dem Fall muss bei der Deut­schen Glas­faser einiges an Akti­vität ausge­löst haben. Ein Spre­cher des Netz­betrei­bers meldete sich und schrieb uns:

Der Ausbau des Glas­faser­netzes in [Stadt­bezirk von Pader­born] verlief nach dem Baustart im Jahr 2019 nicht kompli­kati­ons­frei. Derzeit erwarten wir noch die Geneh­migungen zur Querung zweier Landes­straßen, um einen bereits weitest­gehend ausge­bauten Teil­bereich des Ortes final anschließen zu können. Mit dem betref­fenden Kunden konnten wir im Gespräch eine für alle Betei­ligten zufrie­den­stel­lende Lösung erzielen und freuen uns über sein Verständnis für diese außer­ordent­liche lange Warte­zeit.
Unsere Frage, ob es auch in anderen Ausbau-Regionen der Deut­schen Glas­faser derart lange Warte­zeiten gebe, beant­wor­tete der Spre­cher nicht. Gleich­zeitig war in der Tat auch der Leser kontak­tiert worden, und er berich­tete uns:
Vor ca. einer Stunde hat sich die Pres­seab­tei­lung der Deut­schen Glas­faser bei mir gemeldet und für die falsche Antwort und die bisher nicht erbrachte Leis­tung entschul­digt. DG hat nach­gefragt, ob ich denn grund­sätz­lich noch an einer weiteren Zusam­men­arbeit inter­essiert sei. Grund­sätz­lich bin ich das, denn sonst hätte ich nicht fünf Jahre gewartet. Fakt ist auch, dass hinsicht­lich Glas­faser die DG hier in unserem Ort jetzt quasi ein Monopol besitzt, denn ein anderes Unter­nehmen wird in abseh­barer Zeit kein weiteres Netz aufbauen. Und anmieten können andere Provider auch keine Leitungen bei der DG. Das habe ich auch entspre­chend erwi­dert.

DG gibt an, heute Vormittag eine Dring­lich­keits­sit­zung abge­halten zu haben, u.a. mit dem Projekt­leiter für Pader­born[-Orts­teil]. Es soll nun bevor­zugt an diesem Projekt gear­beitet werden und ein Anschluss bei mir im April erfolgen. Dem habe ich zuge­stimmt und zunächst auf eine Kündi­gung verzichtet. DG will mir das noch schrift­lich bestä­tigen und auch zusagen, dass ich bei Nicht­ein­hal­tung selbst­ver­ständ­lich jeder­zeit wirksam kündigen kann. [...]

Herz­lichen Dank für Ihre erfolg­rei­chen Bemü­hungen. Ich hätte nicht gedacht, dass die DG so schnell vernünftig reagiert. Das beweist auch die Stärke von teltarif.de im deut­schen Markt. Abschlie­ßend wünsche ich Ihnen alles Gute und teltarif.de weiterhin viel Erfolg. Ein solches Medium wird meines Erach­tens drin­gend benö­tigt.

Auch beim Mobil­funk-Netz­ausbau schei­tert ein schneller Ausbau oft an den schlep­penden Geneh­migungs­ver­fahren. Die Politik fordert seit Jahren ein besseres Netz und beginnt ihre Hausauf­gaben zu machen: Eine Entbü­rokra­tisie­rung der Geneh­migungen von Sende­masten.

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