VATM hält Flatrate bei 0700 nicht für zielführend
Jürgen Grützner, langjähriger Geschäftsführer des VATM sieht die Einbeziehung der Vorwahl 0700 in Flatrates kritisch.
Foto: vatm.de
Das geplante Ende der Vermarktung von 0700-Rufnummern durch die Deutsche Telekom hat die Interessengemeinschaft IG 0700 auf den Plan gerufen. In gleichlautenden Schreiben haben sich die organisierten Inhaber von 0700-Rufnummern bei Politik und Verbänden dafür ausgesprochen, die Anrufkosten zur Vorwahl 0700 zu deckeln und am besten in die heutzutage weitgehend üblichen Flatrates zu integrieren.
Das führte unter anderem dazu, dass sich der Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdienstleistungen (VATM) näher mit dem Thema befasst hat. VATM-Geschäftsführer Jürgen Grützner antwortete auf die Anfrage von teltarif.de wie folgt:
„Mit den 0700-Rufnummern – besser bekannt als sogenannte Vanity-Rufnummern – sollte Zugang zu und von allen Telekommunikationsnetzen unter einer Rufnummer unter Nutzung einer eingängigen alphabetischen Zeichenfolge ermöglicht werden. Dieses grundsätzlich gute Konzept ist in Deutschland nie wirklich ein Erfolgsmodell geworden. Das liegt unter anderem daran, dass 0700-Rufnummern aufgrund der hohen Kostenstruktur von den allgemein angebotenen Flatrate-Tarifen nicht erfasst und deswegen gegenüber dem Kunden des Netzbetreibers gesondert abgerechnet werden.
Nun zu fordern, dass diese Nummern, vom Gesetzgeber angeordnet, verpflichtend in den Flatrates enthalten sein müssen, greift jedoch zu kurz. Da eine 0700-Rufnummer in den Netzen der TK-Anbieter anders technisch realisiert wird, fehlt es bereits an der Vergleichbarkeit mit den geographischen Rufnummern, die üblicherweise Bestandteil der Flatrate-Tarife sind. Nicht zuletzt durch die unterschiedliche technische Realisierung sind die 0700-Rufnummern im Vorleistungsbereich signifikant teurer als geographische Rufnummern, sodass eine gesetzliche Regelung des Endkundenpreises oder die verpflichtende Integration in Flatrates keine geeignete Vorgehensweise bietet, diesen Rufnummern zur Marktgängigkeit zu verhelfen."
Auszahlungsmodelle sollen für Traffic sorgen
Jürgen Grützner, langjähriger Geschäftsführer des VATM sieht die Einbeziehung der Vorwahl 0700 in Flatrates kritisch.
Foto: vatm.de
In der Tat gibt es Anbieter ("Hoster"), die dem Inhaber einer 0700-Rufnummer ein Auszahlungsmodell anbieten, wenn besonders viele Anrufe auf seiner 0700-Rufnummer "hereinkommen". Das soll dazu führen, dass der Inhaber seine Nummer viel stärker "bewirbt" und somit mehr Verkehr auf diese Nummer gezogen wird. Als die Minutenpreise fürs Telefonieren noch generell höher waren, konnte das ein Geschäftsmodell sein. Heut sind die Auszahlungsbeträge aber - gemessen am Aufwand - verschwindend gering.
0900 hat ein anderes Geschäftsmodell
Selbst bei der Vorwahl 0900, die bewusst für solche Geschäftsmodelle entwickelt wurde, sind die meisten Nutzer und Anbieter längst abgesprungen, weil das Nutzen und Kostenverhältnis vorne und hinten nicht stimmt und viele Endanwender solche Vorwahlen gesperrt haben oder bewusst nicht anrufen.
Wer beispielsweise eine Service-Dienstleistung über eine Hotline anbieten möchte, muss die Kosten entweder mit dem Kunden vorher oder nachher "regulieren" (z.B. durch das Schicken einer Rechnung) oder preist den Service in den Kaufpreis des Produktes ein. Dafür wäre eine 0800-Vorwahl viel kundenfreundlicher.
0700 zur besseren Erreichbarkeit
Bei der Vorwahl 0700 geht es eher darum, leicht merkbare oder sich nicht ändernde Rufnummern auf längere Zeit nutzen und je nach persönlichem Bedarf auf unterschiedliche Ziele leiten zu können. Man darf gespannt sein, wie die Politik auf die Vorschläge der IG 0700 reagieren wird.