Bitkom, Anga & Co.: Netzausbau mit Nachdruck vorantreiben
Zum gemeinsamen Symposium hatten sich die Interessenverbände Anga, Bitkom, Buglas, eco und VATM in Berlin getroffen. Sie erkennen an, dass die Bundesregierung sich bei der Gigabit-Versorgung "richtige und wichtige Ziele" gesetzt habe. Die Regierung beabsichtige, Deutschland bei der Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft in die Spitzengruppe der Industrienationen zu bringen.
Und klar: Voraussetzung dafür sind leistungsfähige digitale Infrastrukturen. Mit der Novellierung des Telekommunikationsgesetzes (TKG) im vergangenen Jahr und der Verabschiedung einer Gigabitstrategie habe die Politik Weichen dafür gestellt.
Beim fünften Gigabit-Symposium diskutierten sie Fortschritte und Nachbesserungsbedarf. In seltener Einmütigkeit kamen sie zu dem Schluss: In der Praxis müsse noch viel geschehen, aber es dürfe keinesfalls zu weiteren "Belastungen" kommen.
Anga: Es hapert an der Umsetzung auf kommunaler Ebene
Gemeinsam haben anga, bitkom, BREKO, Buglas, eco und VATM ein Forderungspapier verabschiedet: Lasst uns ungestört und schnell ausbauen
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„Unsere Branche hat private Investitionsmittel für den weiteren Glasfaserausbau in Höhe von 50 Milliarden Euro in den nächsten Jahren angekündigt. Damit die Netzbetreiber dieses Potenzial zügig und effizient ausschöpfen können, benötigen sie vor allem investitionsfreundlichere Rahmenbedingungen“, unterstreicht Anga-Präsident Thomas Braun. Die Politik könne hier durch weitere Vereinfachungen und die Digitalisierung von Antrags- und Genehmigungsverfahren maßgeblich unterstützen.
Die Argumente sind nicht neu: „Es müssen endlich moderne Verlegemethoden zur Anwendung kommen, die bereits im europäischen Ausland Standard sind. Das neue TKG stellt dafür aus rechtlicher Sicht die Weichen, leider hapert es an der Umsetzung auf kommunaler Ebene. Hier müssen der Bund und die Länder jetzt den Ankündigungen Taten folgen lassen“, fordert Braun.
VATM: Keine Überforderung durch Überförderung
Von großer Bedeutung für den erfolgreichen Glasfaserausbau sei, dass die ab 2023 in Kraft tretende Förderung den schnellen eigenwirtschaftlichen Ausbau nicht durch unnötig ausgelöste Förderverfahren behindere. „Von dem privatwirtschaftlichen Kapital steht das allermeiste für den ländlichen Raum zur Verfügung. Das dürfen wir nicht durch eine Überförderung gefährden“, warnt VATM-Präsident David Zimmer.
„Das neue Förderkonzept geht in die richtige Richtung. Eine stringente Priorisierung von Fördergebieten ist entscheidend, damit zuerst die Kommunen von staatlicher Unterstützung profitieren, die besonders schlecht mit Internet versorgt sind und kein Potenzial für einen eigenwirtschaftlichen Ausbau haben. Aber die Länder scheinen eine solche Priorisierung nach wie vor abzulehnen und die vom Bundesdigitalministerium in Auftrag gegebene ‚Potentialanalyse‘ kritisch zu sehen. Sie muss aber unbedingt die Grundlage für Markterkundungsverfahren sein, auf der neue Förderanträge basieren.“
Bitkom: Zu viel Bürokratie und zu wenig Akzeptanz
Einen Appell für Bürokratieabbau im Mobilfunk richtete Bitkom-Präsident Achim Berg an die Politik: „Für den weiteren Mobilfunk-Ausbau haben die Netzbetreiber inzwischen eine sehr gute Basis geschaffen: LTE ist heute bereits für 99,8 Prozent der Haushalte und 96,2 Prozent der Fläche verfügbar, 5G bereits für 89,4 Prozent der Haushalte und 60,3 Prozent der Fläche.
Aber an mehr als 1000 Standorten kommen die Mobilfunkunternehmen mit ihren Ausbauvorhaben für Mobilfunkanlagen derzeit nicht voran. Viele Verfahren ziehen sich über mehr als zwei Jahre. Die Gründe liegen in der schwierigen Suche nach Standorten, langwierigen Genehmigungsverfahren und zu oft fehlender Akzeptanz vor Ort. Hier müssen Bund, Länder und Kommunen endlich an einem Strang ziehen: Wir müssen die Genehmigungsverfahren digitalisieren und beschleunigen, und die Ausbau-Hürden schnell beseitigen. Deutschlands ambitionierte Ziele brauchen nun eine ebenso ambitionierte Umsetzung, und das auf allen Ebenen.“
eco: Netze müssen sicher und widerstandsfähig sein
Wichtig für einen erfolgreichen Ausbau der digitalen Infrastrukturen ist zudem, dass es nicht immer weiter zu neuen Belastungen für die Unternehmen kommt. „Als kritische Infrastrukturen halten TK-Netze die Versorgung in Krisen, Katastrophen und Energiemangellagen aufrecht. TK-Netze müssen darum sicher, resilient und widerstandsfähig sein“, sagt Klaus Landefeld, eco-Vorstand für Infrastruktur und Netze.
Er warnt: „Die auf europäischer und nationaler Ebene in der Politik diskutierten hohen regulatorischen Sicherheitsauflagen schießen aber über das Ziel hinaus: Überbordende gesetzliche Vorgaben und Sicherheitsanforderungen an TK-Unternehmen und Infrastrukturanbieter drohen, der nächste Hemmschuh eines zügigen Gigabitausbaus zu werden. Hier sehe ich einen aufkommenden Zielkonflikt.“
Buglas: Hochleistunfähige Lotsenschiffe in stürmischer See
Buglas-Präsident Theo Weirich unterstrich die Bedeutung der Gigabit-Netze: „Hochleistungsfähige Kommunikationsnetze sind wie die Lotsenschiffe in stürmischer See: Sie helfen den Supertankern und Containerschiffen dabei, einen machbaren Kurs zu finden und die aktuelle Krisensituation zu meistern. Wenn es noch eines Anstoßes bedurft hätte, den Ausbau von Glasfasernetzen möglichst flächendeckend und die Digitalisierung weiter voranzutreiben, dann sind es die vergangenen beiden Jahre mit Pandemie, Naturkatastrophen und konfliktbedingten Knappheiten. Die Zeichen stehen auf Wandel. Bei der Bewältigung kann und muss unsere Branche einen zentralen Beitrag leisten.“
Eine Einschätzung (von Henning Gajek)
Der Beobachter fragt sich, wozu es so vieler verschiedener Verbände bedarf, die im Grunde doch alle das Gleiche wollen: "Lasst uns in Ruhe bauen und funkt uns nicht so stark dazwischen." Die Politik hat im Prinzip verstanden, was notwendig ist, scheut sich aber klar zu sagen, wie viel Geld sie für den Ausbau dazu geben will und wie schnell sie Bürokratien in einem föderalen Staat abbauen kann und will. Die Verbände müssen aber auch darauf achten, was ihre Mitgliedsunternehmen tun bzw. nicht tun. Da gibt es schwarze Schafe, die vor Ort viel Chaos und Frust hinterlassen haben.
In einer weiteren Meldung geht es um das Thema: Glasfaserausbau: Köln kann nicht nur Karneval.