Disney erwägt Rückkehr ins Lizenzgeschäft
Wer Disney-Inhalte schauen will, braucht entweder ein Kinoticket oder ein Streaming-Abo von Disney+. Diese Regel war bislang in Stein gemeißelt. Nun steht der Mickey-Mouse-Konzern aber laut Bloomberg (Paid) vor einer 180-Grad-Wende in seiner Distributionsstrategie. Da sich Verluste im Streaming anhäufen und der Druck institutioneller Investoren auf den Konzern wächst, lotet Disney derzeit konkrete Optionen aus, Teile seiner Film- und Serienbibliothek an Mitbewerber zu lizenzieren.
Milliardenverluste angehäuft
Disney muss im Streaming auf die Kostenbremse treten
Foto: AFP
Im dritten Quartal vergangenen Jahres verbuchte das Segment Online Video einen operativen Verlust von 1,5 Milliarden US-Dollar. Der mittlerweile geschasste Disney-Chef Bob Chapek hatte konzernintern bereits Sparmaßnahmen umgesetzt, darunter einen Einstellungsstopp sowie Kürzungen in den Themenparks. Nachfolger Bob Iger erachtet den Einstellungsstopp weiterhin als wichtige Maßnahme an, diese reicht allerdings kaum aus, um die bestehenden Milliardenverluste zu kompensieren.
Hinter dem Druck auf das Konzernmanagement steht vor allem Trian Fund Management. Der als aktivistisch geltende Investor will einen Posten für seinen Chef Nelson Peltz im Disney-Verwaltungsrat durchsetzen. Peltz gilt als Kritiker von Disney-CEO Iger und strebt mittelfristig eine Nachfolgelösung auf dem Chefsessel des Mickey-Mouse-Konzerns an. Peltz selbst hält über Trian Fund Management 9,4 Millionen Disney-Aktien, was einer Beteiligung von 0,5 Prozent entspricht.
Was passiert mit Star Wars und Marvel?
Dass sich Disney im Lizenzgeschäft von seinen Flaggschiffen Star Wars und Marvel trennt, ist dennoch kaum zu erwarten. Die Kassenschlager sind für Disney+ das Marketinginstrument schlechthin, vor allem die Star-Wars-Spin-offs gelten als Magnet, um Abonnenten für Disney+ zu gewinnen. Vorstellbar wäre aber, dass man beispielsweise ein größeres Portfolio an ABC-Serien lizenziert.
Die jetzige Strategieänderung ist womöglich auch Teil eines größeren Konzernumbaus unter CEO Iger. So steht vor allem das TV-Geschäft von ESPN und ABC auf dem US-Heimatmarkt zur Disposition. Branchenbeobachter gehen davon aus, dass Disney sich von Beteiligungen trennt, die nicht zum Kerngeschäft gehören. Um den Streaming-Dienst zu stützen, hatte Disney in der Vergangenheit bereits zahlreiche TV-Sender rund um den Globus geschlossen.