Editorial: Alles nano, oder was?
Alles nano, oder was?
Bild: teltarif.de
In der Physik ist ein Nanometer gerade mal ein tausendstel eines
Mikrometers. Die nun nach
Apple-Vorschlag
beschlossene
Nano-SIM
ist hingegen gerade mal 40 Prozent kleiner als die ebenfalls
von Apple in den Markt eingeführte
Micro-SIM und damit aus
dieser Sicht eigentlich um den Faktor 600 zu groß.
Aus Verbrauchersicht ist natürlich zu begrüßen, dass die
Nano-SIM nicht wirklich "nano" ist. Noch mehr zu begrüßen wäre
es, wenn sie gar nicht erst eingeführt würde. Die wenigen
Millimeter Platzersparnis bei Breite und Höhe können den Nachteil,
das alte SIMs nicht in neue Geräte passen, nicht aufwiegen. Wer
eine SIM im Wechsel in zwei Endgeräten verwenden will, darf sich
zudem auch noch mit Adaptern herumschlagen.
Alles nano, oder was?
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Die Hauptnachteile schon der gewöhnlichen SIM-Karte werden durch das neue Format zudem nicht beseitigt: Das schwierige Handling der fippsligen Karten, und die vergleichsweise große, recht aufwändige und fehleranfällige Mechanik im Handy, die benötigt wird, um sechs elektrischen Kontakte zur SIM herzustellen. Bei einem kompletten Neudesign der "Karten" hätte man die Zahl der Kontakte auf zwei reduzieren und die Bauform in einen länglichen "SIM-Stecker" ändern können, der sich besser greifen lässt, der trotzdem weniger Volumen hat, und bei dem keine Verwirrung mehr besteht, wie rum er eingesteckt werden muss. Optimal wäre es, wenn es dann noch gelänge, für eine Übergangszeit solche SIM-Karten-Leser in Handys einzubauen, in die sowohl die herkömmlichen SIMs als auch alternativ die neuen SIM-Stecker eingelegt werden können.
So, wie umgesetzt, kommt jedenfalls der Verdacht auf, dass bei der Nano-SIM nicht unbedingt Vorteile für den Verbraucher (zum Beispiel kleinere Endgeräte, einfacherer SIM-Wechsel) im Mittelpunkt stehen, sondern eher solche für die Netzbetreiber: Es ist ja auch eine Form der Kundenbindung, wenn die Kunden am SIM-Karten-Tausch scheitern.