Kurbel-Akku im Test: Die BoostTurbine 2000 von Lextronix
"Rund eine Minute Kurbeln erzeugt genug Strom, um ein paar wichtige SMS abzusetzen oder wenigsten (sic) 30 Sekunden mit den Lieben zu sprechen."
So lautet das - unserer Erfahrung nach bei Einfach-Handys realistische - Werbeversprechen von Soulra zur BoostTurbine 2000. Ein Werbeclip auf YouTube von wwwSoulraDE macht indes glauben, dass man bequem im Zug sitzen und mit ein paar Umdrehungen sein Smartphone laden könne. Im Test zeigte sich, dass die Wirkung der Kurbel bei Weitem nicht so viel Effekt hat.
Nach 15 Sekunden zeigte sich keinerlei Reaktion des Akkus. Eine Minute kurbeln erbrachte immerhin einige Sekunden Ladestrom, wobei auffällig war, dass nach dem Abbruch eines Ladevorgangs ein zweites Betätigen des Ladeknopfes noch etwas Restkapazität freisetzte.
Test-Video: 30 Minuten Kurbeln mit der BoostTurbine 2000
Wie in unserem Video erwähnt, haben wir schließlich eine komplette halbe Stunde mit Kurbeln verbracht, um messbar Strom zu erzeugen. Dabei orientierten wir uns an ca. 100 Umdrehungen pro Minute, also knapp zwei Umdrehungen pro Sekunde, was als normales Tempo für einen durchschnittlich muskelbepackten Nutzer gelten dürfte.
Anschlüsse, Power-Knopf und LEDs
Foto: teltarif.de / Marleen Frontzeck
Dabei zeigte sich: Man nimmt nach spätestens fünf Minuten automatisch
eine schmerzhafte Handhaltung ein, da der Griff der Handkurbel recht klein ist.
Das Gehäuse des Akkus bietet wenig Halt, man rutscht leicht ab.
Etwas enttäuschend war nach der halben Stunde das Ergebnis: Das an den Akku
angeschlossene Smartphone signalisierte vier Minuten lang Stromzufuhr.
Danach war die BoostTurbine wieder leer. Der Effekt war aber
immerhin spürbar. Den Akku durch das Kurbeln komplett zu laden, erscheint damit
als nahezu aussichtslos. Wer den Akku in vollem Umfang nutzen möchte, sollte
daher über ein Ladegerät verfügen.
Geräuschentwicklung des Dynamos: Bitte Ohren zuhalten!
Aufladung eines Smartphones
Foto: teltarif.de / Marleen Frontzeck
Wird die BoostTurbine 2000 mithilfe der Handkurbel geladen, ist es mit der
Ruhe vorbei: Eine Messung per AudioTool-App auf dem Nexus 4 ergab 96 dB
in unmittelbarer Nähe des Geschehens. Diese doch erhebliche Lautstärke beim
Laden spricht sehr gegen einen Einsatz in bewohnten Bereichen und engt die
Nutzungsmöglichkeiten ein. Sei es auf dem Campingplatz, in Bus und Bahn oder
im Hotel - Mitmenschen mehrere Minuten diesem Gejaule auszusetzen, könnte für
Aversionen sorgen. Im Zug zu sitzen und per Kurbel das Handy zu laden ist
mit Sitznachbarn nicht praktikabel.
Fazit: Outdoortauglich, aber nur für Notladungen
Ladekurve beim Nexus 4 nach 30 Minuten Kurbeln
Screenshot: teltarif.de / Daniel Molenda
Die Idee einer Kurbel am Akku ist keine Revolution.
Der Ansatz ist indes für bestimmte Zielgruppen durchaus interessant. Wer in
sonnenarmen und abgelegenen Gebieten auf Wanderschaft ist, dürfte seine Freude
an der BoostTurbine 2000 haben. Wer auf die Kurbel keinen Wert legt, ist mit
einem externen Akku mit besserem Packmaß und niedrigerem Preis gut beraten.
Einfache Handys lassen sich mit viel Zeit, Kraft und Geduld zumindest ein wenig aufladen, um ein kurzes Lebenszeichen von sich zu geben. Bei Smartphones halten wir das bei reiner Kurbel-Ladung nicht für realistisch. Zudem lässt die Geräuschentwicklung den Einsatz der Kurbel jedoch nur abseits von (unfreiwilligen) Zuhörern zu. Und ob es dort auch ein Mobilfunknetz für die Nutzung des aus eigener Kraft geladenen Handys gibt, sei dahingestellt.