Themenspezial: Verbraucher & Service Getestet

Für Blackout: Mesqool CR1009 Pro DAB Kurbelradio im Test

Für einen befürch­teten Blackout im Kata­stro­phen­fall werden Radios mit Akku, Batte­rie­betrieb oder Kurbel-Ladung empfohlen. Wir haben ein Radio mit DAB+ von Amazon getestet, waren positiv über­rascht - warnen aber vor Illu­sionen.
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Notfallradio von Mesqool im Test Notfallradio von Mesqool im Test
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch
Die Angst der Deut­schen vor dem Blackout wurde in den vergan­genen Wochen und Monaten zu Genüge thema­tisiert. Sollten Fest­netz, Handy-Netz und Internet gleich­zeitig wegen eines größeren Strom­aus­falls länger nicht nutzbar sein, müssen Bürger sich auf anderen Wegen infor­mieren können. Und darum wird meist empfohlen, ein Akku-, Kurbel- oder Batterie-Radio zu Hause vorrätig zu haben.

Und genau dafür hat teltarif.de bereits acht Radios für den Blackout mit Solar­panel, Hand­kurbel oder Batte­rie­fach empfohlen. Eines dieser Radios haben wir uns nun gekauft und getestet. Notfallradio von Mesqool im Test Notfallradio von Mesqool im Test
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch

Mesqool CR1009 Pro DAB Kurbel­radio von Amazon

Wir entschieden uns für das in China herge­stellte Mesqool CR1009 Pro DAB. Das war zwar nicht das güns­tigste Radio in unserer Über­sicht, billige Kurbel­radios gibts bereits für 30 Euro. Doch dann beherr­schen sie in der Regel nur UKW, aber kein DAB+. Oder es stehen nicht alle Optionen für die Ener­gie­ver­sor­gung zur Verfü­gung. Unser Mesqool CR1009 Pro DAB Kurbel­radio bietet sowohl Akku- als auch Batte­rie­betrieb, es kann per Lade­gerät, Kurbel oder Solar geladen werden - und es kann außer UKW auch DAB+.

Gekauft haben wir das Mesqool CR1009 Pro DAB bei Amazon, wo es aktuell 68 Euro kostet. Als Prime-Kunde bekamen wir es mit Rabatt für rund 62 Euro. Bei Amazon scheint es noch in ausrei­chender Stück­zahl vorhanden zu sein, wohin­gegen es auf der Home­page von Mesqool über­haupt nicht erwähnt wird.

Ausstat­tung: Fast perfekt

Für den Preis um die 60 Euro liest sich die Ausstat­tungs­liste des Mesqool CR1009 Pro DAB beein­dru­ckend: Es hat eine auszieh­bare Antenne und beherrscht UKW sowie DAB+, für jeden Stan­dard stehen 30 Favo­riten­plätze bereit. Der auto­mati­sche Sender­such­lauf sollte alle wich­tigen Sender in der Umge­bung finden, bei uns waren es im Test insge­samt rund 90 Sender.

Der Lieferumfang des Mesqool CR1009 Pro DAB Der Lieferumfang des Mesqool CR1009 Pro DAB
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch
Der Akku hat eine Kapa­zität von 5000 mAh. Sollte er leer sein und gerade niemand Lust zum Kurbeln haben, kann das Radio auch mit drei AAA-Batte­rien betrieben werden. Die Dreh­kurbel ist im Gehäuse versenkbar. Das Mesqool CR1009 Pro DAB misst 172 x 94 x 63 mm und wiegt 410 Gramm. Direkt ans Radio montiert ist eine Trage­schlaufe. Außerdem spendet das Gerät auch Licht: Klappt man die Solar­zelle nach oben, befindet sich darunter eine LED-Licht­leiste als Lese­lampe, außerdem gibt es eine Spot-Taschen­lampe. Beide Lampen beherr­schen zwei Hellig­keits­stufen.

Das Notfall­radio ist nach IPX4 Spritz­wasser abwei­send, unter­getaucht werden darf das Gerät aller­dings nicht. Außerdem verfügt es über einen Kopf­hörer-Klin­ken­aus­gang, einen Wecker, eine mörde­risch laute Alarm­sirene und einen zweiten USB-Anschluss, über den ein ange­schlos­senes Handy Energie vom Radio-Akku erhalten kann (Power­bank-Funk­tion). Blue­tooth beherrscht das Gerät aller­dings nicht. In der Packung fanden wir außer dem Radio und einer Bedie­nungs­anlei­tung einen Kara­biner­haken zum Aufhängen des Radios sowie ein Micro-USB-Kabel. USB-C beherrscht das Radio nicht bzw. nur über einen optio­nalen Adapter. Auch ein Netz­teil liegt nicht bei.

Verar­bei­tung und Bedie­nung: Preis­wert

Bei einer derart üppigen Ausstat­tung stellt sich die Frage: Wo musste der Hersteller bei dem Preis den Rotstift ansetzen? Schon direkt nach dem Auspa­cken bemerkt man: An der Verar­bei­tung. Obwohl das Kunst­stoff­gehäuse robust und an den Kanten sogar verstärkt ist, wirkt es billig. Vor allem die Nähte können scharf­kantig sein, und ganz wackel­frei stand das Radio bei uns nicht auf dem Tisch.

Ganz beson­ders spürt man die billige Verar­bei­tung auch beim Drücken der Tasten, wobei es jedes Mal hörbar klackt - eine geräusch­lose Bedie­nung des Geräts ist unmög­lich.

Ungünstig und offen posi­tio­niert sind auch die Tasten für die Lampen und die Sirene an der Schmal­seite: Direkt nach dem Auspa­cken drückten wir verse­hent­lich auf die Alarm­taste, woraufhin sofort die ohren­betäu­bende Sirene ertönte und wir erschreckt zusam­men­zuckten. Das wäre unter einer Klappe besser posi­tio­niert gewesen. Eine Gummi-Klappe befindet sich übri­gens direkt daneben: Darunter liegen Micro-USB, USB-A, Klin­ken­buchse und eine Reset-Öffnung.

Vorsicht: Taschenlampe und Leselampe saugen den Akku leer Vorsicht: Taschenlampe und Leselampe saugen den Akku leer
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch
Auch bei der Bedie­nung kann man nicht gerade von "intuitiv" spre­chen: Wir vermissten den bei Radios so beliebten Dreh­regler. Über die Menü­taste gelangt man ins Menü, dort muss man dann mit den Programm-Pfeil­tasten navi­gieren. Ein Menü­punkt wird mit "Enter" ausge­wählt, zurück ins vorhe­rige Menü gehts wieder mit der Taste "Menu". Das beleuch­tete 2,6-Zoll-Display mit vier Zeilen ist zwar für den Radio-Betrieb gut geeignet und zeigt alle wich­tigen Infos an. Drei der vier Zeilen sind aber dauer­haft mit Datum, Uhrzeit und Sender­name/Radio­technik belegt. Der jewei­lige Menü­inhalt wird immer nur einzeilig in der untersten Zeile ange­zeigt, was die Bedie­nung des Menüs sehr anstren­gend und unüber­sicht­lich macht. Eine komplette Menü-Über­sicht hat der Hersteller daher im Hand­buch abge­druckt.

Beim Sender­wechsel reicht es übri­gens nicht, nur die Pfeil­taste zu drücken, es muss anschlie­ßend noch die Taste "Enter" zum Aufruf des Senders gedrückt werden. Bei UKW werden die Sender in festen Schritten von 0,05 Mhz durch­laufen. Ein längerer Druck auf die Pfeil­taste springt zum nächsten gut empfang­baren UKW-Sender.

Nach Inbe­trieb­nahme: Sender­such­lauf erfor­der­lich

Mit den Tücken des Menüs muss man sich aber in der Tat sofort nach der Inbe­trieb­nahme beschäf­tigen. Denn bei uns ertönte nach dem Einschalten kein Radio­klang. Zuerst muss über das Menü ein kompletter Sender­such­lauf gemacht werden, erst dann empfängt das Gerät analoge und digi­tale Sender.

Auch Datum und Uhrzeit mussten wir in unserem Test zunächst manuell über das Menü setzen, da diese ohne Radio­emp­fang eben auch nicht über das Netz synchro­nisiert werden konnten.

Dann ist es wichtig, im Radio­betrieb die Funk­tion der "Power"-Taste zu verstehen, diese hat nämlich mehrere Modi: Bei einem kurzen Druck wech­selt das Radio zwischen DAB+, UKW und Standby. Und nur bei einem langen Druck auf "Power" schaltet sich das Gerät ganz aus - was unter Umständen über­lebens­not­wendig sein kann, wie wir im folgenden Abschnitt sehen werden.

Die Ener­gie­ver­sor­gung: Keine Illu­sionen, bitte!

In den Amazon-Bewer­tungen des Mesqool CR1009 Pro DAB gab es Beschwerden darüber, das Radio würde bei einer längeren Lage­rung schon nach mehreren Wochen bzw. Tagen die ganze Akku-Energie verlieren und wäre dann bei einem Notfall ggf. gar nicht einsatz­bereit. Hier hat ein Nutzer eben wohl den Standby-Modus mit dem komplett ausge­schal­teten Modus (langes Drücken von "Power") verwech­selt. In unserem Test haben wir das Mesqool CR1009 Pro DAB rund 12 Tage lang ausge­schaltet und unbe­nutzt herum­stehen lassen - und nach dem Einschalten war der Akku noch voll.

Die Wirksamkeit der Solarzelle fürs Laden des Akkus kann man getrost vernachlässigen Die Wirksamkeit der Solarzelle fürs Laden des Akkus kann man getrost vernachlässigen
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch
Bezüg­lich der "batte­rie­freien" Lade­optionen (Solar und Kurbel) sollte man sich aller­dings keine Illu­sionen machen und keine großen Wunder erwarten. Der Hersteller schreibt selbst in der Anlei­tung, dass die Solar­zelle nur bei direktem Sonnen­licht "anspringt", aber nicht in Innen­räumen. Und selbst bei direkter Sonne wird der Akku nur mit 30-50 mA geladen. Mesqool schreibt unmiss­ver­ständ­lich: Die Solar­zelle kann den Akku nie auf 100 Prozent Lade­stand bringen und sollte daher nicht als Haupt­ener­gie­quelle betrachtet werden. Das entspricht exakt den Erfah­rungen in unserem Test. teltarif.de empfiehlt ohnehin nicht, batte­rie­betrie­bene Geräte bei großer Hitze der direkten Sonne auszu­setzen, da das der Akku nicht gut verträgt und ggf. sogar Explo­sions­gefahr besteht.

Und bei der Kurbel sieht es ähnlich aus: Mesqool empfiehlt bei der Nach­ladung per Kurbel zwei Umdre­hungen pro Sekunde im Uhrzei­ger­sinn oder auch entgegen dem Uhrzei­ger­sinn. Doch auch damit kann der Akku maximal mit 300-350 mA nach­geladen werden. Das ist zwar deut­lich effek­tiver als die Solar­zelle, aber den kompletten Akku mit 5000 mAh bekommt man damit nach unserer Erfah­rung auch nicht in einer annehm­baren Zeit voll. Man sollte schon unge­fähr 30 Minuten kurbeln, um wieder 10-15 Minuten Radio hören zu können. Es ist also defi­nitiv besser, auf AAA-Batte­rien zu setzen, falls im Notfall vorhanden.

Akku­lauf­zeit und Sound

Mesqool gibt an, dass mit vollem Akku ein Radio­betrieb von 25 Stunden möglich ist, sofern man die Laut­stärke nicht über 50 Prozent dreht. Das halten wir für eini­ger­maßen realis­tisch. Dann sollte man sich aber tunlichst hüten, die Alarm­sirene oder die beiden LED-Lampen in Betrieb zu nehmen, denn diese saugen ordent­lich am Akku. Bei dauer­hafter Sirene wäre der Akku schon nach 6 Stunden leer, bei dauer­haft einge­schal­teten Lampen nach 10 Stunden (Taschen­lampe) bzw. 37 Stunden (Lese­lampe).

Energieversorgung im Notfall: Mit Kurbel möglich, noch besser mit drei AAA-Batterien Energieversorgung im Notfall: Mit Kurbel möglich, noch besser mit drei AAA-Batterien
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch
Und in der Tat schreibt Mesqool, dass im Standby-Modus der Akku nach spätes­tens 93 Stunden leer gesaugt ist, also nach nicht einmal vier Tagen. Im komplett ausge­schal­teten Zustand soll der Akku 6333 Stunden halten, also etwas mehr als acht Monate. Wir würden empfehlen, das Gerät mindes­tens viermal jähr­lich aus dem Schrank zu holen und den Akku nach­zuladen, um auf der sicheren Seite zu sein und den Akku zu "pflegen". Das Laden eines Smart­phones über die USB-Schnitt­stelle hat im Test problemlos funk­tio­niert.

Vom einge­bauten Laut­spre­cher darf man natür­lich keine Wunder­werke erwarten. Er ist aber immerhin so gut, dass wir ganz deut­lich den Unter­schied zwischen DAB+ und UKW hören konnten. Bei der Musik­wie­der­gabe fehlen Höhen und Bässe, Sprach­sen­dungen werden aber mit einer sehr guten Verständ­lich­keit wieder­gegeben. Es ist also mit dem Mesqool CR1009 Pro DAB möglich, bei mitt­lerer Laut­stärke über mehrere Stunden Radio zu hören, ohne dass die Ohren "schmerzen".

Bei DAB+ unter­stützt das Radio übri­gens auch DRC (Dynamic Range Control), also die auto­mati­sche Klang­anpas­sung in lauten Umge­bungen.

Fazit: Die Vorbe­rei­tung machts

Unser exem­pla­rischer Test mit dem Mesqool CR1009 Pro DAB zeigt, dass es keines­wegs damit getan ist, ein Notfall­radio einmal zu kaufen, anschlie­ßend in den Schrank zu legen und nach Jahren zu hoffen, dass es dann sofort benutzbar ist. Wir empfehlen in jedem Fall, auch mindes­tens zwei bis drei Sätze AAA-Batte­rien parallel mit aufzu­bewahren. Denn die Kurbel ist ledig­lich zum Nach­laden für einige Minuten Radio­hören gedacht. Die Solar-Schnitt­stelle würden wir als vernach­läs­sigbar bezeichnen.

Immerhin erhält man mit dem Mesqool CR1009 Pro DAB ein kompaktes Radio, das für seinen Preis eine gute Ausstat­tung bietet. Abstriche muss man insbe­son­dere bei der Verar­bei­tung und beim Bedien­kom­fort machen. Klang­lich erfüllt das Notfall­radio aber in jedem Fall ordent­lich seinen Zweck.

Bevor das Handy in Mode kam und erschwing­lich wurde, haben viele inter­essierte Menschen mit CB-Funk von unter­wegs kommu­niziert. Das geht auch heute noch: Handy-Alter­nativen beim Blackout.

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