Glückwunsch

Handy Birthday: 30 Jahre digitaler Mobilfunk

Am 30. Juni bzw. dem 1. Juli 1992 wurde in Deutsch­land die digi­tale mobile Zukunft gestartet. Die ersten digi­talen Mobil­funk­netze in Deutsch­land wurden aus histo­rischen Gründen "D-Netz" getauft. Ein ausführ­licher Rück­blick.
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Schon drei Jahre nach dem ersten iPhone machte die Technik den nächsten Sprung. 2010 führten Telekom, Voda­fone, E-Plus und o2 (Telefónica) das LTE- oder 4G-Netz ein, mit dem viele Nutzer bis heute richtig schnell mobil surfen können. LTE brachte dem mobilen Internet noch einmal einen ordent­lichen Schub. Damit gingen schon bis zu 100 Megabit pro Sekunde im Down­load. Inzwi­schen sind es sogar bis zu 300 MBit/s.

Historische iPhones: Sie konnten nur 3G, aber noch kein 4G/LTE. Historische iPhones: Sie konnten nur 3G, aber noch kein 4G/LTE.
Foto: Apple Inc.
Premiere feiert LTE (Long Term Evolu­tion) bei der Telekom nicht in Bonn, Berlin, Hamburg oder München – sondern im beschau­lichen Kyritz an der Knatter im Nord­westen Bran­den­burgs. Dort in der tiefsten Provinz wurde demons­trativ die erste LTE-Station in Betrieb genommen, weil der kleine Ort für die Versor­gung im länd­lichen Raum stand. LTE sollte für alle da sein, und nicht nur für die Menschen in den großen Städten. Mit LTE war es auch erst­malig möglich, in vernünf­tiger Qualität zu streamen: Musik (Radio) und Videos.

Live-Kommu­nika­tion mit 5G

Nach der bewährten Regel, dass es etwa alle zehn Jahre einen großen Sprung beim Mobil­funk gibt, brachten o2, Voda­fone und die Telekom 2019-2020 5G an den Start – als Nach­folger oder, genauer gesagt, zunächst als Ergän­zung für LTE. Ein Gigabit mit einer Latenz unter 10 Milli­sekunden – damit wird Live-Kommu­nika­tion möglich. Und es zeigt noch einmal, wie rasant der Bedarf nach hohen Daten­raten inner­halb dieser Jahre gewachsen ist. Glattes Strea­ming, schnelles Gaming und erst­klas­sige Sprach­qua­lität sind inzwi­schen das „A und O“. Zum schnellen Surfen reicht zwar auch LTE im Allge­meinen noch bestens aus.

Neue Anwen­dungen wie auto­nome Autos, Tele-Medizin oder das „Internet der Dinge“ verlangen aber nach noch mehr Tempo und nach einem Mobil­funk, der Daten und Befehle prak­tisch verzö­gerungs­frei „live“ über­trägt. 5G soll das mit lang­fristig "bis zu 10 Gigabit" im Down­load können.

Keine Zukunft ohne Nach­hal­tig­keit

Mobil­funk­technik kann heut­zutage noch so schnell und leis­tungs­stark sein – wenn sie nicht gleich­zeitig ener­gie­spa­rend und effi­zient funk­tio­niert, hat sie auf dem Markt keine Chance. Die Anbieter verfolgen das Ziel, möglichst bald CO2 einzu­sparen und klima­neu­tral zu werden und zu bleiben. Die Kunden haben kaum Möglich­keiten, die voll­mun­digen Ansagen der Anbieter nach­zuvoll­ziehen und bleiben daher skep­tisch.

Neue Mobil­funk­technik, deren Ener­gie­ver­brauch bei Null liegt, wenn gerade kein Kunde an einem Standort Leis­tung anfor­dert, soll die Umwelt entlasten. Beim neuen Handy kann man Geräte wie das Fair­phone, My Rephone oder das Shift Phone ins Auge fassen.

Wieder­auf­gear­bei­tete Second-Hand-Tele­fone gibt es von verschie­denen Anbie­tern wie BackMarket, TrademyMobile oder ReUsemyMobile oder smallbug beispiels­weise. Fach­gerechtes Recy­cling sollte zum Stan­dard gehören.

Jähr­lich 300.000 echte Handy-Notrufe

Eine erste wich­tige Handy-Funk­tion zum Start des Netzes vor 30 Jahren waren Notrufe von unter­wegs: Wer ein Mobil­telefon besaß, konnte ab dem 30. Juni 1992 auch von unter­wegs die Rettungs­leit­stelle unter 112 schnell errei­chen.

Inzwi­schen werden allein über das Mobil­funk­netz von Voda­fone über die 112 jähr­lich rund 300.000 Notrufe abge­setzt, Bei der Telekom oder o2 dürften die Zahlen ähnlich liegen. Seit etwa zwei­ein­halb Jahren werden bei einem Handy-Notruf an die 112 die genauen Stand­ort­infor­mationen des Anru­fers auto­matisch und fast flächen­deckend an die Leit­zen­tralen der Feuer­wehr über­tragen. Damit können die Retter jetzt sehr schnell den Unglücksort auffinden.

Vom Handy fürs Tele­fonieren zum Alles­könner-Smart­phone

War das digi­tale Mobil­funk­netz zu Beginn noch ein reines Tele­fonie-Netz, wurde am 3. Dezember 1992 erst­mals eine SMS von einem Computer an den Voda­fone-Mitar­beiter Richard Jarvis mit der Botschaft „Merry Christmas“ versendet.

Drei Jahre später befeu­erte der offi­zielle SMS-Start den Mobil­funk-Boom weiter. Damals war ein Senden von Nach­richten zwischen den Netzen zunächst gar nicht oder nur über Tricks möglich. Die Markt­lücke schloss das Unter­nehmen Dr. Materna. Es entwi­ckelte eine Schnitt­stelle zwischen den Netz­betrei­bern für SMS. Im Rekord­jahr 2012 wurden netz­anbie­ter­über­grei­fend fast 60 Milli­arden Kurz­mit­tei­lungen verschickt.

Längst ist das Handy zum schlauen Alles­könner-Smart­phone geworden: Als Geld­börse für das (kontakt­lose) Bezahlen in fast allen Geschäften, Spie­lekon­sole, Taschen­rechner, Taschen­lampe, Fahr­kar­ten­automat, Wörter­buch, Fern­bedie­nung und so weiter.

Mit Smart­phones wird heute foto­gra­fiert und gefilmt. Man chattet mit Freunden, schaut Filme, Serien und Videos in HD-Qualität und hört Musik. Die Menschen surfen stärker im mobilen Internet – etwa um soziale Medien wie Face­book, Insta­gram oder YouTube zu nutzen, Bank­geschäfte und Behör­den­gänge zu erle­digen, online einzu­kaufen, Events aus Kultur und Sport im Live-Stream zu verfolgen oder sich in Nach­rich­ten­por­talen zu infor­mieren. Kurz gefasst bringt das moderne Smart­phone ein Menge Lebens­qua­lität mit, kann aber auch viel Zeit rauben.

Mensch und Maschine: Daten­ver­kehr steigt jähr­lich um 28 Prozent

Die Grund­lage für den Daten­fluss in den Mobil­funk­netzen war Start­schuss von UMTS (3G) im Jahr 2000, gefolgt von LTE (4G) im Jahr 2008, was der Geschichte noch einmal einen deut­lichen Schub gab. 3G ist mitt­ler­weile Geschichte - in Deutsch­land wurden alle 3G-Stationen abge­schaltet. Die Daten fließen über die 4G- und 5G-Tech­nologie wesent­lich schneller. Die Nutzung durch Mensch und Maschine ließ den mobilen Daten­ver­kehr ansteigen: Im Juni 2022 wuchs der Verkehr auf der mobilen Daten­auto­bahn beispiels­weise im Voda­fone-Netz um 28 Prozent gegen­über dem Vorjahr.

Nicht nur Menschen verschi­cken die Daten: Immer mehr Alltags­gegen­stände mit inte­grierten SIM-Karten kommu­nizieren im Internet der Dinge: Geträn­keau­tomaten melden sich, wenn sie nach­gefüllt werden müssen. Aufzüge setzen Warn­mel­dungen ab, wenn ein Ausfall droht. Stra­ßen­laternen schalten sich nachts nur dann an, wenn wirk­lich jemand unter­wegs ist.

Im deut­schen Voda­fone-Netz sind aktuell mehr als rund 65 Millionen SIM-Karten aktiv, bei der Telekom sollen es etwa 53 Millionen Karten sein, o2/Telefónica meldet etwa 46 Millionen aktive Mobil­funk-SIM-Karten. Einige davon stecken in vernetzen Gegen­ständen – etwa für das Smart Home oder in Fabrik­hallen.

Der Schlüssel zum Handy-Netz ist und bleibt nach wie vor die SIM-Karte. Deren Größe hat sich verän­dert. Anfangs noch so groß wie eine Scheck­karte ist sie über die Jahre geschrumpft: Von Mini über Micro bis Nano oder die plas­tik­spa­rende eSIM, ein Stück Soft­ware zum Down­load.

In Zukunft ohne Ampeln oder Staus?

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