Handy Birthday: 30 Jahre digitaler Mobilfunk
Am 30. Juni bzw. dem 1. Juli 1992 wurde in Deutschland die digitale mobile Zukunft gestartet. Die digitalen Mobilfunknetze in Deutschland wurden aus historischen Gründen "D-Netz" getauft. Mobilfunk für alle war zu Anfang unerschwinglich.
Am Anfang war das "A-Netz"
Der digitale Mobilfunk wird 30
Foto: Deutsche Telekom
Analogen Mobilfunk gab es in Deutschland schon Jahrzehnte vorher. Das "A-Netz" der Deutschen Bundespost startete 1955 als „Zugpostfunk“. Der Autor dieser Zeilen konnte noch im A-Netz aus einem gelben VW-Käfer der Post mobil telefonieren. Hier vermittelte das „Fräulein vom Amt“ die Gespräche.
Kunden waren damals reiche, "wichtige" Menschen, die es sich leisten konnten, in ihr Auto ein reisekoffergroßes Mobiltelefon-Funkgerät einbauen zu lassen und über den festeingebauten Handhörer und ein separates Bedienteil in der Fahrzeugkonsole zu telefonieren.
Es folgte das B-Netz
Handvermittlung war aufwendig und personalintensiv. Die Weiterentwicklung "B-Netz" erlaubte ab 1972, selbst zu wählen. Sowohl von "außen" also vom Festnetz zum Mobiltelefon, als auch vom mobilen Telefon im Auto nach draußen.
Auch das B-Netz blieb ein teures Vergnügen: Die monatliche Grundgebühr betrug seinerzeit 270 DM (von der heutigen Kaufkraft eher 270 Euro). Kleiner Vorteil: Die Minutenpreise orientierten sich an den Festnetzpreisen plus einem Funkkanalzuschlag.
Die Kosten für ein Gerät waren auch noch ziemlich exklusiv, so etwa 15.000 DM musste der Kunde für ein Gerät ausgeben. Der Einbau erfolgte durch eine Fachwerkstatt und anschließend die Abnahme beim Fernmeldeamt der Bundespost, bevor man eine Betriebsgenehmigungs-Urkunde erhielt und der Prüfbeamte ein Rufnummernmodul (Vorläufer der SIM-Karte) im Gerät einbaute. Erst dann konnte (und durfte) man mobil telefonieren.
Die Netzkapazität des B-Netzes reichte gerade für etwa 100.000 Anschlüsse. Ein knappes Gut: Die B-Netz-Genehmigungen wurden teilweise "schwarz" gehandelt. Die Vorwahl des B-Netzes richtete sich nach der Funkverkehrsvorwahl, gebildet aus der Vorwahl des Vermittlungsortes, der Kennziffer 05 und schließlich der Teilnehmerrufnummer, z.B. 0221-05-54321 (= Teilnehmer 54321 in Köln). Ein Zellen-Handover gab es nicht, die Verbindung riss einfach ab.
Mit SIM-Karte: Das C-Netz
Dann kam 1985 das zellulare C-Netz mit einer SIM-Karte, zunächst mit Magnetspur, bald mit Chip auf der Karte im Scheckkartenformat. Das C-Netz konnte nicht viel mehr als eine Million Nutzer verkraften. Seine Vorwahl lautete erstmalig bundesweit 0161. Zum ersten Mal gab es eine SIM-Karte, die konnte anfangs auch als Telefonkarte in der Telefonzelle genutzt werden.
Funklöcher waren damals gefühlt irgendwie "kleiner". Erstens hatte die Anlage im Auto prinzipbedingt eine größere Reichweite: Eine höhere Sendeleistung und eine weitaus reichweitenstärkere Antenne auf dem Auto, das ganze auf niedrigen Frequenzen (A-Netz, B-Netz auf 149 MHz, C-Netz auf 450 MHz). Erstmalig gab es ein Handover zwischen Funkzellen.
Der Nachteil seinerzeit: Die Geräte waren richtig groß und brauchten viel Strom, denn die Miniaturisierung war noch nicht so weit. Deswegen mussten die Geräte fest im Auto verbaut werden, an Handys war zunächst noch nicht zu denken.
Die ersten tragbaren Geräte waren groß schwer und die Standby-Zeit endete nach sechs Stunden. Das B-Netz konnte schon Roaming (mit Österreich, Luxemburg und den Niederlanden). Im C-Netz war Roaming vorgesehen, wurde jedoch nie realisiert. Es funktionierte somit nur in Deutschland und unter Umständen im benachbarten Grenzbereich.
GSM für Groupe Speciale Mobile
Postminister Dr. Christian Schwarz-Schilling und sein französischer Kollege waren sich einig: Es wurde dringend Zeit für einen europäischen Standard. Die gemeinsame Arbeitsgruppe dafür hieß "Groupe Speciale Mobile (GSM)" und das Netz sollte irgendwann europaweit funktionieren. 1987 hatten französische und deutsche Fachleute die Norm fertig. Der Ministerialbeamte Wolfgang Schiewer entwickelte einen europaweit gültigen Frequenzplan für das neue Netz, der später Schiewer-Plan genannt wurde.
Der neue europäische Standard musste implementiert und aufgebaut werden. Fünf Jahre später war klar: Wer C sagt, muss auch D sagen. Auf das C-Netz folgte nach einem Jahr Versuchsbetrieb das D-Netz, der erste „Mobilfunk für alle“. So startete die Telekom im Juli 1991 in Stuttgart auf dem Killesberg z.B. eine erste GSM900-Teststation, der Autor war live dabei.
GSM wird global
Der Vollständigkeit halber: Erst später wurde in den USA bei einer Konferenz in Atlanta gezeigt, wie schnell man ein GSM-Netz aufbauen kann (damals angekoppelt ans Netz der Swisscom). Das fand in den USA Gefallen, das Kürzel GSM wurde schnell in „Global System for Mobile Communication“ umdefiniert.
D-Netz: Erstmalig private Konkurrenz
Handys, die Geschichte schrieben: Motorola 3200, Ericsson GH172, Nokia Communicator 9000, Nokia 7110, Nokia 6150, Apple iPhone "1", usw.
Foto: Vodafone
Bei der Vergabe von Mobilfunklizenzen in Deutschland sollte es privaten Wettbewerb geben. Zwei Lizenzen wurden ausgeschrieben, die Deutsche Bundespost Telekom galt als gesetzt ("D1"), die private Lizenz gewann das "Mannesmann"-Konsortium, das unter dem Begriff "D2 privat" in die Geschichte einging.
Offizieller Starttermin der D-Netze sollte der 1. Juli 1992 werden. Doch Mannesmann zog seinen Einschalttermin kurzfristig auf den 30. Juni 1992 vor, um in den Geschichtsbüchern später als "Erster" stehen zu können. Das Kuriosum: Es gab zwei Netze, aber kaum Geräte. "God, send Mobiles" war die neue Übersetzung für GSM.
1992 erste Kunden im Netz
Erste Kunden hatten sich eines der wenigen lieferbaren Geräte direkt von den Herstellern Ericsson, Nokia oder Motorola besorgt, auch das Unternehmen "Orbitel" gehörte zu den Pionieren (wurde später von Ericsson übernommen).
Mobiltelefon oder Handy? Hauptsache Telefonieren und SMS
Motorola 3200 - der Knochen. Es konnte telefonieren und erst später z.T. auch SMS.
Foto: Picture Alliance/dpa
Im April 1993, ein knappes Jahr nach dem Start, waren bei der Telekom schon 130.000 Teilnehmer in deren D1-Netz unterwegs.
Marktführer war damals "D2 privat" von Mannesmann. Das Unternehmen war neu und unverbraucht, der "Post/Telekom" haftete so etwas wie "Beamten-Mief" und Schwerfälligkeit an. Mannesmann startete bundesweit mit nur 100 Basisstationen.
Zunächst lagen die Vertrags-Angebote bei monatlichen 85 DM (Telekom) bzw. 78 DM (Mannesmann D2 privat) plus Minutenpreisen von 1,30-1,44 DM oft im 6-, 10- oder 15-Sekundentakt. Prepaid gab es damals noch nicht.
Die ersten klobigen D-Netz-Telefone wogen mehr als 500 Gramm, hatten eine Akkuleistung für maximal 120 Minuten Gesprächszeit und kosteten satte 3000 D-Mark. Das war für damalige Verhältnisse ein kleines Vermögen, ein Arbeitnehmer verdiente 1992 durchschnittlich nur rund 4000 D-Mark (brutto).
Vodafone kauft Mannesmann
Im Jahre 2000 gab es eine gewaltige Zäsur. Für die unglaubliche Summe von 180.000.000.000 (180 Milliarden) Euro kaufte die britische Vodafone plc den deutschen Mobilfunker Mannesmann Mobilfunk und sein Angebot "D2 privat". Anfangs hieß der deutsche Ableger noch Vodafone D2, bald nur noch Vodafone. Beobachter halten die Übernahme auch rund 20 Jahre später immer noch für einen großen Fehler.
Die Entdeckung der Privatkunden
Erst spät wurden die Privatkunden entdeckt. Nun kamen Tarife für etwa 50 Mark im Monat bei deutlich höheren Minutenpreisen knapp unter der 2-DM-Schranke in Mode. In einem letzten Aufbäumen hatte die Telekom ihr analoges C-Netz noch auf 29 Mark Grundgebühr reduziert. Doch die Kostenrechner in Bonn beschlossen, das C-Netz vorzeitig abzuschalten und alle Kunden ins D-Netz umzusiedeln. Das fanden nicht alle Nutzer gut, denn in der Startphase waren die D-Netze noch nicht weit genug ausgebaut.
Die Preise fürs mobile Telefonieren sanken langsam. Ein technisches Abfallprodukt, die SMS (für Short Message Service), wurde populär. Man konnte asynchron Nachrichten austauschen, die Gegenstelle las diese, sobald Zeit oder Gelegenheit dafür war. In der zweiten Hälfte des 1990er Jahrzehnts wurden SMS zum Renner: 1999 verschicken die Deutschen rund 3,6 Milliarden SMS. Der Duden nahm das sperrige Wort „Simsen“ in seinen offiziellen Wortschatz auf.
Teure Anfänge mit mobilen Daten und Internet
Die D-Netze wurden populär. Ende 1998 zählte beispielsweise Telekom/T-Mobile etwa 5,5 Millionen Nutzer und hatte dafür 1000 Mobilfunkstandorte in Betrieb.
Zum Vergleich: Heute hat die Telekom über 53,2 Millionen Mobilfunkkunden, betreibt in Deutschland 34.000 Standorte und es reicht einigen Kunden immer noch nicht. Vodafone startete mit 100 Sendestationen und meldet inzwischen aktuell 25.500 Standorte bundesweit.
Ende der 90er bedeutete Mobilfunk Sprache und SMS. Das mobile Internet fehlte noch oder blieb zahlungskräftigen Anwendern vorbehalten. Eine Technik namens CSD erlaubte Modemverbindungen mit manueller Einwahl, bezahlt wurde pro Minute Verbindungsdauer. Darüber ließen sich E-Mails verschicken und abrufen, maximal 9600 bps waren angesagt. Mannesmann verbesserte die Technik und konnte über HSCSD 14.400 bps übertragen, E-Plus tat das später auch.
Nummer drei und vier gehen an den Start
Etwa 20 Jahre lang blieben E-Plus und Telefónica (o2) eigenständig.
Logos: Netzbetreiber - Montage: teltarif.de
Die Politik wünschte sich mehr Wettbewerb. 1994 ging das Netz von E-Plus an den Start, erstmals auf 1800 MHz im DCS/PCS1800-Standard (später als GSM1800 bezeichnet). 1998 kam noch VIAG Interkom dazu, ebenfalls auf 1800 MHz. Die Fusion der beiden Neulinge kam etwa 20 Jahre später, eine Spätfolge der viel zu teuren UMTS-Lizenz.
Schon 1992 waren die ersten Service-Provider, also Mobilfunkanbieter ohne eigenes Netz gestartet, man denke an Axicon, Debitel, Dekratel, Ford 2000, Mobilcom, Proficom, Talkline und einige andere. Viele Dienstanbieter (englisch Service-Provider) schlossen sich im Laufe der Jahre zusammen, geblieben sind im wesentliche die Marken der 1&1-Drillisch-Gruppe und bei Freenet (z.B. mobilcom-debitel).
UMTS wurde zum Mega-Hype
Gegen Ende des Jahrtausends wurde der Mobilfunkstandard UMTS („Universal Mobile Telecommunications System“) bzw. 3G gehyped und zur Versteigerung ausgeschrieben. Es entwickelte sich im Jahr 2000 eine regelrechte Bieterschlacht. Am Ende wurden sechs Lizenzen vergeben. Der damalige Bundesfinanzminister Hans Eichel nahm sagenhafte 100 Milliarden Mark (51 Milliarden Euro) ein und deutete UMTS in "Unerwartete Mehreinnahmen zur Tilgung von Steuerschulden" um.
Das Geld war weg
Das Geld war weg bzw. fehlte den Unternehmen beim Netzausbau, betont Philipp Schindera, zunächst Pressesprecher T-Mobile und heute Chef Unternehmenskommunikation der Deutschen Telekom. Für einige zunächst erfolgreiche Bieter entwickelt sich das Abenteuer UMTS zum Fiasko: Sowohl Mobilcom-Multimedia (die UMTS-Tochter der damaligen Mobilcom) als auch später die Firma "Quam" (eine Kooperation von Sonera Finnland und Telefónica Spanien) mussten aufgeben. Quam hatte die teuersten Kaffeebars des Landes, wo man auch Telefonverträge erwerben und einige Monate damit telefonieren konnte, bevor im November 2002 der Stecker gezogen wurde. Die Milliarden waren weg.
Der Kooperationspartner von Mobilcom, die France Télécom wollte nicht mehr, musste aber alle Schulden übernehmen. Quam/Telefónica hätten gerne die Lizenzkosten zurückgehabt, das ging aber auch nicht.
384 kBit/s
Die spektakulärste Auktion der deutschen Wirtschaftsgeschichte drehte sich um das mobile Internet: Die Zukunft. Das war allen Teilnehmern klar. Im neuen 3G-Netz, das 2004 an den Start ging, ließen sich Bilder, Ton und Daten schon zu Beginn mit bis zu 384 Kilobit pro Sekunde übertragen, das war damals "schnell", heute würde es eher als "Schneckentempo" durchgehen. Mit dem Motorola RAZR, dem Siemens SL 45 oder dem legendären Blackberry wurden auch die Endgeräte immer bunter und multimedialer.
Es kamen Kameras und MP3-Player dazu. Und der „Crazy Frog“ in der Klingelton-Werbung (von Jamba) nervte das ganze Land. Ringdiggeding!
Apple und das iPhone
Apple-Gründer Steve Jobs stellte das erste iPhone in Deutschland vor
Foto: Picture-Alliance/ dpa
Am 9. Januar 2007 startete das mobile Internet dann richtig: Apple-Gründer Steve Jobs stellte in San Francisco das erste iPhone mit der völlig neuartigen Touchscreen-Oberfläche vor, ohne die schon ein, zwei Jahre später kein Mobiltelefon mehr denkbar war. In einer legendären Präsentation versprach Technik-Visionär Steve Jobs „drei Geräte – einen Touchscreen-iPod, ein tragbares Internetgerät und ein revolutionäres Telefon“.
Hier konnte die Deutsche Telekom punkten: Sie durfte exklusiv als erster Anbieter in Deutschland das iPhone ins Programm nehmen. Ausschlaggebend sei für Steve Jobs "das beste Netz der Telekom" gewesen, wie sich Beteiligte erinnern. Und so wurde am 9. November 2007 an historischer Stelle, nämlich im ehemaligen Telegrafenamt in Berlin, das iPhone speziell der deutschen Öffentlichkeit präsentiert. In den Räumen, wo auch die ersten Telefongespräche in Deutschland vermittelt worden waren.
Das damals brandneue iPhone bot damals alles in einem, absurderweise aber kein UMTS und damit noch kein schnelles Internet. Das allererste iPhone funkte noch im beschaulichen 2G/EDGE-Netz. Schneller ging es erst 2008, mit dem Nachfolger iPhone 3G und darauf dem Modell 3GS.
Mit dem allerersten Samsung Galaxy startete 2009 das fortan ewige Duell zwischen dem iPhone und iOS und dem Google-Betriebssystem Android, das die Smartphone-Welt bis heute prägt. Auch hier lag die Telekom vorn, wie sie stolz betont: Das erste Android-Smartphone "G1" gab es in Deutschland zunächst bei der Telekom.
Mit LTE noch schneller ins Netz
Schon drei Jahre nach dem ersten iPhone machte die Technik den nächsten Sprung. 2010 führten Telekom, Vodafone, E-Plus und o2 (Telefónica) das LTE- oder 4G-Netz ein, mit dem viele Nutzer bis heute richtig schnell mobil surfen können. LTE brachte dem mobilen Internet noch einmal einen ordentlichen Schub. Damit gingen schon bis zu 100 Megabit pro Sekunde im Download. Inzwischen sind es sogar bis zu 300 MBit/s.
Historische iPhones: Sie konnten nur 3G, aber noch kein 4G/LTE.
Foto: Apple Inc.
Premiere feiert LTE (Long Term Evolution) bei der Telekom nicht in Bonn, Berlin, Hamburg oder München – sondern im beschaulichen Kyritz an der Knatter im Nordwesten Brandenburgs. Dort in der tiefsten Provinz wurde demonstrativ die erste LTE-Station in Betrieb genommen, weil der kleine Ort für die Versorgung im ländlichen Raum stand. LTE sollte für alle da sein, und nicht nur für die Menschen in den großen Städten. Mit LTE war es auch erstmalig möglich, in vernünftiger Qualität zu streamen: Musik (Radio) und Videos.
Live-Kommunikation mit 5G
Nach der bewährten Regel, dass es etwa alle zehn Jahre einen großen Sprung beim Mobilfunk gibt, brachten o2, Vodafone und die Telekom 2019-2020 5G an den Start – als Nachfolger oder, genauer gesagt, zunächst als Ergänzung für LTE. Ein Gigabit mit einer Latenz unter 10 Millisekunden – damit wird Live-Kommunikation möglich. Und es zeigt noch einmal, wie rasant der Bedarf nach hohen Datenraten innerhalb dieser Jahre gewachsen ist. Glattes Streaming, schnelles Gaming und erstklassige Sprachqualität sind inzwischen das „A und O“. Zum schnellen Surfen reicht zwar auch LTE im Allgemeinen noch bestens aus.
Neue Anwendungen wie autonome Autos, Tele-Medizin oder das „Internet der Dinge“ verlangen aber nach noch mehr Tempo und nach einem Mobilfunk, der Daten und Befehle praktisch verzögerungsfrei „live“ überträgt. 5G soll das mit langfristig "bis zu 10 Gigabit" im Download können.
Keine Zukunft ohne Nachhaltigkeit
Mobilfunktechnik kann heutzutage noch so schnell und leistungsstark sein – wenn sie nicht gleichzeitig energiesparend und effizient funktioniert, hat sie auf dem Markt keine Chance. Die Anbieter verfolgen das Ziel, möglichst bald CO2 einzusparen und klimaneutral zu werden und zu bleiben. Die Kunden haben kaum Möglichkeiten, die vollmundigen Ansagen der Anbieter nachzuvollziehen und bleiben daher skeptisch.
Neue Mobilfunktechnik, deren Energieverbrauch bei Null liegt, wenn gerade kein Kunde an einem Standort Leistung anfordert, soll die Umwelt entlasten. Beim neuen Handy kann man Geräte wie das Fairphone, My Rephone oder das Shift Phone ins Auge fassen.
Wiederaufgearbeitete Second-Hand-Telefone gibt es von verschiedenen Anbietern wie BackMarket, TrademyMobile oder ReUsemyMobile oder smallbug beispielsweise. Fachgerechtes Recycling sollte zum Standard gehören.
Jährlich 300.000 echte Handy-Notrufe
Eine erste wichtige Handy-Funktion zum Start des Netzes vor 30 Jahren waren Notrufe von unterwegs: Wer ein Mobiltelefon besaß, konnte ab dem 30. Juni 1992 auch von unterwegs die Rettungsleitstelle unter 112 schnell erreichen.
Inzwischen werden allein über das Mobilfunknetz von Vodafone über die 112 jährlich rund 300.000 Notrufe abgesetzt, Bei der Telekom oder o2 dürften die Zahlen ähnlich liegen. Seit etwa zweieinhalb Jahren werden bei einem Handy-Notruf an die 112 die genauen Standortinformationen des Anrufers automatisch und fast flächendeckend an die Leitzentralen der Feuerwehr übertragen. Damit können die Retter jetzt sehr schnell den Unglücksort auffinden.
Vom Handy fürs Telefonieren zum Alleskönner-Smartphone
War das digitale Mobilfunknetz zu Beginn noch ein reines Telefonie-Netz, wurde am 3. Dezember 1992 erstmals eine SMS von einem Computer an den Vodafone-Mitarbeiter Richard Jarvis mit der Botschaft „Merry Christmas“ versendet.
Drei Jahre später befeuerte der offizielle SMS-Start den Mobilfunk-Boom weiter. Damals war ein Senden von Nachrichten zwischen den Netzen zunächst gar nicht oder nur über Tricks möglich. Die Marktlücke schloss das Unternehmen Dr. Materna. Es entwickelte eine Schnittstelle zwischen den Netzbetreibern für SMS. Im Rekordjahr 2012 wurden netzanbieterübergreifend fast 60 Milliarden Kurzmitteilungen verschickt.
Längst ist das Handy zum schlauen Alleskönner-Smartphone geworden: Als Geldbörse für das (kontaktlose) Bezahlen in fast allen Geschäften, Spielekonsole, Taschenrechner, Taschenlampe, Fahrkartenautomat, Wörterbuch, Fernbedienung und so weiter.
Mit Smartphones wird heute fotografiert und gefilmt. Man chattet mit Freunden, schaut Filme, Serien und Videos in HD-Qualität und hört Musik. Die Menschen surfen stärker im mobilen Internet – etwa um soziale Medien wie Facebook, Instagram oder YouTube zu nutzen, Bankgeschäfte und Behördengänge zu erledigen, online einzukaufen, Events aus Kultur und Sport im Live-Stream zu verfolgen oder sich in Nachrichtenportalen zu informieren. Kurz gefasst bringt das moderne Smartphone ein Menge Lebensqualität mit, kann aber auch viel Zeit rauben.
Mensch und Maschine: Datenverkehr steigt jährlich um 28 Prozent
Die Grundlage für den Datenfluss in den Mobilfunknetzen war Startschuss von UMTS (3G) im Jahr 2000, gefolgt von LTE (4G) im Jahr 2008, was der Geschichte noch einmal einen deutlichen Schub gab. 3G ist mittlerweile Geschichte - in Deutschland wurden alle 3G-Stationen abgeschaltet. Die Daten fließen über die 4G- und 5G-Technologie wesentlich schneller. Die Nutzung durch Mensch und Maschine ließ den mobilen Datenverkehr ansteigen: Im Juni 2022 wuchs der Verkehr auf der mobilen Datenautobahn beispielsweise im Vodafone-Netz um 28 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Nicht nur Menschen verschicken die Daten: Immer mehr Alltagsgegenstände mit integrierten SIM-Karten kommunizieren im Internet der Dinge: Getränkeautomaten melden sich, wenn sie nachgefüllt werden müssen. Aufzüge setzen Warnmeldungen ab, wenn ein Ausfall droht. Straßenlaternen schalten sich nachts nur dann an, wenn wirklich jemand unterwegs ist.
Im deutschen Vodafone-Netz sind aktuell mehr als rund 65 Millionen SIM-Karten aktiv, bei der Telekom sollen es etwa 53 Millionen Karten sein, o2/Telefónica meldet etwa 46 Millionen aktive Mobilfunk-SIM-Karten. Einige davon stecken in vernetzen Gegenständen – etwa für das Smart Home oder in Fabrikhallen.
Der Schlüssel zum Handy-Netz ist und bleibt nach wie vor die SIM-Karte. Deren Größe hat sich verändert. Anfangs noch so groß wie eine Scheckkarte ist sie über die Jahre geschrumpft: Von Mini über Micro bis Nano oder die plastiksparende eSIM, ein Stück Software zum Download.
Die Zukunft: Eine Welt ohne Ampeln, Staus und Verkehrstote
5G ist anfangs als Huckepacklösung für 4G gestartet, man nennt das 5G-NSA (Non Stand Alone). Die nächste Stufe ist 5G-SA, dazu wird ein eigenes 5G-Core-Netz benötigt. 5G-SA hat den Vorteil von kürzeren Antwortzeiten (Ping), doch dafür gibt es noch wenig Geräte und noch weniger Anwendungen. Außerdem wäre 5G-SA im Moment noch "langsamer" als die Kombination von 5G-NSA, wo 4G-Frequenzen dazu kombiniert werden können und so höhere Download-Geschwindigkeiten erlauben. Das wird sich bald gewaltig ändern.
Sony "Vision-S" im 5G Mobility Lab während eines 5G-Tests.
Foto: Picture Alliance/dpa/Sony Group Cooperation
Vodafone möchte sich über die Funktion 5G-SA, die man dort "5G+" genannt hat, profilieren. Interessierte Endkunden können mit einem passenden Endgerät an verschiedenen Standorten die Technik bereits erproben.
5G-SA oder 5G+ wird in zahlreichen Branchen oder Industriebetrieben große Vorteile bieten. 30 Jahre nach Start des digitalen Mobilfunks in Deutschland sollen Signale "in Echtzeit" übertragen werden. Bei entsprechendem Netzausbau wäre dann vernetztes Fahren möglich. Das braucht verzögerungsfreie Informationen.
Bei der Telemedizin können Fernoperationen Realität werden, bei denen der Arzt gar nicht im Operationssaal anwesend sein muss.
30 Jahre - und es geht weiter
30 Jahre nach dem Start der D-Netze ist die Geschichte des Mobilfunks längst nicht zu Ende. Am Horizont meldet sich 6G, der nächste Standard. Damit könnten Videochats und virtuelle Treffen über Hologramme der Gesprächspartner laufen. 6G soll mit bis 400 Gigabit pro Sekunde rund 40 mal schneller als 5G sein.
Ob wir auch in Zukunft ein Smartphone in der Hand halten? Das wird von Experten bezweifelt. „Denkbar wäre“, so Schindera, „nur noch einen kleinen Knopf im Ohr zu haben.“ Die Smartphone-Technik könnte in der Kleidung verbaut sein oder in eine Brille für virtuelle Anwendungen integriert werden. Die nächsten Jahrzehnte des Handy-Zeitalters dürften sogar noch spannender werden als die ersten drei Jahrzehnte – seit damals am 30. Juni bzw. 1. Juli 1992 die Zukunft begonnen hat.
- Daten-Tarife bei den Netzbetreibern
- Daten-Tarife bei Mobilfunk-Discountern
- Das kostet Nachbuchen von Datenvolumen
- Smartphone-Tarife mit echter Internet-Flatrate
- Den passenden Internet-Tarif finden
- Datenautomatik: Kostenfalle deaktivieren
- Sparen beim mobilen Internet im Ausland
- Hardware und technische Voraussetzungen
- APN für mobiles Internet im Handy einrichten