Komplex

Ausblick auf 2015: Die kommende Frequenzauktion

Bei der kommenden Frequenzauktion wird es wieder mal Verteilungsprobleme geben: 7 lässt sich nicht durch 3 teilen und 14 auch nicht. Dennoch liegt eine fast faire Lösung in greifbarer Nähe
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Wollte die Bundesnetzagentur den Netzbetreibern viel Geld ersparen, sie müsste möglicherweise nur eines tun: Das Angebot an Frequenzen im 900-MHz-Bereich künstlich um einen Block auf sechs Blöcke verknappen. Dann würden sich die drei großen Netzbetreiber wahrscheinlich recht schnell darauf einigen, dass jeder zwei Blöcke bekommt und gut ist.

Doch so stehen sieben Blöcke zur Auktion. Und das könnte zahlreiche Begehrlichkeiten wecken. Denn wer diesen siebten Block ergattert, kann 2 x 10 MHz für LTE (oder gar noch UMTS) nutzen, und einen für die obligatorischen GSM-Sprachdienste. Wer hingegen nur zwei Blöcke bekommt, braucht einen für GSM und der andere ist in den aktuellen hochbitratigen Zeiten für LTE oder UMTS doch etwas wenig. Wahrscheinlich werden die Betreiber, die zwei Blöcke im 900-MHz-Bereich ersteigern, beide weiterhin für GSM einsetzen.

Wenn man eine gleichmäßige Verteilung der 700er Frequenzen voraussetzt, steht aufgrund des noch für einige Jahre unabdingbar nötigen GSM-Weiterbetriebs der eine Netzbetreiber mit dem zusätzlichen Block bei 900 MHz "untenrum" für breitbandige Datendienste faktisch um 50 Prozent besser da als die Konkurrenz: Er hat dreimal je 10 MHz, die anderen nur zweimal. Und in Zeiten, in denen Peak-Downloadraten ein wichtiges Verkaufsargument sind, ist es nicht sonderlich wahrscheinlich, dass zwei Netzbetreiber sich damit abfinden, dass ein dritter mehr hat. Und so könnte doch wieder ein Wettbieten beginnen!

Auch mit dem 700-MHz-Bereich lässt sich das Ungleichgewicht nicht ausgleichen. Nimmt ein Netzbetreiber beispielsweise nur einen Block aus dem 900-MHz-Bereich, und dafür gleich vier aus dem 700-MHz-Bereich, dann verbleiben je drei 900er Blöcke für die beiden anderen Netzbetreiber. Aber die verbleibenden zwei 700er Blöcke werden sich die beiden anderen kaum teilen, sondern einer wird beide wollen. Und das treibt dann wiederum den Preis.

9 x 1800: Auch das lässt sich nicht teilen

Im 1800-MHz-Bereich, in dem wie im 900-MHz-Bereich die Frequenzbereiche aus auslaufenden GSM-Lizenzen unter den Hammer kommen, ist die Situation auf den ersten Blick sehr übersichtlich: Im Angebot sind 9 Blöcke zu je 5 MHz gepaart. Unübersichtlich wird die Situation aber dadurch, dass die fünf Blöcke, die schon 2010 versteigert wurden, nicht mit dabei sind. Drei davon hatte sich damals die Telekom gesichert, zwei gingen an E-Plus und damit zum fusionierten Unternehmen.

Ersteigert nun jedes Unternehmen drei Blöcke, dann stünden die Telekom im 1800er Bereich sehr gut (insgesamt sechs Blöcke, zwei mehr als bisher) und Telefónica gut (fünf Blöcke, vier weniger als bisher) da, Vodafone aber weiterhin schwach (drei Blöcke, zwei mehr als bisher). Insgesamt gibt es im 1800-MHz-Bereich 14 Blöcke - die lassen sich nicht glatt auf drei Unternehmen aufteilen.

Wirtschaftlich sinnvoll: Aufteilung

Denkbar ist aber die Gesamtaufteilung aller 900er- und 1800er-Frequenzen: Sieben tiefe und 14 hohe Blöcke ergibt zusammen 21. so dass jeder der Netzbetreiber sieben Blöcke erhält. Einer hat einen 900er Block mehr und im Gegenzug einen 1800er Block weniger. Letzteres wirkt sich allerdings nicht ganz so gravierend aus wie der fehlende 900er Block, weil im 1800er Band insgesamt viel mehr Bandbreite verfügbar ist als im 900er Band.

Dennoch wäre diese Form der Aufteilung wirtschaftlich für alle Beteiligten am sinnvollsten. Telefónica hat schon derzeit nur zwei Blöcke im 900-MHz-Bereich. Einen dritten hinzuzukaufen und dann intensiv LTE-900 aufzubauen, würde die eh schon komplexe Netzintegration noch weiter verkomplizieren. Zudem steht Telefónica wegen der derzeit fusionsbedingt übermaßigen Ausstattung im 1800- und 2100-MHz-Bereich (im 1800er Bereich belegen sie derzeit neun von 14 Blöcken, im 2100er Bereich sieben von zwölf) unter Druck, die Frequenzen zurückzugeben. Bisher beschlossen wurde die verfrühte Rückgabe im 1800-MHz-Bereich: Diejenigen Blöcke, die Telefónica in der kommenden Auktion nicht erneut für sich selbst versteigert, müssen sie schon bis Ende 2015 räumen, nicht erst bis Ende 2016, der eigentlichen Laufzeit der ursprünglichen Lizenzzuteilungen!

Somit verbleibt die Frage, wie sich Vodafone verhält. Derzeit investiert Vodafone weniger als die Telekom. Das spricht dafür, dass die Telekom den verflixten 7. Block ergattern können wird. Zwar könnte Vodafone auf die Idee kommen, der Telekom den Preis für diesen Block hochzutreiben. Doch werden damit automatisch alle 900-MHz-Blöcke teurer, auch die beiden, die Vodafone ersteigert. Anders als bei der Auktion 2010, wo E-Plus den Preis im 800-MHz-Bereich erst treiben und dann komplett aus diesem aussteigen und somit die eigene Kasse schonen konnte, kommt dieses Mal keiner am 900-MHz-Bereich vorbei.

Damit ist die kostensparendste Lösung für alle: Die Telekom bekommt den zusätzlichen 900er-Block und nimmt im Gegenzug nur einen 1800er Block - den, den sie sonst Ende 2016 zurückgeben müsste. Damit behält sie ihre Ausstattung von 20 MHz im 1800-MHz-Band, und bekommt 2,6 MHz Bandbreite im 900-MHz-Band zusätzlich. Telefónica ersteigert drei Blöcke zusätzlich zu den beiden aus der 2010er Auktion, so dass sie Ende des Jahres von neun auf fünf Blöcke abrüsten. Letzteres ist zwar bitter; die Abgabe von Frequenzen mussten sie aber zusichern, um die Fusion genehmigt zu bekommen. Die vier freiwerdenden Blöcke gehen an Vodafone, die zusammen mit dem Block, den sie sonst zurückgeben müssten, fünf Blöcke ersteigern. Bitter für Vodafone ist der Verlust von 2,4 MHz Bandbreite im 900-MHz-Bereich. Der Zugewinn von 20 MHz im 1800er Bereich sollte das aber mehr als ausgleichen.

Im Auktionsverlauf könnte die Telekom geneigt sein, anfangs für einen der 900er Blöcke deutlich jenseits des Mindestgebots zu bieten, und damit das Signal an die Konkurrenz zu senden: "Seht her, wir zahlen für diesen einen Block, den wir mehr bekommen als ihr, freiwillig 100 Millionen Euro extra". Mehr als drei Blöcke darf die Telekom eh nicht ersteigern. Die anderen beiden Netzbetreiber müssten dann nur noch wenige Gebote abgeben (wenn überhaupt), um unter sich auszumachen, ob sie sich die verbleibenden vier Blöcke 2:2 (die wahrscheinlichere Lösung) doch doch 3:1 teilen, und dann ist alles klar.

Kommt es zu diesem Szenario, werden so gut wie alle Blöcke zum Mindestgebotspreis zugeteilt. Dann summieren sich die Auktionserlöse auf ca. 1,5 Milliarden Euro. Diese werden zur Hälfte zwischen Bund und Ländern geteilt, und sollen vor allem zur Förderung des Festnetz-Breitbandausbaus verwendet werden. Die Telekom-Konkurrenten Vodafone und Telefónica kritisieren daran nicht ganz zu unrecht, dass die Vorteile aus dem Festnetzausbau vor allem der Deutschen Telekom zugute kommen werden. Selbst, wenn nur ein Teil der Gelder zurückfließt: Sie festigt mit der Mobilfunk-Auktion dann ihre führende Festnetz-Position in Deutschland weiter!

Der große unbekannte Vierte

Am Ende verbleibt eine Unsicherheit: Sollte ein Investor die Auktion nutzen, um Frequenzen für einen neuen Netzbetreiber zu ersteigern, dann ist die vorgenannte Einigung dahin. Mit hoher Wahrscheinlichkeit würden beim Auftreten eines vierten Auktionsteilnehmers dennoch alle drei bestehenden Netzbetreiber jeweils weiter für "ihre" Blöcke bieten, um den Vierten aus dem Markt zu drängen. Entsprechend würden sich die Netzbetreiber gegenseitig hochbieten, bis jenseits von 1 Milliarde Euro Gesamtkosten erste Netzbetreiber anfangen, doch den einen oder anderen Block aufzugeben. Dann gehen am Ende nicht 1,5 Milliarden in die Staatskasse, sondern der dreifache Betrag oder noch mehr.

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