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Ausblick 2015: Wie geht es mit der Fusion von o2 und E-Plus weiter?

Netzintegration, Partnershops, Discounter-Marken: Für das fusionierte Unternehmen gibt es viel zu tun! Was davon passiert schon Anfang 2015, was erst im Laufe des Jahres?
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Nach der Übernahme von E-Plus durch Telefónica wird wohl fleißig am Netz geschraubt Nach der Übernahme von E-Plus durch Telefónica wird wohl fleißig am Netz geschraubt.
Foto: dpa
Der Aufbau eines Mobilfunknetzes ist eine Sisyphos-Arbeit: Zehntausende geeignete Standorte für Basisstationen müssen akquiriert, die zugehörige Hardware installiert, mit Strom und Uplink zum Netz versorgt, in Betrieb genommen und zuletzt eingemessen werden. Und kaum ist man damit einigermaßen deutschlandweit fertig, geht das Spiel von vorne los, weil der nächste Netzstandard ausgerollt werden muss: 2004 startete UMTS, ab 2006 wurde es auf HSDPA geupgradet, ab 2009 dann auf HSPA+. Ab 2011 ging es dann mit LTE richtig los. Und die nächste Stufe - LTE Advanced mit mindestens 600 MBit/s im Downstream - steht schon kurz bevor.

Nachdem 2014 die Übernahme von E-Plus durch o2 genehmigt wurde, steht beim fusionierten Konzern nun neben dem regelmäßigen Netzausbau die Netzintegration an. Diese ist zusätzlich zum kontinuierlichen Netzausbauprozess erforderlich. Für die Integration der Netze muss pro Standort und Netzstandard (GSM/GPRS/EDGE, UMTS/HSPA(+), LTE) entschieden werden, ob man die bisherigen Basisstationen der beiden Netze zusammenlegt, einfach unverändert weiter nebeneinanderher laufen lässt, oder eine oder beide Basisstationen so hochrüstet, dass sie auch die Nutzer des anderen Netzes mit Sprache und Daten versorgt. Die erste Variante spart mittelfristig Betriebskosten und macht Hardware frei, die für die Versorgung bisher unversorgter Gebiete genutzt werden kann. Die zweite Variante spart zwar kurzfristig Kosten, weil nichts verändert werden muss, bringt aber sonst keine Vorteile. Die dritte Variante erhöht die Netzabdeckung, kann aber zu Netzüberlastungen führen, wenn sich der Traffic stärker verlagert als vorausberechnet.

Es ist davon auszugehen, dass 2015 erste Auswirkungen der Netzintegration von o2 und E-Plus spürbar werden. Hoffentlich sind diese Änderungen zum Vorteil der Nutzer, dass diese plötzlich auch dort mit Sprach- und Datendiensten versorgt werden, wo bisher ein Funkloch war, oder sich die Datenrate spürbar bessert. Denkbare Verbesserungen wären zum Beispiel, dass E-Plus-Kunden die LTE-800-Standorte des o2-Netzes mit nutzen können, oder im o2-Netz zusätzlich LTE 1800 aufgebaut wird.

Dabei ist ein weiter Weg zu gehen. Ziel des fusionierten Unternehmens muss sein, nach Abschluss der Netzintegration Deutschlands bestes Netz zu betreiben. Sie haben die meisten Frequenzen und die meisten Kunden. Wenn sie letztere dauerhaft behalten wollen, brauchen sie auch das beste Netz. 2015 wird sich das aber noch nicht erreichen lassen, dazu ist zu viel zu tun.

Was passiert mit den Marken und Shops?

Nach der Übernahme von E-Plus durch Telefónica wird wohl fleißig am Netz geschraubt Nach der Übernahme von E-Plus durch Telefónica wird wohl fleißig am Netz geschraubt.
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Die große Innovation von o2 (2004 startete Tchibo Mobil) und E-Plus (2005 folgte simyo) war es, fremde, abverkaufsorientierte Marken auf das eigene Netz zu lassen. In der Folge begann eine stürmische Preissenkungswelle im Mobilfunk, die die Minutenpreise von hohen zweistelligen Werten auf einstellige Werte gedrückt hat. Erst mit einiger Verzögerung folgten Discounter-Marken auch bei Telekom und Vodafone.

Natürlich prüfen die Provider-unabhängigen Discountermarken nun, ob sie beim fusionierten Konzern noch "richtig" sind, oder ob sie mit allen Kunden oder zumindest für neue Kunden in ein anderes Netz wechseln. Ebenso ist denkbar, dass das fusionierte Unternehmen die eine oder andere Discounter-Marke abstößt, wenn ein Käufer einen attraktiven Preis zahlt. Für den Käufer wäre solches ein Schnellstart in das Mobilfunkgeschäft. Mit dem Verkauf von yourfone an Drillisch ist ein erster solcher Verkauf heute bereits abgeschlossen worden.

Hinzu kommt der Vertrag zwischen o2 und Drillisch, dass letztere einen erheblichen Teil der Netzkapazität des fusionierten Unternehmens zur eigenen Vermarktung übernehmen. Dieser Vertrag war zur Erfüllung von Auflagen aus Brüssel nötig, um eine ausreichend hohe Wettbewerbsintensität auf dem deutschen Markt zu erhalten. Schon bisher waren die von Drillisch betriebenen Marken wie DeutschlandSIM oder Hellomobil sehr preisaggressiv. Je nachdem, wie gut Drillisch die übernommene Netzkapazität am Markt platzieren kann, könnten sie gezwungen sein, sogar noch günstiger zu werden.

Zusätzlich übernimmt Drillisch schon in den kommenden Wochen etwa 300 Partnershops von o2 und Base/E-Plus. Dies wird vor allem dort passieren, wo Läden von o2 und Base dicht beieinander liegen. Grundsätzlich ermöglichen o2-Shops künftig auch Vertragsverlängerungen für Base und Base-Shops verkaufen beispielsweise auch o2 DSL.

2015 fangen die Netze an, zusammenzuwachsen, ebenso, wie die ersten Marken. Im Gegenzug spielt Drillisch - hoffentlich - eine immer wichtigere Rolle. Es bleibt spannend - auch in anderen Bereichen des Telekommunikationsmarktes. Mehr dazu in weiteren Ausblicken auf das Jahr 2015.