Der nächste bitte

Forschung zu 6G in vollem Gange

Es gehört zum Ritual der Branche: 5G wird gerade erst aufge­baut, doch Wissen­schaftler forschen längst an der nächsten Gene­ration. Ein Forschungs­pro­jekt soll Antworten für das Netz der Zukunft liefern.
Von / dpa

So sieht eine 4G oder 5G Sendeantenne aus. Bei 6G könnten weitere Antennen hizukommen. So sieht eine 4G oder 5G Sendeantenne aus. Bei 6G könnten weitere Antennen hizukommen.
Foto: Picture-Alliance / dpa
Es geht um eine möglichst schnelle Kommu­nika­tion zwischen Mensch und Maschine - ohne Verzö­gerung, so sicher und nach­haltig wie möglich: "Das vor allem wird beim Mobil­funk­stan­dard 6G wichtig sein", sagt Frank Fitzek, Professor und der Leiter des "Deut­schen Telekom-Lehr­stuhls für Kommu­nika­tions­netze" an der TU Dresden. Schon lang forscht Fitzek zum Mobil­funk­stan­dard 5G, der gerade erst ausge­rollt wird. Bald kommt eine neue Aufgabe dazu: An den Tech­nischen Univer­sitäten in Dresden und München soll unter seiner Leitung ein neues Zentrum zur Erfor­schung der 6. Mobil­funk­genera­tion entstehen. Der Name: "6G-life".

Groß­pro­jekt startet im August

So sieht eine 4G oder 5G Sendeantenne aus. Bei 6G könnten weitere Antennen hizukommen. So sieht eine 4G oder 5G Sendeantenne aus. Bei 6G könnten weitere Antennen hizukommen.
Foto: Picture-Alliance / dpa
Mitte August soll das gemein­same Groß­pro­jekt starten, das Bundes­for­schungs­minis­terium fördert es in den nächsten vier Jahren mit rund 70 Millionen Euro. Jeweils 60 Mitar­beiter sollen an beiden Stand­orten neu einge­stellt werden, rund 40  Profes­suren jeweils einge­bunden werden, um das Kommu­nika­tions­netz der Zukunft unter verschie­denen Aspekten in den Blick zu nehmen. Rund 200 Wissen­schaftler beschäf­tigen sich also künftig mit dem Thema 6G. "Wir versu­chen relativ schnell, die Sachen umzu­setzen."

Was bringt 6G?

Auto­nomes Fahren, Kommu­nika­tion mit Robo­tern, auto­mati­siertes Steuern von Maschinen - vieles ist laut Fitzek bereits mit dem derzei­tigen Stan­dard 5G möglich. "Aber die Kommu­nika­tion in Echt­zeit, Steuern der Dinge ohne Verzö­gerung, das kann es nicht erfüllen." Gerade für die Indus­trie, etwa für die Auto­mobil­her­steller seien solche Funk­tionen aber wichtig. Auch in der Indus­trie 4.0 oder im Gesund­heits­wesen dürfte 6G künftig eine große Rolle spielen. Mobile Robotik und virtu­elle Realität - mit der neuen Tech­nologie rücken solche Visionen näher. Bis es so weit ist, müssen sich die Akteure aber noch gedulden: Laut Fitzek dauert die Entwick­lung in der Regel um die zehn Jahre, bis 2030 soll das neue Netz aufge­baut sein.

Nicht nur noch schneller, sondern sicherer

Beim Forschen zum 6G geht es aber nicht nur um eine schnelle Daten­über­tra­gung und die digi­tale Infra­struktur, sondern auch um Sicher­heit - also wie sich Cyber­angriffe abwehren lassen. Auch Nach­hal­tig­keit ist ein Thema. "Wir wollen forschen, wie viel Energie dieses Netz­werk eigent­lich schluckt", so Fitzek. Ganze Prozesse und Kommu­nika­tions­netze, so der Wissen­schaftler, müssten neu gedacht werden. Die Deut­schen tun sich seiner Einschät­zung nach oft schwer mit der Digi­tali­sie­rung. "Wenn man denkt, wie schwer sich etwa ein Gesund­heitsamt tut, sich von einem Faxgerät zu trennen, wissen wir, wo wir stehen." Andere Länder wie Schweden oder Däne­mark seien nicht nur besser aufge­stellt, sondern stünden dem Thema offener gegen­über.

Keine Angst vor digi­taler Trans­for­mation

Gleich­wohl birgt das Thema digi­tale Trans­for­mation viele Ängste und Sorgen - auch ethi­sche Fragen sollen daher beim Projekt "6G-life" eine Rolle spielen. Wie werden die Kinder in Zukunft lernen, wie sieht die Gesund­heits­ver­sor­gung aus? "Viele beschäf­tigt auch die Frage, was die Digi­tali­sie­rung mit dem Arbeits­platz macht." Fitzek stellt sich etwa einen Show­room auf dem Campus vor, in dem die Bevöl­kerung testen kann, was 6G eigent­lich bedeutet. "Wir können Tech­nologie nicht nur bauen, sondern müssen auch die Bevöl­kerung mitnehmen", so der Wissen­schaftler.

Keine schäd­liche Strah­lung

Vorbe­halte wegen schäd­licher Strah­lung hingegen hält Fitzek für unbe­gründet. Weder 5G noch 6G seien gefähr­lich für die Gesund­heit, ist der Professor über­zeugt. "Mobil­funk ist nur dann gefähr­lich, wenn ich bei Tempo 130 auf der Auto­bahn meine Nach­richten auf dem Handy lese." Einen Beweis aus wissen­schaft­lichen Unter­suchungen gebe es nicht, zudem sei die Strah­lung durch Handy oder Fern­seh­turm um ein Viel­faches höher etwa bei 5G-Funk­masten. "Genau genommen handelt es sich um elek­tro­magne­tische Wellen, die nur einen Effekt haben: Sie erwärmen den Körper." Dafür gebe es zudem Grenz­werte.

Mit "6G-life" sollen auch Start-ups unter­stützt werden - zehn Millionen Euro der Förder­gelder sind für junge Unter­nehmen einge­plant. Geplant ist eine enge Zusam­men­arbeit zwischen Forschung und Indus­trie, um neue Ideen möglichst schnell umzu­setzen. Fitzek nannte etwa das Dresdner Start-Up "Wandel­bots" als beispiel­haft für diesen Prozess. Das Unter­nehmen mit mitt­ler­weile rund 140 Mitar­bei­tern würde die Kommu­nika­tion zwischen Mensch und Maschine ganz neu defi­nieren. Ähnliche Projekte, so hofft Fitzek, entstehen in ein paar Jahren aus dem neuen Zentrum zur 6G-Forschung.

Während die 6G-Forschung anläuft, bestä­tigt die Regie­rung weiterhin viele Funk­löcher bei 4G.

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