Nokia übernimmt Führung beim 6G-ANNA-Projekt
Während sich Ericsson gemeinsam mit Thales und Qualcomm noch überlegt, ob 5G über Satellit weltweit flächendeckend funktionieren könnte, beschäftigt sich der finnische Netzwerklieferant Nokia bereits intensiv mit 6G.
"6G-ANNA" ist ein von der deutschen Regierung unterstütztes "Leuchtturm-Projekt". Glaubt man den Befürwortern, soll es wichtige und effektive Technik bieten, um das Potenzial der Menschen, die es nutzen werden, zu vergrößern.
Nokia übernimmt die Projekt-Leitung
Bei 6G könnten Übertragungsraten von bis zu 1 TB/s möglich sein
Foto: Picture Alliance/dpa/dpa-Zentralbild
Nokia gab bekannt, dass sie im 6G-ANNA-Projekt die Leitung übernommen haben. Nokia werde dazu mit 29 Partnern an 6G-ANNA teilnehmen, um die Forschung und die Standardisierung für 6G voranzubringen.
Das Geld für 6G-ANNA kommt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in Berlin. Das Ziel ist es, 6G aus deutscher und europäischer Perspektive voranzubringen. 6G-ANNA sei "Teil der deutschen 6G-Plattform-Initiative" und soll 38,4 Millionen Euro über einen Zeitraum von drei Jahren umfassen.
Nokia werde mit Partnern aus der Industrie, Experten, Start-Ups, Forschungs-Instituten und verschiedenen Universitäten in Deutschland zusammenarbeiten.
Nokia will Ende-zu-Ende-Architektur liefern
Nokia möchte sich hier speziell mit der Entwicklung der 6G-Ende-zu-Ende Architektur beschäftigen. Insbesondere geht es um den Funkzugriff (6G-Access), die Vernetzung von bestehenden Netzen und die Automatisierung und Vereinfachung. Weitere Themen sind Sub-Netze, erweiterte (virtuelle) Realitäten ("XR") und die Schaffung von digitalen Zwillingen in Echtzeit, um zu beweisen, dass es funktioniert.
Im deutschen 6G-Ökosystem soll es vier akademische "6G Hubs" geben, die wiederum 60 Lehrstühle an Universitäten betreffen. Deutschland möchte über 6G-ANNA hinaus mit anderen großen Projekten in Europa und den USA zusammenarbeiten.
Start nicht vor 2030 erwartet
Peter Merz, Chef der Standardisierung bei Nokia, ist stolz, 6G-ANNA leiten zu dürfen. Zwar erwartet man nicht, dass 6G vor 2030 "live" gehen wird, aber die Vorbereitungen für 6G würden bereits mit 5G-Advanced geschaffen, die LTE-Entwicklung werde auch eine Basis für 6G bilden.
Nokia glaubt, dass 6G nicht nur auf heute schon existierenden Technologien und Systemen beruhen wird. Es werde auch die Frage, was ein Netzwerk tun kann, verändern. Auch außerhalb von 6G-ANNA will sich Nokia mit allen wichtigen Industrie- und Politikvertretern aus der Wissenschaft und Forschung weltweit, genauer USA, Europa und dem Asien-Pazifik-Raum engagieren.
6G: Noch genauer, noch schneller
Bundesbildungs- und Forschungsministerin Bettina Stark-Watzinger unterstützt das 6G-ANNA Projekt
Foto: www.fox-fotos.de
Von 6G erwarten die Befürworter noch höhere Datenraten als heute, noch schnellere Reaktionszeiten und eine nochmals deutlich verbesserte Ortungsgenauigkeit. Das kann für die präzise Steuerung von Fertigungsrobotern oder das autonome Fahren richtig interessant werden. In ersten Labortests konnte über 6G bereits eine Daten-Geschwindigkeit von einem Terabit pro Sekunde (1024 Gigabit pro Sekunde) erreicht werden. Das Problem dürften nun ausreichend schnelle Netzkomponenten, Router und Computer sein. Es gibt also viel zu forschen und zu entwickeln.
„6G ist eine riesige Chance für Deutschland, die wir nutzen müssen“, sagte Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) der Wirtschaftszeitung Handelsblatt. Die 6G-Forschung schaffe die „Voraussetzung für Innovationen und Wachstum“.
Auch interessant: Die Interoperabilität von WhatsApp mit anderen Messengern stößt nicht überall auf Gegenliebe.