Nemat: Warum heute schon um 6G kümmern?
Hat in Köln Physik studiert und mag komplexe Mathematik, die für 6G notwendig wird: Technik und Innovationsvorständin Claudia Nemat
Foto: Deutsche Telekom
Während viele Telekommunikationsunternehmen auf der ganzen Welt gerade dabei sind, 5G-Netze aufzubauen (Jargon: "ausrollen") und damit die "einzigartigen Vorteile" immer sichtbarer werden, hat das Rennen um die Deutungshoheit für 6G mit voller Geschwindigkeit begonnen. Darauf machte jetzt die Telekom Vorständin für Technologie und Innovation, Claudia Nemat in einem Beitrag in englischer Sprache im internationalen Bussines-Portal "LinkedIn" aufmerksam.
Studierte Physikerin
Hat in Köln Physik studiert und mag komplexe Mathematik, die für 6G notwendig wird: Technik und Innovationsvorständin Claudia Nemat
Foto: Deutsche Telekom
Nemat, die in Köln Physik studiert und am Institut für Mathematik und Theoretische Physik unterrichtet hat, ist sich sicher, dass sich die USA und China schon jetzt ein Rennen um die Hoheit bei 6G liefern werden, weil sie damit geopolitische Interessen verfolgen, welche die Schaffung zweier konkurrierender Techno-Sphären beschleunigen dürfte. Dazu kämen noch kommerzielle Überlegungen potenzieller Technologieanbieter, die möglichst bald gerne Ausrüstung für 6G liefern möchten und deswegen schon in die Startposition gehen, um "Erste" zu sein.
6G im Interesse der Bürgerinnen und Bürger
Nemat ist davon überzeugt, dass es "im Interesse der europäischen Bürgerinnen und Bürger" als auch der europäischen Unternehmen und Technologie-Unternehmen liege, die 6G-Entwicklung schon jetzt proaktiv zu beeinflussen und zu gestalten. Zugleich müsse sicher gestellt werden, dass die Vorteile von 5G für alle Menschen in den kommenden Jahren zugänglich würden, beispielsweise durch einen intensiven Netzausbau.
Um den Anschluss bei 6G nicht zu verlieren, engagiere sich Deutsche Telekom in den Arbeitsgruppen von NGMN (Next Generation Mobile Networks), ITU (Internationale Fernmeldeunion), 5G-ACIA (5G Alliance for Connected Industries and Automation), 5G-AA (5G Automotive Association) und verschiedenen EU-Forschungsprojekten zusammen mit anderen Betreibern, um die 6G-Zukunft zu gestalten.
3 Grundsätze für 6G
Für die Deutsche Telekom, so Nemat, gelten für 6G folgende Grundsätze:
- Wie 5G müsse 6G den Anspruch unterstützen, Alle und Alles jederzeit zu verbinden, und zwar überall.
- 6G müsse das Prinzip der Privatsphäre, Vertrauenswürdigkeit und Sicherheit durch Design weiter verbessern
- 6G müsse von Anfang an so konzipiert werden, dass es zu einer wirklich CO2-neutralen Technologie werde
Nemat freue sich auf eine intensive branchen- und forschungsübergreifende Zusammenarbeit aller Spieler.
Was bringt 6G?
Bei 6G wird die Vernetzung von Menschen und Geräten noch intensiver als vorher verstärkt. Gleichzeitig werden bei 6G Datenschutzaspekte wie Privatsphäre und Sicherheit eine noch größere Rolle spielen. Das macht größere Datenmengen erforderlich, beispielsweise um die Nutzdaten sicher "verpacken" und schnell übertragen zu können, und das bei wesentlich höheren Datenraten als bisher (z.B. 300 GBit/s) über Funk. Für 6G sollen möglichst hohe Übertragungsfrequenzen genutzt werden, um möglichst große Bandbreiten und damit gute Datenraten zu erzielen.
Nach den Gesetzen der Branche ist mit kommerziellen 6G-Produkten ab etwa 2030 zu rechnen. Es dürfte aber wie beim Übergang von 4G auf 5G keinen harten Schnitt sondern eher einen gleitenden Übergang geben.
Noch kein 6G, aber dennoch interessant ist die neue Fritz!App, die Telefonieren per Handy und Bluetooth erlaubt.