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10 Jahre LTE: Ein Rückblick

Den ersten LTE-Stick verkaufte Voda­fone im Dezember 2010. Die Telekom hatte ihren ersten LTE-Sender schon im August einge­schaltet. Nur Endge­räte waren anfangs selten.
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Wenn wir heute die Nach­richten lesen, geht es oft um 5G. Das neue Netz, das alles schneller und komfor­tabler macht. Schneller surfen, und das möglichst überall.

Nur: Vor 10 Jahren war das schon genauso. Heute vor 10 Jahren, am 1. Dezember 2010, begann der Netz­betreiber Voda­fone mit dem Verkauf eines Surf­sticks für LTE-Mobil­funk­netze. Passende 4G-Handys gab es damals noch nicht. LTE steht für Long Term Evolu­tion und ist ein lang­fristig ausge­legter Stan­dard.

Start in der Provinz

Voda­fone war in "länd­lichen" Regionen auf 800 MHz mit LTE gestartet, weil die Bundes­netz­agentur damals eine Bedin­gung formu­liert hatte: Erst wenn die Provinz mit 800 MHz versorgt ist, dürfen diese Frequenzen auch in Ballungs­gebieten genutzt werden.

Voda­fone hatte damals die Hoff­nung, durch den massiven Einsatz von LTE am Ende ganz auf die teuer zu mietenden Kupfer­lei­tungen der Telekom verzichten zu können, um Endkun­den­haus­halte zu errei­chen. Die Idee war, alle Internet-Kunden, die auch TV schauen oder tele­fonieren wollten, nur noch über LTE zu errei­chen. 3 MBit/s im Down­load wurden damals als "Minimum" verspro­chen.

Voda­fone star­tete in Sachsen

Mit USB-Sticks konnten Vodafone-Kunden das LTE-Netz verwenden. Die goldenen Ringe sind Antennenbuchsen, in der Mitte der SIM-Karten-Schacht. Mit USB-Sticks konnten Vodafone-Kunden das LTE-Netz verwenden. Die goldenen Ringe sind Antennenbuchsen, in der Mitte der SIM-Karten-Schacht.
teltarif.de
In der Ortschaft Rammenau bei Bischofs­werda ging der erste LTE-Sender von Voda­fone an den Start.

Telekom star­tete in Bran­den­burg

Früher LTE Sendemast der Telekom in Kyritz (mit K) auch in Brandenburg. Früher LTE Sendemast der Telekom in Kyritz (mit K) auch in Brandenburg.
Deutsche Telekom
Die Telekom star­tete am 30. August im wild­roman­tischen Myritz (Myritz mit M. Das Bild zeigt einen Sender in Kyritz). Dort nahm der dama­lige Telekom-Chef René Ober­mann gemeinsam mit viel Promi­nenz den ersten LTE-Sender der Telekom in Betrieb. Der versorgte damals "ein Gebiet so groß wie Berlin".

Zum Start fehlten Geräte

Beim Start von 4G war es genau wie beim Start von 2G/GSM (= "God send Mobiles"). Es fehlten Endge­räte. Der dama­lige Technik-Chef der Telekom Bruno Jacobfeu­erborn verteilte sie bald unter den inter­essierten rund 1000 Haus­halten rund um den Sender.

E-Plus setzte auf LTE in der Stadt

Der damals noch eigen­stän­dige Anbieter E-Plus hatte seiner­zeit keine LTE-800-Frequenzen erworben und wollte sich auf die Stadt konzen­trieren.

o2 steckte damals noch in Friendly-User-Tests und kam nicht recht vom Fleck, vermut­lich weil die Finanz­mittel fehlten oder weil man damals hoffte, beim späteren Einstieg die notwen­dige Technik zu güns­tigeren Preisen zu bekommen.

Erste eigene Erfah­rungen

Der Autor besorgte sich vor 10 Jahren einen LTE-USB-Stick auf 800 MHz mit SIM-Karte von Voda­fone und machte damit erste Versuche. Eine völlig neue Erfah­rung, dass der Upstream auf LTE 800 wesent­lich höher als der Down­stream sein konnte, wenn man sich am Rande der Funk­zelle bewegte. Des Rätsels Lösung: Diese Zellen waren - nicht zuletzt dank aggressiv auftre­tender Haustür-Werber - in Null­komma-Nichts aus- und über­bucht.

Schon damals wurden unhalt­bare Verspre­chungen gemacht: "Bis Ende 2011 sollen die weißen Flecken auf der Land­karte für die Breit­band-Internet-Versor­gung verschwunden sein." Wie wir heute wissen, ist das bis heute - 10 Jahre später - noch immer nicht der Fall.

Am Start zunächst Voda­fone und Telekom

Wie sich die Zeiten glei­chen: Auch damals bauten Voda­fone und Telekom um die Wette, wobei der Ausbau schneller ging, als Karten aktua­lisiert werden konnten.

LTE zunächst nur für Daten

Zum Anfang konnte man LTE nur zum Surfen nutzen. Die Tele­fonie war "vergessen worden", sagen die einen, die anderen sagen "wurde nicht recht­zeitig fertig". Die Deut­sche Telekom präfe­rierte einen Stan­dard mit dem schönen Namen "VoLGA", der die Sprache über LTE etwas anders über­tragen hätte als das VoLTE-Proto­koll, das dann später mit starker Verzö­gerung einge­führt wurde.

VoLTE = Frust

Für die Kunden war das eine frus­trie­rende Nutzer­erfah­rung. Zunächst funk­tio­nierte VoLTE nur mit vom jewei­ligen Netz­betreiber frei­gegeben Geräten und ange­passter Soft­ware. Dann wurden die Gerä­telisten sukzes­sive erwei­tert. Dann konnte es passieren, dass eher exoti­sche Geräte, die im Markt frei verkauft wurden, mit manchen Netzen funk­tio­nierten, ohne dass die Netz­betreiber daran betei­ligt waren. Andere Geräte mussten durch Eingabe von kryp­tischen Codes "frei­geschaltet" werden. Dann gab es Geräte, welche die Fähig­keit zu VoLTE nach einem Soft­ware­update verloren, so geschehen bei Nokia-HMD.

Und schließ­lich gab es Unter­schiede, ob ein Telekom-Netz-Kunde bei Original Telekom oder bei einem Service-Provider wie mobilcom-debitel Kunde war und ein Gerät von Huawei verwen­dete.

LTE lange nicht für alle

Die Frei­schal­tung von LTE oder gar VoLTE war anfangs nur den mehr zahlenden Kunden der Original-Netz­betreiber vorbe­halten. Dann folgenden die Kunden von Service-Provi­dern in den soge­nannten "Original-Netz­betreiber-Tarifen", und schließ­lich rangen sich die Netz­betreiber durch, LTE auch den Kunden von Tief­preis-Discoun­tern anzu­bieten. Die schal­teten LTE teil­weise nur in kosten­pflich­tigen Optionen frei, inzwi­schen gene­rell. Stand heute sollten eigent­lich ange­sichts der bevor­ste­henden UMTS-Abschal­tung alle Mobil­funk-Anbieter ihren Kunden LTE anbieten können, bei einigen weniger bekannten Marken könnte das bis heute noch nicht der Fall sein.

Inzwi­schen sind wir bei 5G ange­langt, aber viele Kunden schimpfen, dass die Netz­betreiber besser 4G ausbauen sollten, bevor sie über­haupt über 5G nach­denken würden. Denen sei gesagt: Die Branche denkt bereits deut­lich und unüber­hörbar über 6G nach. Und die Wette gilt: Wenn es dumm kommt, werden manche Ecken immer noch auf einen 4G-Ausbau warten, während die ersten 6G-Sender bereits an den Start gehen.

Einzig 3G ist Geschichte und wird nächstes Jahr abge­schaltet. Defi­nitiv. Wann es bei LTE soweit sein wird? Viel­leicht bei der Einfüh­rung von 7G. Das wäre nach aktu­ellem Zeit­plan so um 2040 der Fall. Ob es dann 2G noch gibt? Vermut­lich nicht mehr. Aber sicher ist das auch nicht.

LTE und 5G bringen schnelles Internet an Orte, wo das Breit­band-Fest­netz noch nicht ange­kommen ist. Dafür gibts deut­lich mehr Daten­volumen als bei einem mobilen Surf­tarif. Wir zeigen Ihnen die aktu­ellen LTE-Zuhause-Tarife in der Über­sicht.

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