Zwischenfazit

Noch immer zu teures Roaming: EU kritisiert Mobilfunkbetreiber

EU-Kommission will Abschaffung der Roaming-Gebühren bis 2015 durchsetzen
Von Marc Kessler

Die EU-Kommission hat ein Zwischenfazit zur Umsetzung des erstmals im Jahr 2007 eingeführten Euro-Tarifs gezogen. Der Euro-Tarif führte verbindliche Höchstpreise für ein- und abgehende Gespräche im EU-Ausland ein, seit vergangenem Jahr deckelt er auch die Preise für aus dem europäischen Ausland versandte SMS. Ab morgen gilt eine weitere Stufe des Euro-Tarifs, die erneut günstigere Roaming-Gespräche ermöglicht sowie die Kostenfallen Mailbox und mobiles Surfen innerhalb der EU entschärft.

Kroes kritisiert die Mobilfunkbetreiber

Neelie Kroes Neelie Kroes schießt gegen die Mobilfunker
Foto: World Economic Forum
Zufrieden ist die EU mit dem bislang Erreichten allerdings nicht. Zwar seien die Kosten für Roaminganrufe zwischen EU-Migliedsstaaten seit 2005 um über 70 Prozent und für versandte SMS um über 60 Prozent zurückgegangen, dennoch gebe es nach wie vor keinen echten Wettbewerb auf dem Roaming-Markt. EU-Kommissarin Neelie Kroes dazu: "(...) Auch drei Jahre nach dem Inkrafttreten der Vorschriften liegen die Endkundenpreise der meisten Betreiber noch immer dicht an den verbindlichen Preisobergrenzen. Ein größerer Wettbewerb auf dem EU-Roamingmarkt würde den Verbrauchern mehr Auswahl und noch bessere Preise bieten."

Der EU-Kommission um die für die Digitale Agenda zuständige Komissarin Kroes ist die Taktik der europäischen Mobilfunker ein Dorn im Auge. Diese haben ihre Preise lediglich auf die erlaubten Maximalwerte abgesenkt, Konkurrenz untereinander gibt es aber quasi keine. So lag der durchschnittliche Preis für ein abgehendes EU-Roaming-Gespräch im Jahr 2009 bei durchschnittlich 38 Cent pro Minute (ohne Mehrwertsteuer). Maximal erlaubt sind noch bis einschließlich heute 43 Cent netto. Der Preis für eine eingehende Minute lag im Schnitt bei 17 Cent netto (erlaubt: maximal 19 Cent netto).

EU beharrt auf Abschaffung der Roaming-Gebühren bis 2015

Nach Ansicht der EU-Kommission hätten die Anbieter jedoch erheblich mehr Spielraum für günstigere Roaming-Preise, so das EU-Organ in seinem Bericht. Daher hält man weiter an dem Ziel fest, Roaming-Gebühren bis zum Jahr 2015 komplett abzuschaffen - EU-Gespräche sollen dann genauso viel kosten wie Inlandstelefonate.

Neuer Euro-Tarif gilt ab morgen

Welche Preise ab morgen im neuen Euro-Tarif gelten und was sich in punkto mobilem Surfen im EU-Ausland sowie der Nutzung der Mailbox ändert, lesen Sie in unserem ausführlichen Artikel zum neuen Euro-Tarif ab 1. Juli.

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