Glasfaser-Irrsinn: Nur Zeichensprache mit dem Bautrupp
Der Glasfaser-Ausbau nimmt inzwischen in vielen Regionen Fahrt auf - und bisher unterversorgte Gebiete erhalten schnelles Internet. Am Ausbau sind aber immer viele Stellen beteiligt, was es für den betroffenen Kunden nicht immer einfach macht: Netzbetreiber, Generalunternehmer, Subunternehmer, Gemeindeverwaltung, Landkreisverwaltung - nicht immer ist es leicht zu durchschauen, wer für was der richtige Ansprechpartner ist.
Ein Werbeanhänger der Deutschen Glasfaser (Symbolbild)
Bild: Deutsche Glasfaser, Bearbeitung: teltarif.de
Hinzu kommen oft unklare Förderungsvorgaben, Fehler bei internen Absprachen - oder schlicht der Mangel an Material und guten Handwerkern. Im Juli berichtete teltarif.de über monatelange Verzögerungen beim Glasfaser-Ausbau eines Mehrfamilienhauses durch ein im System falsch gesetztes Häkchen. Aufgetreten war der Fehler seinerzeit bei der Deutschen Glasfaser. Nun hat sich erneut ein Kunde dieses Netzbetreibers bei teltarif.de gemeldet und von seinen Erlebnissen berichtet.
Seit Oktober 2019 kein Fortschritt beim Anschluss
Kurz nach Erscheinen unseres Artikels schrieb uns der teltarif.de-Leser:
Mit Neugier lese ich eure Artikel über die Deutsche Glasfaser und kann diese Erfahrungen nur bestätigen. Auch bei uns passiert seit Oktober 2019 nichts mehr in Sachen Glasfaseranschluss und [wir] sind jetzt auf LTE vertröstet worden. Leider ist der DSL-Anschluss zu unserer Mietwohnung durch die Straßenbauarbeiten für die Glasfaser kaputt gegangen und keine Alternative.Wie auch beim letzten Fall boten wir an, die Sache an die Deutsche Glasfaser zur Klärung weiterzuleiten. In allen bisher von uns aufgegriffenen Fällen hatte dies zu einer Beschleunigung des Verfahrens geführt. Insbesondere die Sache mit dem durch die Straßenbauarbeiten zerstörten DSL-Anschluss hätte aus unserer Sicht dringend geklärt werden müssen.Wir sind eine Vier-Parteien[haus]-Mietwohnung, die alle Glasfaseranschluss bekommen sollten. Der Vermieter bzw. [die] Hausverwaltung kümmern sich um den Anschluss und sind da jede Woche in Kontakt mit der Deutschen Glasfaser, aber leider konnte kein Termin für den Anschluss festgemacht werden. Langsam verlieren wir die Geduld und kommen da nicht weiter.
Diskussionen mit dem Bautrupp auf der Straße
Anfang August meldete sich der Leser erneut und bedankte sich für das Hilfsangebot. Glücklicherweise habe er allerdings einen Tag nach seiner E-Mail an die teltarif.de-Redaktion eine Terminbestätigung der Deutschen Glasfaser erhalten, dass man bei ihm vorbeikommen wolle. Mehr Infos gab es zunächst nicht, und der Leser war anfangs auch skeptisch, ob er an diesem Tag wirklich Glasfaser bekommen würde.
Sein Gefühl war nicht ganz unbegründet: Nachdem der erste Bautrupp die Glasfaser-Hauptleitung an der Straße nicht gefunden hätte und es dann eine "ewige Diskussion auf halb Deutsch/Englisch und Zeichensprache gab", habe er "mit Druck und mit Rücksprache des Vorgesetzten" einen weiteren Anschlusstermin Ende Juli erwirken können.
Danach sei "ewig diskutiert" worden, wie der Netzbetreiber die Glasfaser ins Haus bekommt - und das, obwohl diese Diskussion nach Angaben des Lesers "schon vor drei Jahren geführt" worden sei. Damals sei er allerdings noch nicht dabei gewesen, das Gespräch sei seinerzeit aber vom Vermieter geführt worden.
Nicht alle Wohnungen werden angeschlossen
Schließlich folgte ein Detail, das wir schon von unserem vorigen Fall bei der Deutschen Glasfaser kennen: Am Ende des Gesprächs meinte der Vertreter der Deutschen Glasfaser, dass die Bewohner in dem Vier-Parteien-Haus nur zwei Anschlüsse bekommen. Das stehe "so in seinem System" und er könne "nichts machen". Es seien jedoch schon vor drei Jahren Verträge für vier Wohnungen unterschrieben worden, aber diese seien laut der Deutschen Glasfaser nicht mehr im System.
Daraufhin entschlossen sich die Hausbewohner, lieber erst einmal zwei Anschlüsse als gar keinen zu nehmen, und willigten in den neuen Termin ein. In den darauffolgenden Tagen sei dann nochmal eine Baufirma mit größeren Geräten gekommen und habe die Straßen nochmals um einen weiteren Meter aufgerissen. Dieses Mal hätten sie die Glasfaser gefunden und unterirdisch ein Leerrohr bis zur Haustür verlegt.
Nachdem nun das orangefarbene Rohr gut eine Woche vor den Briefkästen lag, hatte unser Leser noch seine Zweifel, ob er bis Ende Juli erfolgreich angeschlossen werden würde. Denn die Kommunikation soll "recht bescheiden" gewesen sein, man musste einfach abwarten.
Griechisches Unternehmen legt schließlich zwei Anschlüsse
Eine Woche später sei dann endlich eine gute Nachricht von einem griechischen Unternehmen gekommen, das von der Deutschen Glasfaser beauftragt worden sei, die Glasfaser anzuschließen. Die Hausbewohner sollten "die Leitungswege vorbereiten". Dabei war dem Leser gar nicht klar, ob davor von der Deutschen Glasfaser der HÜP installiert werden müsste und wer wofür zuständig sei.
Am besagten Tag seien die Mitarbeiter dieser Firma "viel zu früh" als vereinbart gekommen, aber "dank Homeoffice" sei er ohnehin den ganzen Tag zu Hause. Dieses Mal hatte der Leser ein gutes Gefühl, denn die Mitarbeiter hätten sich "sofort an die Arbeit" gemacht und "hatten alle notwendigen Informationen parat". Die Kommunikation habe dieses Mal auch sehr gut auf Englisch geklappt, ohne größere Mühen und ohne Zeichensprache zu verwenden.
Nach vier Stunden hätten die Mitarbeiter dann zwei NTs im Keller montiert und aktiviert und der Leser musste nur noch das LAN-Kabel bis in den Netzwerkschrank der Wohnung ziehen. Leider hätten die Mitarbeiter das Glasfaserkabel nicht direkt in die Wohnung ziehen können, da das Leerrohr geriffelt war. Das sei zwar schade, aber damit bleibe ein Gerät im Keller, das sonst im "eh schon überfüllten Netzwerkschrank" hätte untergebracht werden müssen. Seine Geschichte beschließt der Leser folgendermaßen:
Jetzt müssen wir nur noch die restlichen zwei Anschlüsse irgendwie bekommen. Falls wir da Probleme haben sollten, dann melde ich mich wieder. Einen habe ich direkt auf meinen Namen bestellt, da ich nicht weiß, ob die zwei restlichen Anschlüsse wirklich im System sind. Jedenfalls haben wir jetzt zuverlässiges Internet über Glasfaser und sind erstmal zufrieden nach fast drei Jahren über Mobilfunk.Quasi unbeeindruckt von hohen Temperaturen und der Urlaubszeit geht der Breitbandausbau in Deutschland auch in diesen Wochen weiter. Neben den Branchengrößen stechen auch viele kleinere Netzbetreiber den Spaten in die Erde, um Glasfaser zu verlegen.