Themenspezial: Verbraucher & Service Deutsche Glasfaser

teltarif hilft: Kein Glasfaser-Anschluss fürs Mehrfamilienhaus

Wenn in einem Mehr­fami­lien­haus nicht alle Glas­faser wollen, wird es kompli­ziert mit dem Ausbau. Bei einem Leser führte ein kleines Häkchen im System zu mona­telangen Verzö­gerungen. teltarif.de konnte bei der Lösung helfen - eine Geschichte wie ein Krimi.
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Aller­orten gibts regio­nale Veran­stal­tungen zum Glas­faser­ausbau, Bürgern wird bei recht­zei­tiger Bestel­lung ein kosten­loser Haus­anschluss geboten und die Netz­betreiber bemühen sich, die Mindest­quote für den Ausbau zu errei­chen. Bei Einfa­mili­enhäu­sern und Miets­häu­sern ist der Ansprech­partner für den Anschluss eines Hauses meist leicht zu ermit­teln. Aber wie ist das bei einem Mehr­fami­lien­haus mit mehreren Eigen­tums­woh­nungen? Gerade bei Eigen­tümer­gemein­schaften kann die Entschei­dungs­fin­dung manchmal quälend lange dauern. Und was passiert, wenn einige Wohnungs­besitzer die Glas­faser unbe­dingt wollen, während andere dafür keinen Cent bezahlen möchten? Dann wirds schwierig, wie der heutige Fall bei der Deut­schen Glas­faser zeigt.

Glas­faser-Ausbau vorbe­reitet, aber nicht fertig gestellt

Ende März schrieb uns ein teltarif.de-Leser aus dem Rhein-Erft-Kreis:

Unser Ort wurde in zwei Abschnitten von der Deut­schen Glas­faser (DG) ausge­baut (Nord und Süd). Nord ist schon länger am Netz und in Süd sind die Tief­bau­arbeiten seit November 2021 beendet. Ich wohne in einem Mehr­fami­lien­haus mit sechs Einheiten, bei denen sich zwei Parteien für einen Anschluss bei der DG entschieden haben. Bei der Haus­bege­hung im Oktober 2021 wurde uns gesagt, dass wir die Leitungs­wege umge­hend vorbe­reiten lassen sollen, da wir jetzt zügig ange­schlossen werden. Anfang November wurden auch die Glas­faser­kabel in unseren Keller gelegt. Auf den Anschluss im Verbund mit der Akti­vie­rung warten wir jedoch bis heute und es sieht auch nicht so aus, dass das so schnell passiert.
Im Weiteren schil­derte der Leser ausführ­lich die ganze Geschichte: Laut der Baufirma, die als Gene­ral­unter­nehmer fungiert, sei der Süd-Teil des Ortes ein "Pilot­pro­jekt für eine neue Abwick­lung von Mehr­fami­lien­häu­sern". Die DG würde hier nach "bis vier Einheiten" und "über vier Einheiten" unter­scheiden. Für den Ausbau von Häusern bis vier Einheiten sei der Gene­ral­unter­nehmer zuständig. Bei größeren Häusern werde der Auftrag - wie von der DG selbst mitge­teilt - an spezi­elle Firmen vergeben. Glasfaser-Leitungen bei der Deutschen Glasfaser Glasfaser-Leitungen bei der Deutschen Glasfaser
Foto: Deutsche Glasfaser

Die Diskus­sion um die Zustän­dig­keiten

Diese Praxis ziele auf die Erschlie­ßung großer Wohn­anlagen mit Mietern ab. Im Ort des Lesers würden aber die meisten Mehr­fami­lien­häuser aus Eigen­tums­woh­nungen zur Eigen­nut­zung bestehen, und in diesem Fall könne man "nicht jede Wohnung mit Glas­faser ausstatten". Man würde nur die Wohnungen anschließen, die einen Vertrag gemacht haben. Für die rest­lichen Wohnungen bleibe der Anschluss im Keller.

Da dies im Ort des Lesers fast immer so sei, habe die Deut­sche Glas­faser laut dem Gene­ral­unter­nehmer auf eine Beauf­tra­gung einer Firma für den finalen Anschluss der Mehr­fami­lien­häuser verzichtet. Das wiederum führe dazu, dass jetzt in diesem Ort gar niemand die Mehr­fami­lien­häuser mit mehr als vier Einheiten anschließt. Der Gene­ral­unter­nehmer würde die betref­fenden Häuser gerne anschließen, bekomme aber nicht die nötigen Daten für die Akti­vie­rung. Und die Firma, die die Daten bekommen sollte, sei nicht exis­tent.

Dem Leser und seinen Nach­barn habe man bei einer Haus­bege­hung Mitte Oktober einen Zeit­hori­zont von "wenigen Wochen" für den Anschluss in Aussicht gestellt und empfohlen, möglichst schnell die haus­internen Kabel­wege zu reali­sieren. Darum fragte der Leser Ende Januar das erste Mal beim Gene­ral­unter­nehmer nach. Man bot an, den HÜP zu instal­lieren, aber mehr könne man nicht tun. Dann müsste der Leser mit der DG klären, wer den Anschluss fertig­stellt. Laut Aussage des Gene­ral­unter­neh­mers würde dieser die DG seit nunmehr acht Monaten auf das Problem hinweisen, aber die DG würde die Anfragen einfach igno­rieren. Mitte Februar sei dann wohl eine Mail gekommen, der zufolge man an dem Problem dran sei und dies Anfang März geklärt sei. Doch auch auf Nach­frage des Lesers tat sich nichts.

Offenbar kein Einzel­fall

Natür­lich hatte der Leser sich auch bei der DG mehr­fach direkt erkun­digt, aber da bekam er mit jedem Anruf oder jeder Mail unter­schied­liche Aussagen. Mal sei angeb­lich der Gestat­tungs­ver­trag nicht da, dann wäre es ein Problem der Baufirma, man könne da nichts machen. In einer Mail hieß es sogar, das Haus des Lesers sei "ein Nach­anschluss", und es müsse erst die komplette Bauab­nahme im betref­fenden Ort gemacht werden. "Gerade letz­teres kann nicht zutreffen, da die Anschlüsse bereits im Keller liegen und ein Anschluss ans Netz bereits erfolgt ist", kommen­tierte dies der Leser, als er sich Hilfe suchend an teltarif.de wandte. "Man muss dazu sagen, dass offi­ziell die Baumaß­nahme in [Südteil des Ortes] noch nicht abge­schlossen ist, aber laut meiner Kenntnis alle Anschlüsse außer bei den größeren Mehr­fami­lien­häu­sern komplett fertig sind".

Auch in der Face­book-Gruppe des Ortes hatte der Leser gefragt, ob noch weitere Häuser das Problem hätten. Und an den Kommen­taren könne man sehen, dass tatsäch­lich noch mehr Häuser betroffen sind. Der Leser vermu­tete sogar noch eine deut­lich höhere Dunkel­ziffer. Von seiner Haus­ver­wal­tung wusste der Leser, dass diese in einem anderen Haus außer­halb des Dorfes das Problem eben­falls hat.

Laut dem Gene­ral­unter­nehmer sei die Gemeinde einer der ersten Orte mit dieser neuen Tren­nung. Nach Ansicht des Lesers sollte man aller­dings in einem Haus mit mehr als vier Einheiten schon wissen, worauf man sich einlässt. Er sei jeden­falls eine der beiden Parteien im Haus, die einen Glas­faser­anschluss beauf­tragt hatten.

Nach teltarif.de-Inter­ven­tion weitere Bewe­gung

Nachdem wir Mitte April den kompletten Fall an die Deut­sche Glas­faser über­mit­telt haben, erhielten wir von dort eine Rück­mel­dung. Es handele sich tatsäch­lich um einen "Nach­anschluss" aller Kunden, die noch fehlen.

Gene­rell werde das so gehand­habt: Ab fünf Parteien werde der Voll­ausbau des Hauses komplett durch­geführt, bis drei Parteien werde ledig­lich ein Einzel­anschluss der Wohnungen durch­geführt. Für unsere Redak­tion klang das so, dass bei der Zahl von vier Parteien dann ein gewisser Ermes­sens­spiel­raum besteht. Gene­rell sei die geschil­derte Geschichte ein größeres Versehen gewesen. Man werde jetzt wohl versu­chen, Bauka­pazi­täten woan­ders "abzu­zweigen", um das Projekt bald­mög­lichst fertig­stellen zu können. Auch der Leser erhielt eine Rück­mel­dung und schrieb uns:

Ein Herr von den "Special-Forces - Customer Manage­ment" hat sich heute bei mir erkun­digt. Er war sehr offen und redete auch nichts schön. Ihm war auch gar nicht klar, dass es nicht nur um die zwei Anschlüsse in unserem Haus in [Süd-Teil des Ortes] geht, sondern um alle Mehr­fami­lien­häuser mit mehr als vier Einheiten. Ich hatte den Eindruck, dass ihn das doch etwas aus der Fassung brachte. Ich sollte ihm Fotos von der vorhan­denen Verka­belung und den vorbe­rei­teten Leitungs­wegen schi­cken. In einer Mail schrieb er außerdem, dass man bereits mit einem neuen Baupartner speziell für die Mehr­fami­lien­häuser in Kontakt sei, um [den Süd-Teil des Ortes] schnell abzu­schließen [...].

In diesem Gespräch hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, dass das Problem verstanden wurde und man an einer Problem­lösung arbeiten will. Dafür schon mal vielen Dank! Ich glaube, ohne Ihr Zutun, würden wir noch ewig warten. Jetzt besteht doch etwas Hoff­nung.

War damit das Problem endgültig gelöst? Ganz im Gegen­teil: Ende Mai folgte nämlich die nächste Verwir­rung mit dem zwischen­zeit­lichen Plan für einen Voll­ausbau des Hauses. Was das für den Leser bedeutet hätte und wie die Sache doch noch zu einem guten Abschluss kam, lesen Sie auf der zweiten Seite.

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