802.11n

802.11n: Was bringt der neue WLAN-Standard?

Hersteller präsentierten auf der CeBIT entsprechende Hardware
Von Christian Horn

Wenn also beispielsweise ein 802.11g-Router, für den eine Brutto-Geschwindigkeit von 54 MBit/s angegeben ist, einen realen Datendurchsatz von 20 MBit/s schafft, wären das schon ideale Werte. Dasselbe gilt für WLAN nach 802.11n Draft 2, bei dem Brutto-Datenraten von 300 MBit/s vorgesehen sind. Die neue FRITZ!Box soll unter Laborbedingungen etwa 100 MBit/s Netto-Datendurchsatz leisten, beim Einsatz unter realen Bedingungen dürften etwa 80 MBit/s erreicht werden, meint Schöllhammer. Der finale Standard, dessen Brutto-Datenraten mit bis zu 600 MBit/s angegeben werden, dürfte eine weitere Beschleunigung ermöglichen.

Ende des Bandbreiten-Hungers ist nicht in Sicht

Nun mag man sich fragen, wozu eine solche Bandbreite im WLAN nötig sein soll, wenn der dahinter liegende DSL-Anschluss gerade einmal ein paar Megabit pro Sekunde leistet. Allerdings geht der Trend eindeutig zu Internet-Anschlüssen mit immer höheren Bandbreiten. ADSL2+ und VDSL leisten zweistellige Megabit-pro-Sekunde-Datenraten und bei einem VDSL-Anschluss mit beispielsweise 50 MBit/s wäre ein 802.11g-Router schon der Flaschenhals der Entwicklung. Gleichzeitig wird auch das normale Internet immer bandbreitenintensiver. Wo früher Text, Grafik und Bilder zur Ausstattung einer Website genügten, gehört inzwischen das eingebaute Video zum guten Ton, Video-Portale wie YouTube & Co. führen diesen Trend an. Höhere Bandbreiten sind zudem gefragt, wenn mehrere Anwendungen wie Multimedia-Streaming, Online-Spiele, Internet-Telefonie (VoIP) und Internet parallel genutzt werden. Und schließlich soll in den kommenden Jahren das Internet-Fernsehen (IPTV) seinen Einzug in die Wohnzimmer halten - eine Ende des Bandbreiten-Hungers ist also nicht in Sicht.

Mehrantennen-Technik kann Reflexionen intelligent nutzen

Wireless-Gigabit-Router DIR-655 von D-Link Der neue WLAN-Standard wird verbesserte Reichweiten bringen, wie hoch allerdings die Reichweiten-Erweiterung genau ausfallen wird, ist von vielen Faktoren abhängig und nur schwierig mit einem konkreten Wert zu benennen, erläutert Schöllhammer von AVM. Es sei aber sicher, dass unter identischen Umständen mit 802.11n deutlich bessere Datenraten als mit 802.11g erzielt werden können. Dominik Fritzsche, Product Manager beim Hersteller von Netzwerk-Produkten D-Link, sagt, dass die bei 802.11n vorgesehene Mehrantennen-Technik (MIMO) Reflexionen - bei vorigen WLAN-Standards nur Störfaktor - nun intelligent ausgenutzt werden können. D-Link-Kunden, die von ihren Erfahrungen mit WLAN-n-Produkten berichtet haben, sollen mit nur einem 802.11n-Access-Point eine Abdeckung erreicht haben, für die vorher drei 802.11g-Geräte nötig waren.

Starke Zunahme der Marktanteile von 802.11n-Produkten erwartet

Auch wenn Produkte nach 802.11n GfK-Zahlen zufolge Ende 2006 nur wenige Prozent des gesamten WLAN-Marktes ausmachten, glaubt Fritzsche, dass für das laufende und das kommende Jahr eine starke Zunahme bei den WLAN-n-Geräten zu erwarten ist. Er sieht die Entwicklung als vergleichbar mit dem WLAN-Standard 802.11g, der - nachdem Intel den Standard mit der Centrino-Plattform unterstützt hatte - dem Vorgänger-Standard 802.11b rasant Marktanteile abnahm. Inzwischen unterstützt die Mehrzahl der WLAN-Geräte 802.11g, während nur noch ein geringer Prozentsatz der Geräte nur 802.11b unterstützt. Für das WLAN nach 802.11n hat Intel bereits im Januar seine Next-Gen Wireless-N-Technologie vorgestellt, die mit Laptops mit Intels Centrino-Duo-Technologie ausgeliefert werden soll.

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