Innovation

Kurzwahlnummer 115 - Behördengänge leicht gemacht

Urkunden und Anträge mit einem Anruf
Von Janko Weßlowsky

Die bundesweite Kurzwahlnummer für Behörden, die 115, wird kommen. Soviel steht immerhin fest. Vielmehr war bislang jedoch nicht bekannt - weder, wie das System funktionieren soll, noch was genau der Bürger hier eigentlich alles melden oder beantragen können soll. Auch das Einführungsdatum stand bislang in den Sternen. Daher wollte das Fraunhofer Institut auf der diesjährigen CeBIT in Hannover zusammen mit seinem Kooperationspartner, dem Bundesland Hessen, erste voll funktionstüchtige Prototypen des dahinter stehenden Systems vorstellen.

Die hier präsentierte Lösung erweist sich jedoch noch als sehr schemenhaft und deutet mehr an als sie wirklich zeigt. Im Wesentlichen besteht der Testaufbau aus zwei Mobiltelefonen, zwischen die eine Software auf dem PC geschaltet ist. Ruft der Tester die entsprechende Versuchsnummer an, so signalisiert die Software den Anruf und präsentiert einige persönliche Daten des Anrufers. Nun kann der Call-Agent am PC entscheiden, ob er den Anruf entgegennehmen will oder nicht. Die persönlichen Daten entnimmt das System dabei der mit übermittelten Anrufernummer.

Dazu sind jedoch zwei Grundvoraussetzungen zu erfüllen: Erstens muss der Anrufer seine Nummer auch wirklich übermitteln - die beliebte Rufnummernunterdrückung sollte also deaktiviert sein. Zweitens muss sich der Kunde natürlich zuvor mindestens einmal mit all seinen Daten angemeldet haben. Ist diese recht umfangreiche Prozedur vollzogen, erhält er wie beim Telefonbanking ein Passwort, mit dem er sich einwandfrei auch als der Anrufer identifizieren kann - schließlich könnte ja auch jemand anderes sein Telefon nutzen. Dabei soll der Zugang auch unabhängig vom genutzten Medium erfolgen können - das System soll sowohl vom Festnetz oder vom Mobilfunk aus als auch online nutzbar sein.

Realisation muss wahrscheinlich bis 2009 erfolgen

Ist dieser Anmeldeprozess jedoch erst einmal durchlaufen, gestaltet sich der Ablauf künftiger Anträge an die Behörden nach Vorstellung des Fraunhofer Institutes sehr einfach. Das System soll direkt mit den für den Antragsteller zuständigen Behörden vernetzt sein, so dass es anhand der Anruferidentifikation komplett ausgefüllte Urkunden und Anträge bereitstellen kann. Fordert der Kunde nun zum Beispiel die Kopie seiner Heiratsurkunde aus dem Familienbuch an, braucht der Call-Agent nur noch auszufüllen, wieviele Kopien gewünscht sind. Ein Klick und die Urkunde macht sich postalisch auf den Weg. Ähnlich einfach sollen Anträge und gänzlich andere Anliegen bearbeitet werden können.

Was genau alles das System können soll, ist jedoch auch jetzt noch nicht spezifiziert. Dies hängt laut Niklas Blum vom Fraunhofer Institut vor allem davon ab, was die Politik nun genau definiere und inwieweit sich die Datenbanken der verschiedenen Behörden miteinander verknüpfen ließen.

Dabei steht man durchaus unter Zeitdruck. Kurz vor der CeBIT hieß es, dass die Entwicklung des endgültigen Systems noch mehrere Jahre in Anspruch nehmen könnte. Ganz so viel Zeit wird jedoch wahrscheinlich nicht mehr zur Verfügung stehen, denn die geplante EU-Dienstleistungsrichtlinie sieht unter anderem vor, dass bereits ab 2009 in jedem europäischen Land ein einheitlicher Zugang zur öffentlichen Verwaltung angeboten werden muss. Jede Anfrage muss dann in einem definierten Zeitraum bearbeitet werden.

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