ODM

Handyproduzent ZTE: Unbekannt, aber weltweit präsent

Chinesischer Anbieter drängt über die Landesgrenzen
Von Ralf Trautmann

Chinas Wirtschaft brummt seit langem, und dies gilt auch für die Handyproduzenten des fernöstlichen Landes. Doch der Markteintritt für neue Anbieter auf dem weltweiten Mobiltelefon-Markt ist schwer. ZTE, größter Anbieter für Handys und Telefone im chinesischen Markt, versucht jedoch genau das und drängt über die Landesgrenzen hinaus. So werden außerhalb Chinas zwar keinerlei Geräte mit ZTE-Brand vermarktet, trotzdem wird der eine oder andere auch in Deutschland möglicherweise bald ein ZTE-Gerät in den Händen halten, ohne es zu wissen: Das Unternehmen kooperiert mittlerweile zum Beispiel mit Vodafone oder Telefónica, die Geräte aus China dann unter ihrer Marke verkaufen, eine Strategie, die als Original Design Manufacturing (ODM) bezeichnet wird. Erste Handys bei Vodafone sollen bis Sommer erhältlich sein.

Aktuell sei zwar über die deutschen Netzbetreiber noch kein ZTE-Mobiltelefon verfügbar, die Zahl der Handymodelle des Unternehmens liege aber mittlerweile im dreistelligen Bereich, sagte Manfred Wittwer, Sales Director von ZTE, in einem teltarif-Gespräch auf der CeBIT. Am Messestand sind denn auch Geräte vom Einsteiger-Handy bis zum High-End-Mobiltelefon ausgestellt, wobei einige besonders ausgefallene Handys allerdings lediglich Designstudien waren.

Der Ruf des "Billigen" und der schlechten Qualität werde China dabei nicht mehr gerecht, sagte Wittwer. Bei ZTE seien von den 40 000 Mitarbeitern des Unternehmens rund 35 Prozent Entwickler und Ingenieure. Dies ermögliche eine äußerst schnelle und qualitativ hochwertige Anpassung von Endgeräten an die Wünsche der jeweiligen Auftraggeber und sei somit eine Stärke gegenüber den Konkurrenten. Denn ein weltweiter Verkauf ein und desselben Gerätes sei auf Grund der unterschiedlichen Ansprüche nahezu unmöglich: Die hoch multimedialisierten Handys für den ostasiatischen Markt stießen zum Beispiel in Europa nur auf ein geringes Interesse.

ZTE liefert Infrastruktur für deutsche Netzbetreiber

Doch ZTE ist nicht nur im Handymarkt aktiv, neben Routern oder Multimedia-Systemen wird auch Infrastruktur für Netzbetreiber vom chinesischen Unternehmen produziert. Aktuell präsentiert das Unternehmen im Rahmen der CeBIT eine Fast Triple Gain (F3G) genannte Lösung, die zum Aufbau konvergenter End-to-End-Netzwerke dient: Diese auf NGN basierende Lösung soll im Gegensatz zu den aktuell branchenüblichen Ansätzen IPTV-, Festnetz- und Mobilfunkdienste auf einer einzigen Service-Plattform bündeln.

Mittlerweile werden Infrastruktur-Komponenten von ZTE auch in Deutschland eingesetzt. Das Unternehmen, das seit 1985 existiert, habe nach sich nach dem heimischen Markt zuerst in Schwellenländern etablieren wollen, und dann den westeuropäischen Markt in Angriff genommen. Nach Frankreich als erstem europäischen Land, in dem ZTE vor drei Jahren aktiv wurde, ist das Unternehmen in diesem Segment seit zwei Jahren auch hierzulande vertreten. Da in der Regel aber niemand weiß, wer den Mobilfunkmast vor Ort produziert hat, ist ZTE trotz umfangreicher Produktpalette den meisten Konsumenten gänzlich unbekannt.

Doch auch ohne hohen Bekanntheitsgrad bei den Verbrauchern scheint die Expansion ins Ausland Früchte zu tragen: 56 Prozent der Umsätze mache das Unternehmen bereits außerhalb Chinas, sagt Wittwer. Genaue Geschäftszahlen wollte er nicht nennen, doch auch hierzulande würden mittlerweile sehr gute Umsätze erzielt.

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