Vodafone TOBi: KI-Chatbot jetzt mit Avatar und Stimme
Guter Kundenservice ist wichtig. Doch gut geschultes und motiviertes Personal, das den Kunden helfen kann und darf, ist den Kostenrechnern zu teuer. Und sie haben auch noch gute Argumente: Die Kunden erwarten den Service einfach, wollen dafür aber nichts extra bezahlen. Also wird in der Telekommunikationswelt schon länger versucht, Hotlines zu "automatisieren". Das "Buzzword" lautet Künstliche Intelligenz.
Statt Telefongespräche mit echten Menschen oder oder frei formulierten E-Mails, sollen es nur noch automatische ChatBots oder Kontakte über Messenger Dienste sein. Darüber sollen sensible Daten transportiert werden. Die Messenger-Betreiber beteuern, dass ihre Systeme "sicher" seien. Nach einer Bitkom-Umfrage würden zwei Drittel der Verbraucher Hilfe vom Chatbot bevorzugen, weil diese rund um die Uhr erreichbar sind.
Chatbot TOBi bekommt "Gesicht und Körper"
Vodafone setzt mit seiner Hotline voll auf TOBi (Bildmitte)
Grafik: Vodafone
Bei Vodafone hat man den 2019 gestarteten Chatbot "TOBi" mit "Gesicht und Körper" versehen.
Vodafone teilte kürzlich mit, TOBi habe Kunden seitdem in Schrift und Text "zuverlässig geholfen".
Im letzten Jahr habe ein "Casting" für TOBis neue Stimme stattgefunden, mit der er sprechen lernte. Jetzt bekommt "TOBi" ein Gesicht, gibt Vodafone bekannt: "Kunden können den digitalen Assistenten ab sofort rund um die Uhr auch als Avatar in der MeinVodafone-App zu ihren Anliegen befragen."
Einige ausgewählte Vodafone-Kunden hätten mit ihrem Feedback dem Entwickler-Team über die letzten Jahre Hinweise gegeben, "TOBi zu dem zu machen, der er heute ist". Vodafone meint, dass es ein "vollwertiger und ausdauernder Service-Mitarbeiter" sei, der "ein ganz besonderes und derzeit in Deutschland einzigartiges Service-Erlebnis bietet".
Vom Chatbot zum Sprachbot
Vodafone-Hotliner "Thomas" hat "TOBi" seine Stimme geliehen
Foto: Vodafone Deutschland
Und nun soll es weiter gehen: "Mit fortschreitender Technologie und der Integration von Künstlicher Intelligenz (KI) entwickelte sich TOBi im letzten Jahr zu einem Sprachbot." Dafür schenkte ihm Mitarbeiter "Thomas" aus dem Vodafone-Service-Team seine "voll synthetisierte menschliche Stimme".
Seitdem habe TOBi immer besser sprechen gelernt und sich zu einem digitalen Service-Mitarbeiter gemausert, der seine Kollegen an den Hotlines unermüdlich unterstütze. Jetzt soll der "TOBi" in der "MeinVodafone Service-App" in Echtzeit mit Gestik und Mimik passend zu den Gesprächsinhalten aktiv werden.
Dies schaffe ein "neues, interaktiveres Kundenerlebnis", und bietet die Möglichkeit, Anfragen auf visuell ansprechende Weise zu lösen.
Vodafone-Service-Chef Guido Weißbrich
Bild: Vodafone Deutschland
"Wir wollen unseren Kunden bestmöglich helfen, wenn sie einmal ein Anliegen haben. Schnell und zuverlässig. TOBi ist dafür ein wichtiger Teil in unserem Team. Ausgestattet mit Künstlicher Intelligenz und ab sofort als sprechender Avatar kann er immer mehr Probleme unserer Kunden ganz allein lösen. Das ist wichtig: Denn immer mehr Kunden nutzen gerne digitale Services – weil sie rund um die Uhr erreichbar sind und oft schnelle Lösungen bringen", erklärt Guido Weißbrich, Service-Chef bei Vodafone
Deutschland.
Vodafones Chat- und Sprachbot TOBi komme "seit vielen Jahren" im Kundenservice zum Einsatz. Hier nehme er auf der Vodafone-Webseite, in der MeinVodafone App, auf WhatsApp oder per SMS jedes Jahr rund acht Millionen Kundenanliegen entgegen – und würde rund 65 Prozent der Anliegen bereits im Erstkontakt lösen. Das entlaste alle menschlichen Service-Mitarbeiter und ermögliche ihnen, mehr Zeit auf die Lösung komplexerer Kundenprobleme zu verwenden.
MeinVodafone-App - nur für Bestandskunden nutzbar
Kunden, die TOBi ausprobieren wollen, können die MeinVodafone-App im jeweiligen Appstore (Android oder iOS) herunterladen. Sie sollten aber bereits Kunde von Vodafone in einem regulären Prepaidtarif (CallYa, jedoch nicht CallYa Flex), einem Postpaid-Mobilfunktarif oder im Vodafone-Festnetz sein, ansonsten kommen sie nicht weiter.
Auch ein Testanruf bei der Vodafone Hotline 0800-1721212 scheiterte mit der Frage nach einer Mobilfunkrufnummer oder eine Vodafone-Kundenummer. Neukunden oder Kunden, die diese Daten gerade nicht zur Hand haben, scheitern damit von vornherein.
Eine Einschätzung (von Henning Gajek)
Der Anruf zu einer Hotline ist für viele Kunden eine Horrorvorstellung. Sie würden gerne einen echten Menschen sprechen, der ihre Sprache spricht und ihr Problem versteht und auch wirklich helfen kann. Sprachportale sind denkbar unbeliebt und offenbar eher "geeignet", Kunden zum Aufgeben zu zwingen, als Hilfe zu leisten.
Ideal wären Netze und Systeme, die selbsterklärend und maximal fehlerfrei sind. Dann bräuchte man die Hotlines nicht so oft. Ein potenzieller Neukunde, der telefonische Beratung wünscht, scheitert bereits an der Hotline, und die vorgeschlagene App steht ihm aus verschiedenen Gründen auch nicht zur Verfügung. Es bleiben Webseiten, bei denen man hoffen kann, dass sie funktionieren. Dafür ist ein (aktueller) Computer nötig, der mit sicherer Software läuft.
Wir TOBi gerne mal ausprobiert, sind aber mangels passendem Vertrag gescheitert.
Vodafone-Chef Rogge hat die Telekom wegen "Überbau" kritisiert.