Odyssee: Wenn TK-Anbieter Kundenfragen missverstehen
Wer Kunde eines TK-Anbieters ist oder wird, kann einiges erleben. Ein teltarif.de-Leser nahm ein Angebot wohl zu wörtlich und erlebte eine "vollautomatische Kündigung", die er eigentlich gar nicht im Sinn hatte.
Der Leser berichtet: Er war langjähriger Vodafone-Kabelnetz-Kunde. Da stand eines Tages im Sommer ein Vodafone-Berater aus Heidelberg gegenüber, der sich sogar mit Namen vorstellte und "frohlockte mit einem günstigeren und besseren Vertrag", was die Internetgeschwindigkeit seines Kabelanschlusses anging. Da der Leser ausnahmslos keine Geschäfte an der Haustür abschließt, bat er den Vertreter um ein schriftliches Angebot - das kam "natürlich nicht".
Viele Anfragen per E-Mail
Wenn ein Berater an der Haustür klopft und der Kunde später nachfragt, ob dieser auch existiert, kann es kurios enden (Symbolbild)
Foto: Image licensed by Ingram Image, Logo: Vodafone, Montage: teltarif.de
Also fragte der Leser eine Woche später per E-Mail bei Vodafone an, ob jener Berater und sein gutes Angebot wirklich existierten. Die Antwort kam automatisiert: "Wir kümmern uns jetzt darum!" Es passierte weiter nichts. Etwa drei Wochen später wiederholte der Kunde seine Anfrage erneut per E-Mail. Und wieder kam die automatisierte Antwort: "Wir kümmern uns jetzt darum!"
Weitere drei Wochen später schrieb der Leser, erneut per E-Mail, aber im Ton deutlicher, dass es Vodafone "einem leicht mache, sich um einen anderen Vertragspartner zu kümmern. Denn jemanden zu finanzieren, der mehr als deutlich sein Desinteresse an seinem eigentlichen Ernährer, dem Kunden, demonstriert, fordert geradezu einen Wechsel heraus!"
Nicht nur das, der Leser informierte auch schriftlich die Vodafone-Geschäftsführung in Unterföhring (dem offiziellen Firmen-Sitz der Vodafone-Kabel-Tochter) über dieses aus Sicht des Lesers ungebührliche Verhalten: "Sollte also weiterhin keine Antwort erfolgen, werte ich dies als Desinteresse am Kunden und werde mir den Wechsel zu einem kundenfreundlicheren Anbieter überlegen."
Und in der Tat: Jetzt kümmerte man sich, wenn auch aus Kundensicht mit völlig falschem Ergebnis.
Zum Dank die Kündigung
Die Antwort nach zwei Monaten vom "Kundenservice" aus Pforzheim war für den Kunden ernüchternd: "Ihre Kündigung". Eine Kündigung, die der Kunde nur andeuten wollte, aber nicht ausgesprochen hatte. Der Leser reklamierte umgehend und betonte, niemals definitiv eine Kündigung ausgesprochen zu haben. Das interessierte dort wohl niemanden, denn schon am Folgetag traf ein weiteres Schreiben ein, und gleichlautend eine Woche später erneut und immer wieder mit der Überschrift: "Ihre Kündigung".
Wiederholt sei in den Kündigungsbestätigungen falsch behauptet worden: "Schade, dass Sie nicht länger von unseren Produkten überzeugt sind." Es sei ihm, so betont der Leser, gar nicht um die Qualität der Produkte, sondern um die absolut nicht vorhandene Qualität des Services gegangen.
Also griff der Leser zum Telefon und erreichte einen freundlichen Hotliner. Dieser konnte sich die Kündigung ebenfalls nicht erklären. Er wusste aber zu bestätigten, dass sowohl jener Berater als auch der angebotene Tarif tatsächlich existierten. Der Leser stellte somit seinen Vertrag in der Hoffnung um, damit diesem Servicedebakel ein Ende gesetzt zu haben. Die Umstellung erfolgte auch sofort, inklusive schriftlicher Bestätigung. Es folgte sogar noch eine "Entschuldigung für dieses Theater", die weitere vier Wochen später per E-Mail eintraf.
Eine Vodafone-Mitarbeiterin vom Pforzheimer "Service" meldete sich bei ihm eine weitere Woche später mit den Worten: "Unsere Geschäftsführung hat mich gebeten, Ihnen zu antworten..." und offerierte eine Gutschrift in Höhe von 50 Euro sowie die Zusage, bei künftigen Anfragen schneller zu antworten.
Damit hätte die Geschichte eigentlich ein gutes Ende nehmen können.
Glückliches Ende?
Doch dann zog der Kunde einen Monat später ein (viertes) Schreiben aus dem Briefkasten mit folgendem Inhalt: "Ihr Kündigungsschreiben haben wir bekommen". Der Leser war es nun endgültig leid. Offenbar wollte Vodafone ihn wohl als Kunde loswerden, vermutete er. Somit antwortete er postwendend per Brief und erklärte "tatsächlich und definitiv mit sofortiger Wirkung" die Kündigung jetzt auch von seiner Seite.
Das wiederum war Vodafone wohl auch nicht recht, denn der sofortige Kündigungswunsch sei erst in zwei Jahren "aufgrund des zuvor neu vereinbarten Vertrages" möglich. Erst sein vehementer Einspruch im "Servicecenter" in Pforzheim sowie bei der Geschäftsführung brachte dann Klarheit: Die sofortige Kündigung wurde ihm mit in einem weiteren Schreiben bestätigt. Zu diesem Zeitpunkt war der Telefonanschluss des Lesers bereits seit über eine Woche "tot".
Die lapidare Antwort der Störungsstelle bei Vodafone: "Sie haben doch mit sofortiger Wirkung gekündigt. Sie erhalten die Information hierzu noch schriftlich." Der Leser war insofern glücklich, "zumindest auf diesem Wege von der Bestätigung der sofortigen Kündigung zu erfahren".
Steiniger Weg zur Telekom
Der Leser hatte die Deutsche Telekom gebeten, seinen Anschluss zu übernehmen, doch da tat sich auch nichts. Also fragte er erneut bei Vodafone nach, was denn der Stand der Dinge sei.
Die Androhung rechtlicher Schritte ("Verschleppung der Kündigung") half auch nicht: "Dann machen Sie doch!", die patzige Antwort am Telefon. Der Leser wurde immerhin an Frau K. weitergeleitet, die bestätigte, dass die Freigabe der Kundendaten und Rufnummern der Telekom noch nicht mitgeteilt worden seien, das sollte aber "noch vor Weihnachten" erfolgen.
Neben der Kündigungsbestätigung erhielt der Leser auf seinem Vodafone-Handy eine Kurznachricht: "Ab sofort bekommst Du nicht mehr 1 GB Datenvolumen. Warum? Weil einer Deiner Verträge gekündigt oder nicht mehr berechtigt ist für den Vorteil."
Letzte Runde
Kurz vor Weihnachten fragte der Leser bei der Telekom nach dem Stand seines Anbieterwechsels. Die Antwort: Vodafone habe das "negativ" beschieden. Doch die Telekom hatte für den Kunden freundlicherweise ein "Magenta Zuhause Schnellstart"-Paket bereit. Das ist ein 4G-Router mit SIM-Karte, über den der Kunde ins Internet gehen kann, bis sein Festnetz-Anschluss funktionsfähig ist.
Und endlich: Kurz nach dem Jahreswechsel wurde beim Leser der DSL-Anschluss von der Telekom für das Internet aufgeschaltet. Eine Woche später teilte ihm die Telekom schriftlich mit, dass in wenigen Tagen seine bisherigen Festnetz-Telefonnummern nach rund eineinhalb Monaten "Funkstille" wieder zur Verfügung stünden. Seit dem waren über sechs Monate seit dem Besuch des Haustürverkäufers vergangen.
Rückblickend stellte der Leser fest, dass sich das ganze Drama wohl nur dadurch ereignet hatte, weil er es gewagt hatte, die Existenz und das Angebot eines Haustürberaters nachprüfen zu wollen. Eine Rückkehr zum alten Anbieter lehnte er auf Nachfrage übrigens ab. Er ist jetzt zufrieden.
Eine Einschätzung (von Henning Gajek)
"Never touch a running system" ist ein alter Spruch der IT-Branche, oder: "Wenn etwas schief geht, dann aber richtig". Anstatt immer wieder neue Tarife und Aktionen zu verkünden, sollten sich viele Anbieter erst einmal um die Abläufe bei ihrem Kundenservice kümmern. Und nicht nur bei Vodafone, auch bei anderen Anbietern kann der Wurm gewaltig tief drin sein.
Der heutige Telekom-Chef Höttges hat als damaliger Leiter des Kundenservice diese Hausaufgaben bereits vor einiger Zeit erledigt. "Kunden zu Fans machen", nennt Telekom-Deutschland-Kollege Srini Gopalan das. Der neue Vodafone-Chef Rogge hat erkannt, dass es hier noch einiges zu tun gibt.
Es bleibt die Frage offen: Ist das der berühmte "Einzelfall" oder eher die Regel? Was haben Sie erlebt? Schreiben Sie uns - im Forum oder per E-Mail.
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