Kundenzufriedenheit

Markenloyalität: Warum Vodafone zu wenige Fans hat

Auf dem Kapi­tal­markttag der Deut­schen Telekom fiel ein zentraler Leit­gedanke: "Kunden zu Fans machen". Doch genau daran hapert es in der deut­schen Tele­kom­muni­kati­ons­branche. Voda­fone ist hierfür ein mahnendes Beispiel.
Von Björn König

Foto: Ina Fassbender/dpa Über Vodafone beschweren sich zahlreiche Kunden
Foto: Ina Fassbender/dpa
Immer wieder taucht die Marke Voda­fone in den Medien auf. Sehr oft aller­dings in einem nega­tiven Zusam­men­hang, was sich zum Beispiel in auffal­lend vielen Kunden­beschwerden ausdrückt. Da geht es dann beispiels­weise um unter­gescho­bene Verträge in Voda­fone Shops oder an der Haustür, nicht bzw. unzu­rei­chend gelie­ferte Leis­tungen, massive Störungen - bis hin zu Wucher­preisen für gelie­hene und "verges­sene" Router.

Sogar die Verbrau­cher­zen­trale Hamburg fühlte sich offenbar schon genö­tigt, eine Warnung vor dem Düssel­dorfer Kommu­nika­tions­kon­zern auszu­spre­chen. Und genau das ist der entschei­dende Punkt: Mit einem schlechten Ruf bringt auch die beste und teuerste Werbe­kam­pagne keinen Erfolg. Doch an welchen Schrauben könnte Voda­fone drehen, um Kunden nach­haltig für sich zu begeis­tern?

Faire Verträge und über­zeu­gender Service

Foto: Ina Fassbender/dpa Über Vodafone beschweren sich zahlreiche Kunden
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Wer Kunden wirk­lich über­zeugt, muss sie nicht in lang­fris­tigen Verträgen binden oder gar Gefahr laufen, den eigenen Ruf mit windigen Haus­tür­geschäften von Vertrieb­lern zu ruinieren. Es gibt keine bessere Werbung als "Mund­pro­paganda" von wirk­lich zufrie­denen Kunden. Das Problem bei Voda­fone ist aber, dass viele Kunden schlicht nicht zufrieden sind.

Die Preise sind Premium, aber die Leis­tung ist gefühlt nicht selten unter­durch­schnitt­lich. So schneidet beispiels­weise die Telefónica-Tochter o2 bei Netz­tests zuneh­mend besser ab, obwohl sie gleich­zeitig attrak­tivere Preise und fairere Vertrags­bedin­gungen bietet. Poten­zielle Kunden können dort bei prak­tisch jedem Produkt entscheiden, ob sie auch zum Monats­ende wieder gehen möchten.

In fast jeder Vertrags­bezie­hung kommt es irgend­wann zu einem Problem. Die Frage ist nun, wie effi­zient und schnell dieses Problem gelöst wird. Ganz entschei­dend ist dabei, ob der Kunde auch den Eindruck hat, dass der Tele­kom­muni­kati­ons­anbieter sich ernst­haft um die Lösung seines Anlie­gens kümmert. In diesem Bereich spielen vor allem die Deut­sche Telekom und 1&1 ihre Stärken aus.

So setzt der Bonner Tele­kom­muni­kati­ons­kon­zern mitt­ler­weile konse­quent darauf, seinen Service stärker zu regio­nali­sieren und somit näher an den Kunden zu bringen. 1&1 gibt mit der "Service­card" ein Verspre­chen, Anliegen 24 Stunden am Tag ohne Tele­fon­com­puter direkt und persön­lich zu lösen. Das kommt bei vielen Kunden wahr­schein­lich sogar besser an, als mit einem Vertriebler vor Ort im Shop zu spre­chen.

Der Kunde als Partner

Fair­ness bei Verträgen und Preisen sind wichtig, Kunden sollten dabei aber niemals das Gefühl haben, von ihrem Tele­kom­muni­kati­ons­anbieter über­vor­teilt zu werden. Die Debatte um über­zogene Preise für gelie­hene Router ist so ein klas­sischer Fall, welcher lang­fristig dem Image mehr schadet als nutzt. Wer die Medi­enbe­richt­erstat­tung über solche Fälle liest, über­legt sich wahr­schein­lich mehr­mals, ob er bei einem solchen Anbieter über­haupt einen Vertrag abschließt. Von den betrof­fenen Kunden ganz zu schweigen, denn die müssen schließ­lich früher oder später entscheiden, ob sie ihren Vertrag verlän­gern.

In einer fairen Part­ner­schaft geht es aber auch darum, von Anfang an klar zu kommu­nizieren, was man leisten kann und was nicht. Es ist voll­kommen legitim zu sagen "Wir sind ein Premium-Netz­betreiber" und diese Leis­tung hat einen bestimmten Preis. Wenn diese "Premium-Leis­tung" dann aber gefühlt beim Kunden nicht ankommt, ist das lang­fristig ein Problem. Bei den aktuell drei am Markt verfüg­baren Netz­betrei­bern ist erfah­rungs­gemäß die Deut­sche Telekom der einzige Anbieter, welcher Kunden noch ein solches "Premium-Feeling" vermit­telt.

Eine Einschät­zung (von Björn König)

Wenn mittel­fristig 1&1 als vierter Netz­betreiber den deut­schen Markt betritt, wird sich der Wett­bewerb in der Tele­kom­muni­kati­ons­branche verständ­licher­weise wieder verschärfen. Spätes­tens dann dürfte das Thema Kunden­zufrie­den­heit noch wich­tiger sein. Wer einzig auf den Preis schaut, wird höchst­wahr­schein­lich ohnehin nie Voda­fone-Kunde. Das heißt konkret: Die Düssel­dorfer können nur über Qualität sowie Leis­tung und letzt­end­lich einer wirk­lichen "Fanbase" unter ihren Kunden punkten.

Hier dürfte aber noch einiges an Arbeit zu leisten sein, denn bislang liefert Voda­fone eher ein nega­tives Gesamt­bild ab. Und dies kann sich das Unter­nehmen auf dem wohl wich­tigsten Markt in ganz Europa über­haupt nicht erlauben. Es macht keinen Sinn, Wett­bewerber in allen Belangen zu kopieren. Dennoch sollte man zumin­dest hin und wieder einen Blick auf die Dinge werfen, welche bei der Konkur­renz gut laufen. Und da gibt es durchaus einige posi­tive Ansätze.

Die US-Invest­ment­bank Jeffe­ries vermutet, dass Voda­fone bei einem Wegfall des Neben­kos­ten­pri­vilegs lang­fristig zwei Millionen Kabel­haus­halte verlieren könnte.

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