Vodafone könnte zwei Millionen Kabelhaushalte verlieren
Vodafone könnte langfristig viele Kabelkunden verlieren
Foto: Vodafone
Analysten der US-Investementbank Jefferies geben negative Prognosen für die weitere Geschäftsentwicklung von Vodafone Deutschland ab. So könnte der Telekommunikationskonzern hierzulande zwei Millionen Anschlüsse und 400 Millionen Euro Umsatz verlieren, wenn sich entsprechende gesetzliche Änderungen zum Nebenkostenprivileg für Vodafone Deutschland bilanziell auswirken. Laut einem Bericht von Digital TV Europe profitiere Vodafone Deutschland besonders von den bisherigen Regelungen.
Lobbyismus durch Deutsche Telekom?
Vodafone könnte langfristig viele Kabelkunden verlieren
Foto: Vodafone
Laut dem Bericht verfügt Vodafone Deutschland bei 13,4 Millionen Kabel-TV-Anschlüssen über etwa 8,2 Millionen sogenannte "Collective Contracts", z. B. über Wohnungsbaugesellschaften. Jefferies gibt an, dass etwa 4,1 Millionen TV-Anschlüsse (Basiskabel) über einen solchen Kollektivvertrag realisiert werden. Die Analysten gehen weiterhin davon aus, dass ein Auslaufen des Nebenkostenprivilegs politisch gewollt ist, aber vor allem durch Lobbydruck der Deutschen Telekom zustande kommt.
Der Bonner Telekommunikationskonzern hoffe somit, seine Marktanteile in dem Bereich erhöhen zu können, welchen Vodafone durch eine Streichung des Nebenkostenprivilegs verliere. Dennoch bleibe der Plan insgesamt kontrovers, da der Bund selbst als wichtiger Ankeraktionär der Deutschen Telekom von einem Wegfall des Nebenkostenprivilegs indirekt profitieren würde. Dementsprechend wird die aktuelle politische Entwicklung von Beobachtern durchaus als problematischer Eingriff in den Markt gesehen, welcher dem ehemaligen Telekommunikationsmonopolisten einen einseitigen Vorteil verschaffe.
Trotzdem positive Tendenzen
Abseits dieser aktuellen Entwicklung sieht Jefferies auch positive Anzeichen für die Vodafone-Aktie. Konsensprognosen gingen davon aus, dass nicht mit einem nachlassenden Umsatzwachstum bei Vodafone Deutschland zu rechnen sein, gleichwohl hätte das Unternehmen auch kein Interesse, die Aufmerksamkeit auf das potenzielle Geschäftsrisiko zu lenken. Letztendlich liegt der Fokus von Vodafone weiterhin im Gigabit-Ausbau des Kabelnetzes, wofür sicherlich auch die Einnahmen aus den bestehenden Verträgen mit Wohnungsbaugesellschaften eine Rolle spielen.
Für diese wiederum wäre eine Modernisierung ihrer Objekte mit Glasfaseranschlüssen ebenfalls mit nicht unerheblichem Aufwand verbunden, was sicherlich auch eher Vodafone mit seiner bereits bestehenden Infrastruktur zugutekommen dürfte. Es bleibt somit die offene Frage, wie viele Kunden sich am Ende wirklich bei einem Fall des Nebenkostenprivilegs vom Vodafone-Kabelnetz verabschieden. Für den reinen Internetzugang bleibt das Kabel aufgrund seines Geschwindigkeitsvorteils gegenüber DSL und mangels flächendeckender Glasfaserversorgung nach wie vor attraktiv.
Eine Einschätzung (von Björn König)
Die aktuelle Situation ist für Vodafone Deutschland durchaus ein Spagat. Einerseits erfordert der Gigabit-Ausbau andauernde Investitionen ins bestehende Kabelnetz während auf der anderen Seite ein nicht zu unterschätzendes Risiko mit Blick auf die weitere Umsatzentwicklung besteht. Aus Wettbewerbsperspektive kann man natürlich beim Nebenkostenprivileg in zwei unterschiedliche Richtungen argumentieren: Einerseits behindert das Nebenkostenprivileg den Technologie- und Dienstewettbewerb, denn wer bereits einen Kabelanschluss bezahlt, wird kaum auf das TV- oder Breitbandangebot eines Konkurrenten zugreifen.
Auf der anderen Seite könnte man aber ebenso argumentieren, dass ein politischer Eingriff des Bundes (Aktionär der Deutschen Telekom) dieser wiederum einen ungerechtfertigten Vorteil im Markt verschaffen würde. Jefferies weist in der eigenen Analyse auch explizit auf den Lobbyaspekt hin. Letztendlich bleibt es eine politische Entscheidung, in der es für Vodafone bestenfalls beim Status Quo bleiben kann. Doch dieser Fall ist auf lange Sicht eher unwahrscheinlich.
Eine Studie des Marktforschungsinstituts Kantar im Auftrag von Zattoo stützt die Prognose der Investmentbank Jefferies.