Vodafone: Etwas mehr Daten durch Deutschlandticket
In wenigen Tagen startet am 1. Mai das Deutschlandticket. Das bedeutet, dass der Reisende sich im Nah- und Regionalverkehr auf Bahnstrecken keine Gedanken über den Tarif mehr machen muss.
Doch wie sieht die mobile Internetversorgung im Zug aus? Seit letztem Jahr hat der Netzbetreiber Vodafone entlang von Bahnstrecken seinen Mobilfunkausbau gezielt verstärkt. Dieses Jahr seien "bundesweit mehr als 100 neue Mobilfunkmasten" in Schienennähe errichtet und damit "viele nervige Funklöcher für Bahnreisende" geschlossen worden. Von der Schließung der Versorgungslücken sollen Pendler auf zahlreichen Regionalstrecken sowie ICE- und IC-Fahrgäste auf wichtigen Fernverkehr-Strecken profitieren, sofern sie Kunde entweder im Netz von Vodafone oder bei einem anderen Netzanbieter sind, der diese neuen Standorte bereits nutzt.
Vodafone verweist auf weitere Ausbaumaßnahmen, die für hohe Bandbreiten, schnelle Reaktionszeiten und eine zuverlässige Datenübertragung sorgen sollen.
Mobile Versorgung im Zug?
Vodafone möchte die Bahnstrecken besser ausbauen. Das 49-Euro-Ticket wirkt sich auf die Daten-Mehrnutzung weniger aus, als gedacht.
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„Wir gehen davon aus, dass der mobile Datenverkehr mit dem Start des Deutschlandtickets in den Netzbereichen entlang der Pendlerstrecken leicht ansteigt. Denn Pendler und Reisende greifen im Zug immer häufiger zum Smartphone. Für erste Videocalls mit den Kollegen oder das Streaming von Serien und Podcasts auf dem Heimweg. Dafür haben wir die Netze vielerorts gezielt verstärkt. Mit neuen Stationen und zahlreichen Modernisierungsmaßnahmen an den bestehenden Antennen. Denn gerade im Zug ist es schwierig, eine gute und zuverlässige Netzabdeckung für die Reisenden bereitzustellen“, stellt Vodafone-Deutschland-Technikchefin Tanja Richter klar.
Neun-Euro-Ticket bedeutete wenig Daten-Mehrverbrauch
Eine exklusive Auswertung, die Vodafone an einigen beliebten Pendlerstrecken vorgenommen hat, zeigt: Das Datenvolumen ist nach dem Start des Neun-Euro-Tickets im vergangenen Juni auf den Strecken zwischen Dortmund und Münster, Essen und Duisburg, Köln und Düsseldorf, Nürnberg und Würzburg, sowie Donauwörth und München im vergangenen Jahr nur minimal um wenige Prozentpunkte gestiegen.
Wir erinnern uns: Das Neun-Euro-Ticket war ein einmaliges und auf die Monate Juni, Juli und August 2022 befristetes Sonderangebot und wurde 52 Millionen Mal verkauft. Im Juni wurden entlang der aufgeführten Bahnstrecken mehr als 850 Gigabyte an Daten im Vodafone-Netz transferiert. Den meisten Datenverkehr verzeichnete Vodafone auf der Strecke zwischen Düsseldorf und Köln. „Mit dem Auslaufen des Angebotes ging der Datenverkehr auf das ursprüngliche Niveau zurück“, betont Tanja Richter.
Netzausbau entlang der Bahn: Viele Maßnahmen bereits abgeschlossen
Das Deutschlandticket ist als dauerhaftes Angebot konzipiert. „Das Mobilfunknetz entlang der Bahnstrecken ist darauf vorbereitet“, verspricht Tanja Richter. Denn damit vor allem die Pendler morgens in der S-Bahn oder im Regionalzug auf dem Weg zur Arbeit zuverlässig telefonieren und stabil im Internet surfen, Videos konsumieren oder E-Mails lesen können, habe Vodafone im vergangenen Jahr insgesamt 400 neue Standorte entlang von Bahnstrecken in Betrieb genommen.
Die meisten Bauprojekte gab es in Bayern (60) und Niedersachsen (50). Danach folgen Nordrhein-Westfalen und Brandenburg mit jeweils 32 Stationen. Zudem habe Vodafone in den vergangenen 16 Monaten mehr als 2500 Standorterweiterungen durchgeführt, sodass Menschen in den Zügen von höheren Datenraten profitieren sollten.
In wichtigen Tunneln auf ICE-Strecken, in denen der Netzausbau besonders herausfordernd ist, habe Vodafone die Übertragungskapazität "übergreifend um 33 Prozent" erhöht. An mehr als 50 Prozent der Bahnstrecken – das sind mehr als 15.000 Schienenkilometer – sei das von Vodafone als "Echtzeit-Netz" bezeichnete "5G+" (5G Standalone) verfügbar, vorausgesetzt der Kunde hat einen Vertrag bei Vodafone, ein 5G-SA-kompatibles Handy und die notwendige Option gebucht, die sich unter Umständen mit anderen Komfortfunktionen des Anbieters "beißen" kann.
1750 Bahnhöfe mit 5G?
Vodafone betont, von Deutschlands etwa 3250 Bahnhöfen seien bereits 1750 von Vodafone mit 5G versorgt. Davon verfügen 600 über eine 5G-Versorgung im Innenbereich. Während Vodafone am Berliner Hauptbahnhof derzeit vor allem Baumaßnahmen zur Erhöhung der Kapazität durchführt, erhalten die Bahnhöfe in Berlin und Frankfurt aktuell eine 5G-Versorgung in den Innenräumen.
Status Quo: Es bleibt noch viel zu tun
„E-Mails versenden, mit der Familie telefonieren, Musik streamen – viele Bahnreisende nutzen unterwegs ihr Smartphone. Ein stabiles Mobilfunknetz ist dafür unentbehrlich. Von unseren Ausbaumaßnahmen entlang der Bahnstrecken profitieren Bahnreisende und Pendler schon heute. Wir wissen aber auch: Bis aber alle Bahnstrecken tatsächlich stabil mit schnellem Mobilfunk versorgt sind, ist noch viel zu tun“, fasst Vodafone Technikchefin Tanja Richter den aktuellen Stand zusammen.
Infrastruktur-Partnerschaft für Netzausbau an Schienen
Eine Infrastruktur-Partnerschaft zwischen Vodafone und der Deutschen Bahn soll den Mobilfunkausbau entlang der Bahnschienen fördern. Besonders stark frequentierte Zugstrecken sollen bis 2025 mit einem "lückenlosen LTE-Mobilfunknetz" mit hohen Bandbreiten versorgt werden. Davon sollen Fahrgäste mit Verträgen im Vodafone-Netz profitieren.
Darüber hinaus will Vodafone "als erster Mobilfunkanbieter" sein 5G-SA ("5G+")-Netz bis 2025 "großflächig" an Deutschlands ICE-Strecken platzieren. In Verbindung mit Carrier-Aggregation und passendem Endgerät könnten die Bahnreisenden neben hohen Bandbreiten auch von niedrigere Reaktionszeiten profitieren. Zusätzlich treibt Vodafone auch den Mobilfunkausbau entlang der Nebenstrecken voran, um hier bis 2024 eine nahezu flächendeckende Mobilfunkversorgung zu erreichen.
Eine Einschätzung (von Henning Gajek)
Während der Autor diese Zeilen schreibt, ist er zwischen Mannheim und Berlin unterwegs. Im Frankfurter Hauptbahnhof konnte kein 5G-Signal von Vodafone aufgefangen werden, obwohl das Handy sogar für 5G-SA geeignet und der Tarif dafür freigeschaltet ist (die Telekom lieferte dort 5G-NSA). Auf der Strecke berichteten Geschäftsreisende, die mit Vodafone telefonieren wollten, über mehrere Gesprächs-Abbrüche.
Dass das Neun-Euro- oder jetzt das 49-Euro-Ticket wenig(er) Auswirkungen auf den Datenverbrauch haben können, dürfte der Tatsache geschuldet sein, dass Nahverkehrszüge viel zu oft gar nicht für Mobilfunk vorgerüstet sind. Wenn es dort eine Funkversorgung gibt, erfolgt die neuerdings über öffentliche WLANs (in S-Bahn-Zügen), meist sogar kostenlos. Das bedeutet, dass Vodafone diese Kunden nicht in seinem Netz "findet".
In den ICE-Fernzügen auf den "Rennstrecken" hat die Netzversorgung inzwischen Werte erreicht, die ein mobiles Arbeiten erlauben, wenn man z.B. mit der Telekom unterwegs ist. Eine gute Idee ist es, sich eine Zweit- oder Dritt-SIM zu besorgen, um bei Bedarf das Netz wechseln zu können.
Tanja Richter von Vodafone muss man beipflichten: Ein Mobilfunknetz wird nie fertig. Hoffentlich haben das auch die Kostenrechner in Newbury (dem Sitz der Muttergesellschaft Vodafone plc) verstanden.
In den bayerischen Alpen hat Vodafone sein Netz ebenfalls ausgebaut.