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Besseres Handynetz: Vodafone baut bayerische Alpen aus

Der Netz­betreiber Voda­fone meldet, in den Alpen 121 Baumaß­nahmen in neun Monaten reali­siert zu haben. Dabei seien 22 LTE-Funk­löcher besei­tigt worden, der Daten­ver­kehr steigt weiter.
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Beob­achter rätseln mitunter, wie der Netz­ausbau bei Voda­fone weiter­geht. Ganz so untätig ist das Unter­nehmen nicht, wenn­gleich der Haupt­kon­kur­rent Telekom ein gewal­tiges Ausbau­tempo vorlegt. Voda­fone teilt nun mit, seine "aktu­elle Ausbau-Offen­sive" für die deut­sche Alpen­region "schneller als geplant" voll­endet zu haben.

Im Juli 2022 hatte Voda­fone auf der Aueralm in Bad Wiessee (Bayern) ange­kün­digt, in den acht Land­kreisen der Alpen 115 Baupro­jekte zu reali­sieren, um das Netz in der Fläche auszu­bauen und zu verstärken. Nur neun Monate nach dem Start seien alle diese Baupro­jekte bereits geschafft, teilt das Unter­nehmen mit Sitz in Düssel­dorf mit. Statt 115 seien 121 Baumaß­nahmen umge­setzt worden, um im Gebirge Notrufe zu erleich­tern und auch schnel­leres "Senden von Gipfel-Selfies" zu ermög­lichen. Der Netzbetreiber Vodafone hat in den bayrischen Alpen 121 Ausbauprojekte realisiert, um die Versorgung zu verbessern. Der Netzbetreiber Vodafone hat in den bayrischen Alpen 121 Ausbauprojekte realisiert, um die Versorgung zu verbessern.
Foto: Vodafone Deutschland
Voda­fone hat beob­achtet, dass der mobile Daten­ver­kehr um über 35 Prozent gestiegen ist, weil nicht nur die Einhei­mischen, sondern erst recht die Urlaubs-Gäste immer stärker zum Smart­phone greifen.

22 LTE-Funk­löcher gestopft, 78 neue 5G-Stationen gebaut

Im Rahmen dieser Kampagne teilt Voda­fone mit, 22 LTE-Funk­löcher besei­tigt zu haben, vor allem durch Neubauten von Stationen, wo vorher nichts war. Zusätz­lich wurden 78 neue 5G-Stationen in Betrieb genommen, indem bereits bestehende Stand­orte mit 5G-Technik "aufge­wertet" wurden.

Voda­fone nennt für die Alpen­region aktuell 416 Mobil­funk-Stationen. Dadurch seien 99,7 Prozent der besie­delten Gebiete in der Alpen­region – konkret die Land­kreise Ober­allgäu, Ostallgäu, Garmisch-Parten­kir­chen, Bad Tölz-Wolfrats­hausen, Mies­bach, Rosen­heim, Traun­stein und Berch­tes­gadener Land – an das Voda­fone-Mobil­funk­netz ange­bunden. Voda­fone erklärt weiter, mit seinem LTE-Mobil­funk­netz mehr als 99 Prozent der Haus­halte und Feri­enwoh­nungen in den Alpen zu errei­chen. Zur prozen­tualen Flächen­deckung macht Voda­fone keine Angaben.

Starke Kunde­nach­frage

Mit den Inves­titionen in den Ausbau des LTE-Netzes und dem weiteren Auf- und Ausbau des 5G-Netzes möchte Voda­fone der starken Nach­frage seiner Kunden Rech­nung tragen: Der mobile Daten­ver­kehr (nicht nur) in der Alpen­region wächst rasant - mit einer jähr­lichen Stei­gerungs­rate von aktuell mehr als 35 Prozent.

Die Menschen nutzen immer stärker das mobile Internet - etwa aus beruf­lichen Gründen oder um Urlaubs­ein­drücke in sozialen Medien zu teilen. Es werden Videos ange­schaut, am liebsten in HD-Qualität, Events aus Kultur und Sport (z.B. Fußball-Bundes­liga, 2. Liga und Cham­pions League) und TV-Sendungen am Handy im Live-Stream verfolgt oder es werden Nach­rich­ten­por­talen von Medi­enhäu­sern aufge­rufen, um zu schauen, was in der Welt so los ist.

Ein Stück mehr Sicher­heit

Voda­fone bestä­tigt, was viele Anwender schon lange wissen: Besserer Netz­emp­fang bringt (nicht nur) in den Alpen ein Stück mehr Sicher­heit: Früher war es häufig unmög­lich, inmitten der Berge einen Anruf an die Notfall­zen­trale abzu­setzen oder auf dem Handy die Wetter­lage, die Stre­cken­pla­nung oder Wander-Karten aufzu­rufen. Aus diesem Grund hat Voda­fone in Koope­ration mit dem Deut­schen Alpen­verein bereits vor mehr als 30 Jahren den Ausbau seines Mobil­funk-Netzes in den Alpen gestartet.

Die erste Mobil­funk-Station in den Alpen wurde im Juni 1992 in Betrieb genommen. Ein Ziel war und ist es weiterhin, mehr Sicher­heit für die Wanderer und Berg­steiger durch die Einfüh­rung des Handy-Notrufes zu schaffen. Inzwi­schen ist das Netz in den Alpen auch in abseits gele­genen Rad- und Wander­wegen schon ganz gut ausge­baut.

Im Notfall hilft AML

Voda­fone verweist darauf, in allen 416 Mobil­funk­sta­tionen in den Alpen die Notruf-Tech­nologie AML (Advanced Mobile Loca­tion) einge­baut zu haben. Bei einem Notruf an die "112" wird der genaue Standort eines Anru­fers via AML auto­matisch an die Rettungs­leit­stelle über­tragen. So können die Retter schnellst­mög­lich an einen Unglücksort gelangen und Hilfe leisten.

Sollte das Voda­fone-Netz aktuell nicht verfügbar sein, bucht sich das Handy bei Anwahl der Notruf­nummer 112 in ein anderes dort verfüg­bares Mobil­funk­netz ein, etwa von Telekom, Telefónica (o2) oder einem öster­rei­chi­schen oder Schweizer Netz (je nach Aufent­haltsort). Umge­kehrt gilt das auch für die Kunden anderer Netz­betreiber. Sollte nur Voda­fone verfügbar sein, können diese Kunden darüber eben­falls einen Notruf absetzen. Wichtig ist dabei, dass der Anrufer erst auflegt, wenn die Notruf­zen­trale alle notwen­digen Daten erhalten und bestä­tigt hat, da ein Rückruf der Rettungs­leit­stelle im Notruf-Roaming nicht möglich ist.

Kata­stro­phen-Warn­system in allen Mobil­funk-Stationen

Voda­fone erin­nert daran, dass im Februar 2023 das neue Kata­stro­phen-Warn­system Cell-Broad­cast an allen 416 Mobil­funk-Stationen der Alpen­region in Betrieb genommen wurde. Über die Funk­tion "Cell-Broad­cast" kann die Bevöl­kerung (nicht nur) in der Alpen­region seitdem gezielt und schnell per Text­nach­richt auf mobilen Endge­räten vor Kata­stro­phen gewarnt werden - etwa vor Unwet­tern, Bränden, Erdbeben, akuten Lawi­nen­gefahren oder Über­flu­tungen gewarnt werden. Voda­fone sieht in Cell-Broad­cast eine sinn­volle Ergän­zung zu vorhan­denen Warn­sys­temen wie Sirenen, Rund­funk und Warn-Apps.

Der Ausbau geht weiter

Auch wenn manche Beob­achter skep­tisch bleiben, beteuert Voda­fone, dass der Mobil­funk-Ausbau in den Alpen auch nach Voll­endung der "aktu­ellen Ausbau-Offen­sive" weiter­gehe, denn "ein Netz ist nie fertig". Allein bis Ende 2023 möchte Voda­fone "15 weitere mobile Daten­auto­bahnen" aufbauen. Das wird beispiels­weise die Einwohner und Touristen in Titt­moning (Land­kreis Traun­stein), Markt­schel­len­berg und Teisen­dorf (Land­kreis Berch­tes­gadener Land) sowie in Pforzen (Land­kreis Ostallgäu) freuen.

Aller­dings ist der Ausbau des Netzes gerade in den Alpen eine beson­dere Heraus­for­derung, betont Voda­fone. Solche Gebiete sind aufgrund der Topo­gra­phie viel schwerer zu versorgen als etwa das flache Land. Zudem muss immer zwischen Natur­schutz und Mobil­funk-Versor­gung abge­wogen werden. Ebenso sollen sich die Stationen möglichst harmo­nisch in das Land­schafts­bild einfügen. Bei der Suche nach neuen Stand­orten freut die Voda­fone-Tochter, die Funk­turm-Gesell­schaft Vantage Towers, über die Unter­stüt­zung von Gemeinden, Vermie­tern und Verpäch­tern.

In den bislang schlecht oder gar nicht versorgten Berei­chen, arbeiten die Mobil­funk­anbieter längst eng mitein­ander zusammen. So können Telekom, Telefónica (o2) und künftig auch 1&1 die Stand­orte von Vantage mitnutzen und umge­kehrt genauso. Ist ein Mastbau vor Ort wirt­schaft­lich absolut unren­tabel, kann die Mobil­funkin­fra­struk­tur­gesell­schaft des Bundes (MIG) unter Umständen weiter­helfen.

Eine Einschät­zung (von Henning Gajek)

Der Netz­ausbau ist für Voda­fone exis­ten­ziell wichtig, denn viele Kunden, die mit der aktu­ellen Netz­qua­lität unzu­frieden sind oder waren, haben längst den Anbieter gewech­selt. Zwar kostet der Netz­ausbau gigan­tische Summen, welche die Anteils­eigner zunächst gewaltig schmerzen, aber auf die Dauer ist es eine wich­tige Inves­tition, um alte Kunden zu behalten und neue zu gewinnen.

Sicher kann man fragen, ob es wirt­schaft­lich sinn­voll ist, das Land mit drei oder vier Mobil­funk­netzen gleich­zeitig zu über­ziehen oder ob es nicht sinn­voller sein könnte, wie z.B. in den USA üblich, endlich natio­nale Roaming-Abkommen zuzu­lassen. Doch auch hier müsste viel in neue Technik inves­tiert werden, damit das natio­nale Roaming so klappt, wie früher einmal bei VIAG Interkom und der Telekom.

Die MOCN-Technik ist da schon ein rich­tiger Schritt, hier können bestimmte Sende­sta­tionen auch für die Kunden der Mitbe­werber geöffnet werden.

Jede Woche berichten wir über den aktu­ellen Netz­ausbau der drei (vier) Netz­betreiber im Land.

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