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Connect-Netztest: o2 stark bei 5G, Telekom vorne

Seit 30 Jahren testet die Fach­zeit­schrift Connect die Mobil­funk­netze in Deutsch­land und seit 2011/12 auch in der Schweiz und Öster­reich. Die Ergeb­nisse sind klar.
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Vor 30 Jahren erschien der erste Netz­test der Fach­zeit­schrift "Connect". Seitdem ist der Herbst, wenn der aktu­elle Test erscheint, ein extrem wich­tiges Datum bei den Netz­betrei­bern in Deutsch­land, Öster­reich und der Schweiz (DACH). Vor 30 Jahren gab es nur zwei Netze: "D1" (Telekom) oder "D2" (Mannes­mann, heute Voda­fone) und die Tests wurden noch in privaten Fahr­zeugen der Redak­teure durch­geführt. Einer tele­fonierte und proto­kol­lierte, der andere fuhr. Die Test­route ging über Auto­bahnen und wich­tige Bundes­straßen. Züge oder indoor waren damals noch kein Thema.

Umlaut (früher P3) misst seit 2004

Beim Connect-Test 2024, der 2023 durchgeführt wurde, liegt erneut die Telekom vorne. Beim Connect-Test 2024, der 2023 durchgeführt wurde, liegt erneut die Telekom vorne.
Grafik: Connect / WEKA Medien
Seit 2004 holte Connect das Unter­nehmen "P3" aus Aachen an Bord. Das ist ein welt­weit aktiver Test­spe­zia­list, der heute (genauer seit 2019) unter dem Namen "Umlaut" firmiert und inzwi­schen zur Accen­ture Unter­neh­mens­gruppe gehört. Die machen nichts anderes, als Netze zu testen und daraufhin Gutachten zu erstellen, wo es hakt und wo Verbes­serungs­poten­zial wäre.

Wurde anfangs nur Deutsch­land getestet, kamen ab 2011 die Schweiz und ab 2012 noch Öster­reich dazu.

Wich­tigster Bench­mark

Connect stellt fest, als "wich­tigster Bench­mark" der Branche wahr­genommen zu werden. Wie Insider wissen, gibt es während des vorher ange­kün­digten Test­zeit­raums einen "Network freeze", d.h. an den Netzen darf nichts verän­dert werden, keine Umbauten, Neubauten oder neue Soft­ware, um ja nicht das Mess­ergebnis zu beein­flussen.

Connect hat seine Test­kri­terien immer wieder verfei­nert und verän­dert, etwa beim Test des Rufauf­bau­erfolgs (Wählen, "Abheben", kommt die Verbin­dung zustande?) oder bei der Quali­täts­bewer­tung von YouTube-Streams.

Wie wird bewertet?

Connect teilt die Messungen in Daten­ver­bin­dungen (48 Prozent) und Sprache (27 Prozent) auf, die rest­lichen 25 Prozent der Ergeb­nisse werden aus dem soge­nannten "Crowd-Sourcing" ermit­telt. Dazu laden sich Frei­wil­lige eine spezi­elle App aufs Handy, die laufend die Netz­qua­lität des vom Kunden gebuchten Netzes unter­sucht und die Ergeb­nisse an die Server von Umlaut und damit Connect über­mit­telt. Die Daten sind anonym. Ob Fritz Maier oder Susi Müller testen, inter­essiert nicht; wenn aber 200 Menschen am Haupt­bahnhof in Berlin kein oder schlechtes Netz haben sollten, inter­essiert das natür­lich schon. Beim klas­sischen Drive­test wurden 23.370 km abge­spult, 382.874 "Daten-" und 59.583 "Sprach­samples" erfasst und ausge­wertet. Beim Crow­dsour­cing waren immerhin 2,51 Millionen Teil­nehmer online und steu­erten 13,1 Millionen Samples bei, sie meldeten im Schnitt 98,4 Prozent Abde­ckung.

Wie ist die Daten­lage in Deutsch­land?

Bei Telekom und Voda­fone seien die Punk­tezahlen deut­lich gestiegen, insbe­son­dere durch das Thema Daten. Eigent­lich nichts Neues, doch die Daten­qua­lität habe sich bei beiden spürbar verbes­sert, stellt die Connect fest. o2/Telefónica konnte sich hier nur um einen Punkt verbes­sern, der Abstand zu Voda­fone/Telekom sei größer geworden, gleich­wohl habe sich auch die Lage bei den Münch­nern "signi­fikant" verbes­sert.

Die Telekom liege in den Städten vorne, konsta­tierten die Tester, Voda­fone sei beim Walk­test (den Connect erst relativ spät einge­führt hatte, nachdem die Kollegen der Chip das vorge­macht hatten) "stark".

Voda­fone und o2 auf Augen­höhe

In den Groß­städten liegen Voda­fone und o2 auf Augen­höhe, aber "mit Abstand zur Telekom". Bei den Walk­test habe sich Voda­fone "fast an Telekom heran­arbeiten" können, o2 sei "deut­licher auf Platz 3" gelandet. In Groß- und Klein­städten hätten alle drei Netze hohe Erfolgs­quoten gezeigt. Unter­schiede habe es in der "Perfo­mance" gegeben, am Ende seien aber alle Daten­ver­bin­dungen erfolg­reich gewesen. Freude für o2: Bei den schnellsten 10 Prozent der Down­loads im Land lag o2 auf Rang zwei vor Voda­fone. Das hatten viele Anwender im Internet schon länger "gefühlt" bewertet, Connect liefert die Daten dazu.

Bei den Uploads wiederum kann sich Voda­fone vor o2 schieben.

Telekom hat Vorteile auf dem Land

Kamen die Tester in den länd­lichen Raum, blieb die Telekom deut­lich vorne ("auf Groß­stadt-Niveau"), während in Klein­städten oder auf Verbin­dungs­straßen dann Voda­fone und o2 "näher beiein­ander", aber weit hinter der Telekom zurück­lagen.

Connect formu­liert es diplo­matisch: "Wer Konnek­tivität im Auto sucht und auf seinen typi­schen Stre­cken keine anderen Erfah­rungen macht, fährt mit der Telekom am besten." Soll heißen: Es kann auch Ecken geben, wo die Telekom noch Nach­hol­bedarf hat, aber sie sind wohl weitaus seltener als bei der Konkur­renz.

Problem­fall Bahn

"Leider keine Verbes­serungen" kriti­siert die Connect beim Bahn­fahren, ledig­lich der Telekom sei eine leichte Verbes­serung gelungen, dafür seien Voda­fone und o2 zurück­gefallen. Die Ursa­chen sind kurios: Viele Züge mit den Testern wurden auf weniger gut versorgte Stre­cken umge­leitet.

Braucht man 5G?

Der neue Stan­dard sei längst im Markt ange­kommen, stellt Connect fest und beschei­nigt der Telekom eine Verfüg­bar­keit über alle Szena­rien von 90 Prozent, sogar auf schwie­rigen Verbin­dungs­straßen oder in Zügen. Telekom und Voda­fone setzen noch stark auf DSS-Tech­nologie, während o2 mehr auf "reines 5G" (in den Städten) setzt.

"Zuver­läs­sig­keit"

Bei der Zuver­läs­sig­keit waren maximal 148 Punkte für Sprache zu erzielen, die Rang­folge ist dort drama­tisch klar: Die Telekom schaffte im Drive­test 99 Prozent, Voda­fone 96 Prozent und o2 musste sich mit 92 Prozent begnügen. Beim Walk­test bleibt die gleiche Reihen­folge, mit 96 Prozent (Telekom), 92 Prozent (Voda­fone) und 84 Prozent für o2-Telefónica. Bei den Daten im Walk­test schaffte o2 nur 79 Prozent.

Aus der Crowd errechnen sich für die Telekom 94 Prozent, Voda­fone 92 Prozent und o2 89 Prozent.

Deutsch­land: Telekom bleibt vorne

Connect-Test 2024: Deutschland, Österreich und Schweiz im Vergleich Connect-Test 2024: Deutschland, Österreich und Schweiz im Vergleich
Grafik: Connect / WEKA Medien
Das Ergebnis für Deutsch­land ist also glas­klar und keine Über­raschung: Die Telekom liegt mit 267 Gesamt­punkten weiter auf dem Spit­zen­platz. Bei Rang 2 und 3 schafft es Voda­fone (262 Punkte) noch den dritten Anbieter o2 (252 Punkte) auf seinen Platz zu verweisen, aber in bestimmten Situa­tionen kann o2 mit Voda­fone gleich­ziehen oder regional sogar besser sein.

Öster­reich: Magenta gewinnt

Auch in Öster­reich ist das "Leis­tungs­niveau" gestiegen und liegt über den Werten für Deutsch­land. Gewinner ist in Öster­reich (wie in Deutsch­land) die Telekom, die in Öster­reich Magenta heißt (265 Punkte). A1 (früher Mobilkom, 258 Punkte) und Hutchison Drei (früher One/Orange und Drei mit 250 Punkten) hätten sich zwar verbes­sert, die Abstände zum Spit­zen­reiter seien aber gleich geblieben.

Schweiz: Swisscom holt Punkte-Rekord

In der Schweiz hat der Test­sieger Swisscom ein "Rekord­ergebnis" erzielt, das deckt sich auch mit unseren eigenen subjek­tiven Erfah­rungen. In punkto Netz­ausbau können sich die deut­schen Netz­betreiber durch­gängig noch einiges von den Schwei­zern "abschauen". Inter­essan­ter­weise sind die Mobil­funk­grenz­werte in der Schweiz sehr streng, was kurio­ser­weise zu einer wesent­lich besseren Netz­abde­ckung führt, weil viel mehr Sende­sta­tionen notwendig und auch vorhanden sind als in Deutsch­land.

Swisscom erzielte im Test der Connect den "höchsten jemals erzielten Punk­testand" (268 Gesamt-Punkte), sowohl bei 3G, 4G als auch bei der 5G-Tech­nologie. 2G gibt es in der Schweiz bekannt­lich nicht mehr.

Auch Sunrise (267 Punkte) und Salt (258 Punkte) haben vergli­chen mit Deutsch­land ein extrem hohes Niveau. In Groß­städten konnte Sunrise an einigen Stellen die Swisscom leicht über­treffen. Auf Verbin­dungs­straßen habe Salt (früher Orange Swiss) aber noch deut­liches Verbes­serungs­poten­zial, stellten die Tester fest.

Der komplette Test mit zahl­rei­chen Tabellen kann unter www.connect.de/netz­test nach­gelesen werden.

Die Kollegen von Chip hatten in etwa ein ähnli­ches Ergebnis erzielt.

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