Bahn-WLAN: ICE-Hotspots bald mit Satelliten-Internet?
Satelliten-Anbindung für die Hotspots der Bahn?
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Obwohl sich der Netzausbau an Bahnstrecken so nach und nach verbessert und die WLAN-Hotspots im ICE inzwischen alle drei Mobilfunknetze nutzen, gibt es weitreichende Funklöcher an den Verkehrswegen. Gleichzeitig bauen immer mehr Anbieter Satelliten-Netzwerke für eine weltweite Internet-Versorgung auf.
Das schwedische Telekommunikationsunternehmen Icomera ist der Hersteller der ICE-Hotspots fürs Bahn-WLAN. In einem Papier macht sich Icomera nun Gedanken darüber, wie Bahnen und vor allem Reisende durch eine Hybrid-Anbindung (bestehend aus Mobilfunk- und Satelliten-Internet) eine bessere Internetversorgung bekommen könnten.
Die steigende Nachfrage nach Daten im öffentlichen Verkehr
Die Nachfrage und der Verbrauch von Daten durch Passagiere und Bordsysteme in öffentlichen Verkehrsmitteln seien laut Icomera im Zuge der Implementierung jeder neuen Generation drahtloser Kommunikationstechnologien und -standards stetig gestiegen.
Satelliten-Anbindung für die Hotspots der Bahn?
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In den meisten Ländern würden Mobilfunknetzbetreiber (MNOs) und Regulierungsbehörden vor der Herausforderung stehen, eine angemessene Abdeckung und Kapazität entlang der öffentlichen Verkehrswege bereitzustellen, da die Streckenabschnitte im Allgemeinen dünn besiedelt sind und die Entwicklung von Mobilfunknetzen mit hoher Kapazität, die sich über die ganzen Strecken ausdehnen, viel Zeit und Geld kostet. Während also Abdeckung und Kapazität auf kürzeren, innerstädtischen Strecken verbessert werden könne, werde es auf längeren Strecken, die durch ländliche/dünn besiedelte Gebiete führen, wahrscheinlich immer Mobilfunk-Löcher geben.
Icomera empfiehlt Hybrid-Strategie
Das neue "SureWAN-Link-Aggregation-Protokoll" von Icomera soll es Verkehrsbetreibern ermöglichen, alle drahtlosen Kommunikationstechnologien, einschließlich der neuen Low Earth Orbit (LEO)-Satellitentechnologien, als Teil ihrer gesamten Konnektivitätsstrategie auszunutzen. Satellitennetzwerke erweisen sich laut Icomera insbesondere dann als nützlich, wenn Fahrzeuge über weite Strecken durch ländliche oder abgelegene Gebiete fahren, in denen keine Mobilfunkinfrastruktur vorhanden ist.
Angesichts der Kosten von Satelliten im Vergleich zur bodengestützten Infrastruktur und der damit verbundenen Risiken, sich nur auf einen einzigen Kommunikationsdienstleister zu verlassen, geht Icomera davon aus, dass Verkehrsbetreiber gut beraten wären, eine Hybrid-Strategie zu verfolgen, die Satelliten in Verbindung mit Mobilfunknetzen nutzt, um die schnellstmögliche und zuverlässigste Internet-Verbindung bereitzustellen.
Die Effizienz der Link-Aggregation
"SureWAN" soll den Onboard-Routern die gleichzeitige intelligente Verbindung mit mehreren Kommunikationsnetzwerken und -technologien ermöglichen. Durch die nahtlose Kombination der Kapazitäten dieser Netzwerke soll eine unterbrechungsfreie Konnektivität zu Bahn-Waggons und ihren Passagieren gewährleistet werden. Transportbetreiber könnten SureWAN nutzen, um die Kapazität jedes Netzwerks optimal zu nutzen und zuverlässige und stabile Verbindungen auch in schwierigen geografischen Umgebungen sicherzustellen.
In Situationen, in denen eine bestimmte Netzwerkverbindung aufgrund der Entfernung verloren geht oder geschwächt wird, soll es SureWAN dem integrierten Router ermöglichen, automatisch alle anderen verfügbaren Verbindungen aufrechtzuerhalten. Dadurch entfalle die Notwendigkeit eines abrupten Wechsels zwischen Kommunikationsnetzen oder Technologien, da die aggregierte Verbindung zum Fahrzeug stets bestehen bleibt. Passagiere und Bordsysteme könnten so unabhängig von Netzschwankungen eine unterbrechungsfreie Konnektivität genießen.
Satelliten-Internet allerdings nicht im Tunnel
Vor über 20 Jahren habe Icomera mit Hilfe geostationärer (GEO) Satellitentechnologie Konnektivität für die ersten Züge hergestellt, danach seien aber UMTS, LTE und 5G ausgebaut worden. Der aktuelle Aufbau von Satelliten Konstellationen in der erdnahen Umlaufbahn (Low Earth Orbit, LEO) habe das Interesse an der Satellitentechnologie als interessante Option für Verkehrsbetreiber wiederbelebt. Icomera arbeite mit einer Reihe führender Satellitenanbieter zusammen, um die Technologie in den Konnektivitätsmix für das Bahnsegment einzubinden.
Es sei jedoch wichtig anzuerkennen, dass bodengestützte Netzwerkinfrastrukturen wie Mobilfunk und Leitungen entlang der Strecken im Vergleich zur Satellitentechnologie häufig eine Datenübertragung zu geringeren Kosten ermöglichen. In vielen städtischen Umgebungen sorge die Aggregation von 5G- und LTE-A-Netzen mittels Icomera SureWAN in den meisten Fällen für ausreichende Konnektivität. Darüber hinaus würden dedizierte private streckenseitige Netzwerke einen verbesserten Datendurchsatz in ländlichen Gebieten oder in anspruchsvollen Umgebungen wie Tunneln ermöglichen - denn in einem Tunnel bricht jede Satelliten-Verbindung ab.
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