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Bericht: Disney-Chef Bob Iger wollte Fusion mit Time Warner

Laut einem Bericht der "New York Times" wollte der ehema­lige Disney-Chef Bob Iger schon 2016 mit Time Warner fusio­nieren. Jedoch kam der Tele­fon­anruf aus Burbank knapp zu spät.
Von Björn König

Viele Geschichten in der Disney-Märchen­welt fangen mit "Es war einmal..." an. Und wie es aussieht, ist Disney nun um ein Märchen­kapitel reicher. So berichtet die New York Times von einer Bege­ben­heit, welche die US-Medi­enland­schaft schon 2016 völlig umge­krem­pelt hätte.

Disneys ehema­liger Konzern­chef Bob Iger hatte sich seiner­zeit um eine Über­nahme von Time Warner bemüht. Aller­dings waren die Verhand­lungen mit dem Tele­kom­muni­kati­ons­kon­zern AT&T zu diesem Zeit­punkt bereits weit fort­geschritten.

Anruf kam nur knapp zu spät

Bob Iger wollte schon 2016 Time Warner und Disney verschmelzen Bob Iger wollte schon 2016 Time Warner und Disney verschmelzen
Foto: Disney
Im Oktober 2016 ging ein Anruf beim dama­ligen Time Warner-Chef Jeff Bewkes ein. Am anderen Ende der Leitung war Disney-CEO Bob Iger. Er lotete die Möglich­keit einer Fusion mit Disney aus. Doch Bewkes winkte ab. Es sei bereits etwas in Arbeit. Iger wünschte Bewkes viel Glück und legte den Hörer auf, der Rest ist mitt­ler­weile Geschichte. Doch warum star­tete der aktu­elle Disney-Chef Bob Chapek nicht einen zweiten Versuch?

Die heutige WarnerMedia ist ein völlig anderer Konzern als noch 2016. Glei­ches gilt entspre­chend für Disney. Durch die Über­nahme der Marvel Studios und vor allem Rupert Murdochs Unter­hal­tungs­impe­rium um "20th Century Fox" ist der Konzern erheb­lich gewachsen. Disney ist mitt­ler­weile so groß, dass weitere Über­nahmen schlicht aus kartell­recht­lichen Gründen schei­tern würden. In weiten Teilen der gesamten US-Unter­hal­tungs­indus­trie hat der Mickey-Mouse-Konzern mitt­ler­weile seine Finger im Spiel.

Komple­men­täres Geschäfts­modell

Während die Geschäfts­bereiche von Disney und WarnerMedia sich in weiten Teilen über­schneiden, sieht es bei einem Zusam­men­gehen mit Disco­very deut­lich anders aus. Hier sind die einzelnen Akti­vitäten eher komple­mentär. WarnerMedia setzt haupt­säch­lich auf fiktio­nales Enter­tain­ment und Nach­richten, wohin­gegen Disco­very sich auf Doku­men­tationen, Sport sowie Reality-Formate konzen­triert. Damit entsteht ein einzig­artiges Content-Universum, welches sich so in der Tat bei keinem Wett­bewerber findet.

Noch ist der Deal aller­dings nicht unter Dach und Fach. Dass er aller­dings unter kartell­recht­lichen Gesichts­punkten schei­tert, ist schwer vorstellbar. Disco­very und WarnerMedia sind sich schon jetzt auf dem Markt nicht in die Quere gekommen. Beide Unter­nehmen allein hätten vor allem im Bereich Strea­ming den großen Gegnern Disney und Netflix nicht viel entge­gen­zusetzen. Eine Fusion mit Disney hingegen hätte den Abstand von Disney zu seinen Wett­bewer­bern wiederum noch weiter vergrö­ßert.

Will Disney noch wachsen?

Ob Disney in den kommenden Jahren nach weiteren Wachs­tums­mög­lich­keiten Ausschau hält, lässt sich schwer vorher­sagen, doch mitt­ler­weile deckt der Konzern mit Filmen und Serien, Doku­men­tationen sowie Sport fast alle wich­tigen Felder ab. Wenig Rele­vanz hat der Medi­enkon­zern ledig­lich im Bereich Nach­richten und Infor­mationen. Hier bestünde noch eine Option, das Port­folio abschlie­ßend mit weiteren Inhalten zu erwei­tern.

Aller­dings ist die Frage, ob Disney-CEO Bob Chapek in naher Zukunft über­haupt weitere Inves­titionen anstrebt. Schließ­lich hat die Corona-Pandemie dem Kern­geschäft um Frei­zeit­parks sowie Kreuz­fahrten kräftig zuge­setzt und auch im Bereich Strea­ming läuft es nicht ganz wie geplant. Von daher dürfte dem Manage­ment zunächst daran gelegen sein, mit schon bestehenden Akti­vitäten wieder durch­gehend schwarze Zahlen zu schreiben.

Erst kürz­lich hat Disney für seinen Strea­ming-Dienst auch einen Lizenz­ver­trag mit Sony Pictures geschlossen.

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